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Ausbildung im SAHGE-Bereich: Für andere da sein

Ein Schulpraktikum führte Ole Tomhave (25) zur Lebenshilfe. Der bundesweit tätige Verein betreut Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung. Eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, die er gerade abschließt, kam damals für ihn aber noch nicht infrage.

Ein junger Mann in weißer Pflegerkleidung steht am Pflegebett einer liegenden älteren Frau.

„Ich bin ein sehr emphatischer Mensch“, beschreibt sich Ole Tomhave selbst. Für ein Pflichtpraktikum in der Schule wählte er deswegen eine Werkstatt der Lebenshilfe aus. Dort werden Menschen mit Behinderung so gefördert, dass sie eine ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeit ausführen können. Auch wenn es ihm dort gefiel, war sein eigentliches Berufsziel die Kriminalpolizei. Nachdem er die fachgebundene Hochschulreife mit sozialpädagogischem Schwerpunkt erworben hatte, klappte es aber nicht auf Anhieb mit der Bewerbung. So entschied sich Ole Tomhave zunächst für die Bundeswehr, um von dort den Sprung zur Kripo zu schaffen.

In dieser Zeit stieß er auf eine Anzeige der Lebenshilfe für den Bundesfreiwilligendienst. Er erinnerte sich an sein Praktikum und schwenkte beruflich um. „Während des Freiwilligendienstes habe ich schnell gemerkt: Das liegt mir!“ So entschied sich der junge Mann für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger – trotz Vorbehalte. „Ich habe mir Gedanken gemacht wegen des Geldes und ob die Tätigkeit manchmal eintönig ist.“ Das widerlegten jedoch seine Erfahrungen während der dreijährigen schulischen Ausbildung, die aufgeteilt ist in Schul- und Praxisphasen.

  • Porträtfoto Ole Tomhave

    Während meines Freiwilligendienstes in der Lebenshilfe habe ich schnell gemerkt, dass mir diese Arbeit liegt. So entschied ich mich für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger.

    Ole Tomhave

Im Alltag unterstützen

Drei bis vier Tage in der Woche arbeitet Ole Tomhave bei einer diakonischen Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Hildesheim. Deren Fähigkeiten und Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich. Gleich zu Beginn half er bei der Betreuung und Pflege von mehrfach geistig behinderten Personen. „Das ist teilweise körperlich sehr anstrengend und intim“, beschreibt er. Im zweiten Ausbildungsjahr war er im Kinder- und Jugendbereich eingesetzt. Hier lag der Schwerpunkt auf deren Entwicklungsperspektiven und der Vermittlung von Bildung.

In seinem letzten Jahr kümmert sich Ole Tomhave wieder um Erwachsene, die relativ selbstständig in Wohngemeinschaften oder alleine in der Stadt leben. Regelmäßig macht er bei den Kundinnen und Kunden, wie sie im Fachjargon heißen, Hausbesuche und unterstützt sie bei der Bewältigung ihres Alltags. Bei Bedarf begleitet er sie zum Einkaufen, bei Arztbesuchen oder organisiert Freizeitaktivitäten. Schichtdienst an jedem zweiten Wochenende gehört zur Arbeit dazu.

Zusätzlich ist Ole Tomhave zwei Tage in der Woche in der Fachschule Heilerziehungspflege der Lebenshilfe Landesverband Niedersachsen. Dort lernen die Schülerinnen und Schüler Grundlegendes in Pflege, Medizin, Psychologie, Pädagogik und auch Recht. Außerdem stehen allgemeinbildende Fächer auf dem Stundenplan wie Deutsch, Mathe, Englisch, Politik und Religion.

Zwei Wochen Praktikum zum Ausprobieren

Nicht immer sind die Praxisphasen einer schulischen Ausbildung vergütet und je nach Träger müssen die Schülerinnen und Schüler Schulgeld bezahlen. Ole Tomhave hat das Glück, dass ihn sein Arbeitgeber als ungelernte Kraft angestellt hat. Das Unternehmen übernimmt zudem die monatlichen Kosten für die Schule. Und noch etwas ist anders als anfangs gedacht: Der Frauenanteil in Ausbildung und Beruf ist in Ole Tomhaves Umfeld nicht sehr viel höher als der an Männern.

Nach dem Abschluss will der Heilerziehungspfleger zunächst in seinem Beruf weiterarbeiten. Später kann er sich ein Studium vorstellen, etwa „Soziale Arbeit“. Eventuell lässt sich die Ausbildung dann sogar auf das Studium anrechnen.

Dass sich jemand nach einem Praktikum oder Freiwilligendienst für diesen Beruf entscheidet – trotz ursprünglich anderer Pläne –, hat Ole Tomhave immer wieder erlebt. Deswegen lautet sein Tipp: „Unbedingt in der Praxis ausprobieren, ob einem das liegt. Mindestens zwei Wochen sind gut, denn manchmal dauert es ein wenig, um damit warm zu werden.“