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Ich will was machen mit Spielwaren - Interview: „Arbeit für die tollste Zielgruppe der Welt“

Ulrich Brobeil ist seit 2005 Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie in Nürnberg.

Das Foto zeigt einen interaktiven Katalog.

abi» Herr Brobeil, welche Veränderungen hat die Spielwarenbranche in den vergangenen Jahren erlebt?

Ulrich Brobeil: Spielen bewegt sich immer zwischen Improvisation und Regelwerk. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn die Spielsachen anders aussehen als vor 50 oder 100 Jahren. Die Spielwarenbranche reagiert auf gesellschaftliche Entwicklungen wie den Trend zum Wir-Gefühl. In „kooperativen Spielen“, steht nicht mehr das „Jeder gegen jeden“ im Vordergrund, sondern das Miteinander. Spielwarenhersteller entwickeln sich zu Entertainment-Firmen, die neben Spielzeug auch Filmdrehbücher und Merchandising-Artikel entwickeln und „Spielwelten“ anbieten. Natürlich macht sich die Digitalisierung bemerkbar. Wir sehen zunehmend Spielzeug mit technologischen Komponenten.

abi» Spiele auf dem Brett oder am PC – wer hat die Nase vorn?

Ulrich Brobeil: Brett-, Kinder- oder Gesellschaftsspiele boomen nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung. Junge Erwachsene haben den Reiz von Spielen mit digitalen Komponenten entdeckt. Bei Spielzeug im Kleinkindbereich schaffen Hersteller durch die Kombination mit Technik einen größeren Spielwert oder Lernanreize. Aber für mich gilt: Die PC-Spiele müssen beweisen, dass sie ebenso faszinierend sind wie Brett- oder Kartenspiele.

abi» Wie verändert Digitalisierung die Abläufe bei Herstellern und im Handel und was bedeutet das für Beschäftigte?

Ulrich Brobeil: Natürlich verändert die Digitalisierung die Abläufe bei Herstellern und im Handel. Am stärksten spürt das der Handel. Der Onlinehandel steht heute in Deutschland für über 40 Prozent am Spielwarenumsatz. Der Kostendruck für stationäre Händler ist hoch und sie bieten zunehmend digitale Shopping-Lösungen an, wo Hersteller unter dem Namen des Händlers direkt an den Endverbraucher liefern. Beschäftigte bei Herstellern und im Handel müssen sich in neue Technologien einarbeiten.

abi» Hat Spielen Zukunft?

Ulrich Brobeil: Aus unserer Sicht sind die Perspektiven der Branche glänzend. In Deutschland werden jährlich mehr als 50 Millionen Spiele verkauft. Das wird sich fortsetzen. Spiele werden bei Ausstattung, Grafik und Spielregeln immer wertiger. Am Kind wird auch in der Krise zuletzt gespart. Die Zahl der Arbeitsplätze in der deutschen Spielwarenindustrie ist deshalb auch in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben.

abi» Was sollten Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger mitbringen?

Ulrich Brobeil: Wie in jedem Beruf: Neugierde und den Willen zu lernen. Dann sicherlich Kreativität, Flexibilität, Offenheit und die Lust am Produkt, am Spielen. Jede und jeder, die oder den man in der Branche fragt, wird sagen, dass man für die tollste Zielgruppe der Welt arbeitet, nämlich Kinder.

Zur Person

Porträtfoto von Ulrich Brobeil. Porträtfoto von Ulrich Brobeil.

Ulrich Brobeil ist seit 2005 Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie in Nürnberg.