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Mit Erasmus+ nach Italien: Unvergessliches Abenteuer auf Sardinien

In eine neue Sprache und Kultur eintauchen und viele Menschen kennenlernen – das wollte sich Vanessa Gerigk (24) aus Stuttgart nicht entgehen lassen. Die Pharmazie-Studentin der Eberhard Karls Universität Tübingen hat ihre Komfortzone verlassen und ist für ein Semester in die sardische Hauptstadt Cagliari gezogen.

Küste Sardiniens von einem Boot aus

Den ersten Schritt Richtung Erasmus+ habe ich etwa eineinhalb Jahre vor dem Start meines Auslandssemesters gemacht. Da bin ich zu einer Infoveranstaltung gegangen und habe anschließend mehrere Monate recherchiert, wohin ich am liebsten gehen würde. Ich wollte schon immer mal für eine gewisse Zeit am Meer wohnen und habe mich bei der Auswahl der Unis an diesem Kriterium orientiert. Ein Jahr vorher fiel meine Entscheidung dann auf Italien. Italienisch hatte ich bereits in der Schule als Fach und Italien ist eh ein cooles Land, dachte ich mir. Und so landete ich in meinem sechsten Semester, im Sommer 2021, auf meiner Trauminsel Sardinien an der Università degli Studi di Cagliari.

  • Ein Foto von Vanessa G.

    Durch Erasmus habe ich gelernt, noch spontaner und offener gegenüber Neuem zu sein. Es war toll, so viele unterschiedliche Leute aus aller Welt kennenzulernen.

    Vanessa Gerigk hat ihren Erasmus-Aufenthalt auf Sardinien verbracht.

Mit dem Buddy-Programm bestens vorbereitet

Mit der Fachrichtung Pharmazie hatte meine Hochschule in Cagliari keinen Vertrag. Deshalb habe ich über die Partnerschaft mit dem Medizinstudiengang einen Platz bekommen. Danach habe ich die Checkliste abgearbeitet, alle Papiere ausgefüllt und mich um einen Sprachkurs gekümmert. Vor der Abreise habe ich den OLS-Sprachtest (Online Language Support) von Erasmus+ absolviert, um meine Italienischkenntnisse zu messen. Nach dem Auslandsaufenthalt wurde dann ein zweiter Test gemacht, um zu sehen, ob sich die Sprache verbessert hat. Insgesamt fand ich den Bewerbungsprozess sehr entspannt und einfach. Da mein Auslandssemester in der EU war, musste ich mich auch nicht um zusätzliche Versicherungen oder ein Visum kümmern.

Besonders gut fand ich während der Vorbereitungen das sogenannte Buddy-Programm. Dabei helfen Studierende den ausländischen Studis bei Fragen rund um ihren Aufenthalt. Bei der Suche nach einer Unterkunft hatte ich Glück. Während der Pandemie haben nämlich viele einheimische Studierende die Stadt Cagliari verlassen und sind wieder bei den Eltern eingezogen. So habe ich über eine Facebook-Gruppe ganz unkompliziert eine WG gefunden.

Bei der Erasmus-Förderung hatte ich die zweite von drei Stufen, weil Italien im europäischen Vergleich von den Lebenshaltungskosten etwa in der Mitte liegt. Damals habe ich pro Monat 390 Euro bekommen. Die Anzahlung wurde mir noch vor meiner Abreise überwiesen. Etwa zwei Monate nach meiner Rückkehr aus Italien kam dann der restliche Betrag. Gefördert wurde ich nur für die Dauer eines Semesters. Das waren bei mir vier Monate. Auf Sardinien habe ich aber insgesamt ein halbes Jahr gelebt. Mit dem Geld bin ich dennoch gut klargekommen. In Rom oder Mailand wäre es mit diesem Betrag bei den wesentlich höheren Preisen vermutlich deutlich schwieriger gewesen. Um gut über die Runden zu kommen, habe ich vor meinem Auslandssemester auch viel gearbeitet. Dank des angesparten Polsters musste ich während der Zeit in Italien auf nichts verzichten, konnte jederzeit Pizza essen gehen und mit einem Mietwagen die Insel bereisen.

Auch außerhalb der Uni viel gelernt

In meiner WG habe ich mit drei italienischen Mädchen zusammengewohnt, die kaum Englisch konnten. Das war sogar gut, weil ich dadurch „gezwungen“ war, Italienisch zu sprechen und mein Sprachlevel so deutlich verbessern konnte. Mit den anderen Erasmus-Studis habe ich eher Englisch gesprochen. Die internationale Studentenorganisation ESN (Erasmus Student Network) hat viele Ausflüge und Aktionen organisiert, sodass sich jeder super schnell vernetzen konnte. Da ich während Corona in Italien war, fanden alle meine Vorlesungen online statt. So habe ich in all der Zeit auf Sardinien keinen Fuß in die Uni gesetzt. Bei meiner Kurswahl war ich ziemlich frei und habe Seminare in Pharmazie und Ernährungswissenschaften belegt. Die wurden mir an meiner Hochschule in Deutschland allerdings nicht angerechnet, weil ich in Italien ja im Studiengang Medizin eingeschrieben war. Das fand ich aber nicht schlimm. Für mich war es nur wichtig, die Kurse zu bestehen, um die Erasmus-Förderung zu erhalten.

In meiner Freizeit bin ich viel Kaffeetrinken gegangen, habe mich mit Leuten verabredet, viel Sport getrieben und war fast täglich am Strand. Da während Corona viele Feiermöglichkeiten tabu waren, mussten wir uns selbst etwas ausdenken. Das fand ich sogar viel persönlicher.

Aus der Komfortzone treten

Durch Erasmus habe ich gelernt, noch spontaner und offener gegenüber Neuem zu sein. Es war toll, so viele unterschiedliche Leute aus aller Welt kennenzulernen. Viele Freunde habe ich auch schon in ihrer Heimat besucht. Mein Rat an alle, die noch überlegen: nicht zu viel grübeln, sondern die Komfortzone verlassen und einfach machen. Erasmus ist eine tolle Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sammeln. Du hast Spaß und Struktur, gewinnst neue Kontakte und Eindrücke und wirst dabei auch noch finanziell unterstützt.

Mein Traum ist es, noch einmal während des Studiums ins Ausland zu gehen: entweder im Praktischen Jahr vor dem zweiten Staatsexamen oder bei einem internationalen Masterprogramm wie Erasmus-Mundus. Dabei könnte ich an verschiedenen Unis in Europa studieren. Diese Erfahrungen möchte ich mir nicht entgehen lassen.