Jan-Jonathan Bock
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Dr. Jan-Jonathan Bock ist Leiter des Schülerwettbewerbs „Jugend debattiert“.
Jugend debattiert – Interview: Fair streiten!
Dr. Jan-Jonathan Bock, Leiter von „Jugend debattiert“ bei der Hertie-Stiftung, erläutert, was das Programm so besonders macht und wie man sich dafür bewerben kann.
abi» Gut streiten will gelernt sein. Warum?
Jan-Jonathan Bock: Die Debatte ist die Grundlage des Austauschs zu politischen Themen in einer Demokratie. In einer Gesellschaft, die immer diverser und heterogener wird, ist es essenziell, dass Bürgerinnen und Bürger gut streiten können. Nur so setzen sich innovative Ideen durch und wir lernen, die Meinungen anderer auszuhalten.
abi» 2021 feierte „Jugend debattiert“ sein 20-jähriges Jubiläum. Warum wurde es ins Leben gerufen?
Jan-Jonathan Bock: Vor allem im angelsächsischen Raum haben Debattierklubs an Universitäten und ausgewählten Schulen eine lange Tradition. In Deutschland wurde 1990 die Tübinger Debatte gestartet. Ende der 1990er-Jahre wollten einige Organisationen, wie die Hertie-Stiftung, Kompetenzen wie Rhetorik oder Streitkultur auch wieder an Schulen einführen.
abi» Nach welchen Kriterien entscheidet die Jury?
Jan-Jonathan Bock: Bewertet werden Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Nicht bewertet wird die politische Meinung. Die Positionen in der Debatte werden zugelost und anwaltlich vertreten. Man lernt dabei, nicht nur für sich, sondern auch für andere zu sprechen. Alle Argumente sollen auf den Tisch, damit jeder im Publikum, wie ein Richter, seine eigene Meinung bilden kann.
abi» Was macht das Programm so besonders?
Jan-Jonathan Bock: „Jugend debattiert“ ist nicht nur ein Wettbewerb. Zum Programm gehören zentral auch Trainings: in Schulen, für die Regionalsieger und für die Landessieger. Es geht nicht nur um die Vermittlung von abstraktem Wissen, sondern um die Fähigkeit zum Zuhören und Abwägen, ums Ausformulieren eigener Werte und Überzeugungen und um das Aushalten anderer Meinungen. Dies alles sind Kompetenzen, die für eine demokratische Kultur gebraucht werden.
abi» Darüber hinaus lernt man ...?
Jan-Jonathan Bock: Desinformation und digitale Manipulation bedrohen die Demokratie; durch „Jugend debattiert“ lernen junge Menschen, selbst zu recherchieren und kritisch zu hinterfragen, woher andere ihre Informationen bekommen. Dadurch wird nicht zuletzt die digitale Resilienz gestärkt.
abi» Wie findet der Debattierunterricht statt?
Jan-Jonathan Bock: An vielen Schulen wird „Jugend debattiert“ in den Deutsch- oder Politikunterricht integriert, an anderen gibt es dazu AGs oder freiwillige Angebote. Es gibt Materialien für Lehrkräfte, die außerdem Aus- und Fortbildungen durch die Bundesländer, Kultusministerien und die Hertie-Stiftung erhalten. Die Teilnehmenden lernen, wie sie Argumente abwägen, politische Maßnahmen bewerten und ihre eigenen Meinungen formulieren können.
abi» Wer mag, kann auch an Debattierwettbewerben teilnehmen. Wie sind diese organisiert?
Jan-Jonathan Bock: Der Wettbewerb findet zuerst an Schulen statt. Diese schicken dann die besten Debattierenden zum jeweiligen Regionalwettbewerb. Wer dort weiterkommt, nimmt an den Wettbewerben der Bundesländer teil. Den Abschluss bildet der Bundeswettbewerb in Berlin. Hier werden die besten Debattierenden aus ganz Deutschland jeweils für die Sekundarstufe I und II separat ermittelt. Jedes Jahr nehmen circa 200.000 Jugendliche an den Programmen von „Jugend debattiert“ teil, aus über 1.400 Schulen.
abi» Worauf legt die Jury besonders viel Wert?
Jan-Jonathan Bock: Es gibt vier Kriterien, die für die Jury ausschlaggebend sind. Diese sind standardisiert und ziehen sich durch alle Ebenen des Trainings und Wettbewerbs: Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Die Jurorinnen und Juroren werden im Wettbewerb geschult, wie sie diese Fähigkeiten erkennen und bewerten.
abi» Wo und wie kann man sich bewerben?
Jan-Jonathan Bock: Bewerben können sich nur Schulen, die für die Teilnahme gewisse Rahmenbedingungen schaffen müssen.
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