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In der Spielwarenbranche kann man aus dem Hobby einen Beruf machen. Oder man findet eher zufällig den Weg zum Spielzeug. Die Einsatzbereiche sind so vielfältig wie das Angebot im Spielwarenregal.
Charlotte Busch betreut als Teamleiterin den Bereich Global Product Management bei der Schleich GmbH in Schwäbisch Gmünd. Sie begleitet die Entstehung von Spielwelten, von der Idee bis zur internationalen Vermarktung. An der Hochschule Ingolstadt hat sie den Bachelorstudiengang International Retail Management (Internationales Einzelhandelsmanagement) studiert – ein dualer Studiengang, der Praxiseinsätze in einem Handelsunternehmen für Unterhaltungselektronik integriert (Der Studiengang ist zum Wintersemester 2016/17 ausgelaufen, Anmerkung der Redaktion).
Nach dem Abschluss im Jahr 2013 und einem Traineeprogramm hat sie an der ESB Business School der Hochschule Reutlingen den Studiengang International Management abgeschlossen. Dass der Einstieg ins Berufsleben sie 2016 als Junior Product & Marketing Managerin zur Schleich GmbH geführt hat, war eher Zufall. Ein Jahr später wurde sie Produktmanagerin und im März 2020 hat sie neue Verantwortungen in der Teamleitung übernommen.
„Eigentlich war Unterhaltungselektronik ja mein Thema“, sagt die 30-Jährige. Den Einstieg in die Spielzeugbranche habe sie dennoch nie bereut. „Ich habe am ersten Tag Feuer gefangen.“ Eines ihrer ersten Projekte war die Marktforschung für eine Dinosaurier-Forschungsstation, die heute erfolgreich vermarktet wird. „Mit Kindern macht Marktforschung besonders Spaß“, findet Charlotte Busch, „denn sie sind sehr emotional und ehrlich.“
Mit Kindern macht Marktforschung besonders Spaß, denn sie sind sehr emotional und ehrlich.
Charlotte Busch, Teamleiterin Bereich Global Product Management bei der Schleich GmbH
Für die Spieleentwicklung sollten Interessierte neben Kreativität und Einfallsreichtum auch Teamgeist mitbringen.
Jutta Müller, Berufsberaterin für Ausbildung und Studium bei der Agentur für Arbeit in Ravensburg
Neben der Arbeit mit der Zielgruppe begeistert sie die Vielfalt ihrer Aufgaben und die Möglichkeit, ein Produkt von A bis Z zu begleiten. Der erste Schritt besteht in der strategischen Planung des Sortiments und der Marktforschung. Daraus entstehen Ideen, die im Team mit Designerinnen und Designern, Technikerinnen und Technikern verwirklicht werden können. Aber natürlich geht es in ihrer Arbeit auch um Zahlen und Kalkulationen. Ihre Aufgaben verlangen kreative und analytische Fähigkeiten. Neben den Schnittstellen zu Design und Technik ist sie – unter anderem – mit den Kolleginnen und Kollegen aus Vertrieb und Kommunikation weltweit im ständigen Austausch.
Wen diese Aussichten locken, sollte wissen, dass die Spielwarenbranche eine kleine Branche ist. Laut Claudia Suttner, Arbeitsmarktexpertin bei der Bundesagentur für Arbeit, gab es 9.000 Beschäftigte im Jahr 2023. Mehr als die Hälfte davon waren Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Ein Betätigungsfeld für Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bietet beispielsweise die Entwicklung von Spielen, das Produktmanagement oder die Arbeit als Redakteur/in.
„Viele Studiengänge, die genau auf die Entwicklung von analogen Spielen wie Brett- oder Kartenspielen zugeschnitten sind, gibt es nicht“, erklärt Jutta Müller, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Ravensburg. An der Kunsthochschule Halle wird der einmalige Bachelor-Studiengang Spiel- und Lerndesign angeboten, der konkret auf die Entwicklung analoger Spiele ausgerichtet ist. Zum Ziel können zum Beispiel auch die beiden Studiengänge Kommunikations- und Mediendesign führen. „Auch Quereinsteiger aus den Bereichen Pädagogik, Erziehungswissenschaften oder Psychologie haben Chancen“, erklärt die Berufsberaterin. Als typischen Ausbildungsberuf nennt sie die Mediengestalterin beziehungsweise den Mediengestalter Digital und Print. „Für die Spieleentwicklung sollten Interessierte neben Kreativität und Einfallsreichtum auch Teamgeist mitbringen.“ Für die inzwischen zahlreichen digitalen Spielvarianten können Studiengänge in Richtung Medieninformatik, Game Design, Intermedia Design, Games Engineering und Ähnliches passend qualifizieren.
Eine breite Palette an Ausbildungsberufen beschäftigt sich mit der Umsetzung und Herstellung von Spielen: vom/von der Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, dem/der Feinwerkmechaniker/in oder dem/der Maßschneider/in bis hin zum/zur Packmitteltechnologen/-technologin (z.B. für Puzzles) ist alles dabei.
Des Weiteren sind Handwerkerinnen und Handwerker gefragt. Drechslerinnen und Drechsler sowie Tischlerinnen und Tischler fertigen manchmal auch Holzspielzeug. Es gibt zwar eine spezialisierte Ausbildung zur Holzspielzeugmacherin beziehungsweise zum Holzspielzeugmacher. „Das sind aber Exoten“, weiß Jutta Müller. „In ganz Deutschland werden pro Jahr nur circa neun bis zehn Auszubildende eingestellt.“ Eine interessante Weiterbildung nach abgeschlossener Ausbildung ist in Thüringen möglich zur Gestalterin beziehungsweise zum Gestalter für Spielzeug.
Spielwaren brauchen jemanden, der sie kauft. Dafür ist in Vertrieb, Marketing und Produktmanagement kaufmännisches Know-how gefragt. Fachkräfte sind im Spielwarenhandel und in Vertriebsabteilungen der herstellenden Unternehmen tätig. Als klassisches Studienfeld nennt Jutta Müller den Bereich Betriebswirtschaft, als Vollzeitstudium oder dual. Zum Beispiel ist Marketing auch für den Spielzeugverkauf essenziell. „Interessant ist zudem auch die Wirtschaftsingenieurin beziehungsweise der Wirtschaftsingenieur, die oder der BWL mit Praxisbezug und Produktionswissen verbindet.“
Der wichtigste Ausbildungsberuf in herstellenden Unternehmen ist der der Industriekaufleute, die Prozesse und Kostenfaktoren in der Produktion kalkulieren. „Neben Kaufleuten im Groß- und Außenhandel, in der Bürokommunikation oder der Marketingkommunikation haben Kaufleute im E-Commerce gute Aussichten in Herstellung und Handel von Spielwaren. Denn: Digitale Vertriebswege werden immer wichtiger,“ erklärt die Beraterin. „Wer im Handel mit Endkunden arbeiten will, sollte überlegen, ob er Einzelhandelskaufmann oder -frau in einem Spielzeugfachgeschäft werden möchte.“ Diese Ausbildung ist flächendeckend verfügbar und führt gegebenenfalls durch Branchenkenntnis zum/zur Fachverkäufer/in im Bereich Spielwaren. Hier ist intensive Beratung erforderlich zu Alter, Geschlecht, verwendetem Material etc.
Egal ob Studium oder Ausbildung: „Wer in kaufmännischen Berufen tätig werden will, sollte auf jeden Fall ein Faible für Zahlen mitbringen“, sagt Jutta Müller. „Aber auch Kommunikation, Verhandlungsgeschick und strategisches Denken sind gefragt.“ Neben einem guten Abschluss braucht es, wie in allen anderen Branchen auch, „Praxiserfahrung, ein gutes Netzwerk und ein bisschen Glück“, sagt Claudia Suttner. Auch Unternehmergeist ist im Spiel: „Selbstständigkeit ist für ein knappes Drittel der Erwerbstätigen eine Alternative zur Festanstellung“, ergänzt sie. Jutta Müller rät zu Eigeninitiative: „Man sollte Praktika machen, Kontaktchancen auf Messen nutzen und sich für kreative Aufgaben auch kreativ bewerben.“
Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de
Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche
Mit diesem kostenlosen Online-Test der Bundesagentur für Arbeit findest du heraus, welcher Beruf zu dir passt.
www.check-u.de
Stand: 02.12.2024
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