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Studieren im Baltikum: „Mit etwa 500 Euro im Monat kann man schon ganz gut leben“

Dr. Heiko F. Marten ist Leiter des DAAD-Informationszentrums Riga. Im Interview mit abi» erklärt der Experte, warum sich für deutsche Studierende ein Aufenthalt in Estland, Lettland und Litauen auf jeden Fall lohnt.

Spielsteine mit der Buchstabenkombination ERASMUS

abi» Herr Dr. Marten, kann ich im Baltikum studieren, wenn ich keine Ahnung von der jeweiligen Landessprache habe?

Dr. Heiko F. Marten: Ja, natürlich! In den Hauptstädten kommt man mit Englisch auf jeden Fall durch. An den Universitäten ist zwar die Hauptunterrichtssprache die jeweilige Landessprache, aber die meisten Hochschulen haben daneben Programme auf Englisch.

abi» Wie teuer ist es, im Baltikum zu studieren?

Portrait Dr. Heiko F. Marten Portrait Dr. Heiko F. Marten

Dr. Heiko F. Marten

Dr. Heiko F. Marten: Die Studiengebühr fängt bei etwa 1.000 Euro pro Semester an. Es gibt auch sehr viel teurere Studiengänge, unterschieden wird zwischen den staatlichen und den privaten Unis. An letzteren kann die Gebühr bis zu mehreren tausend Euro pro Semester betragen.

abi» Gibt es Förderungsmöglichkeiten für den Auslandsaufenthalt?

Dr. Heiko F. Marten: Ja, es gibt etwa das Go-East-Programm des DAAD, das richtet sich explizit an deutsche Studierende, die nach Osteuropa gehen wollen. Und es gibt Erasmus+-Studienplätze. Wer über das Erasmus+-Programm ins Ausland geht, muss keine Studiengebühren für ausländische Studierende zahlen und bekommt ein Stipendium.

abi» Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten im Baltikum? Wie viel kostet eine Wohnung?

Dr. Heiko F. Marten: Es gibt ein sehr großes Gefälle – das hat sehr viel mit den eigenen Ansprüchen zu tun. Sie können im Baltikum sehr günstig leben, auch heute noch. Wer allerdings ein WG-Zimmer in der Innenstadt von Riga, Tallinn oder Vilnius sucht, muss mit etwa 250 bis 300 Euro rechnen. Bin ich hingegen bereit, in einer kleinen Plattenbauwohnung am Stadtrand zu wohnen, zahle ich deutlich weniger.

abi» Wie findet man eine Wohnung?

Dr. Heiko F. Marten: Das läuft meistens übers Internet. Es ist nicht schwer, etwas zu finden, gerade, wenn man bereit ist, einen etwas „deutscheren“ Preis zu zahlen. Plätze in Studentenwohnheimen vergeben die Unis. Es gibt unterschiedliche Erfahrungen, ältere Studentenwohnheime sind eher ein Erlebnis. Aber: Wer für so etwas offen ist und sich auf das Abenteuer einlässt, ist hauptsächlich unter Einheimischen. Dann kostet so ein Platz nicht mal 100 Euro.

abi» Wie ist es mit Essen und Trinken, ist das günstiger?

Dr. Heiko F. Marten: Eher nein – im Supermarkt zumindest zahlt man mehr oder weniger das gleiche, was man in Deutschland zahlt. Aber es gibt tolle Cafés, in denen können Sie gut essen und es ist wirklich günstiger als in Deutschland. In den kleineren Städten ist es noch anders, da gibt es auch mal ein großes Bier für 1,50 Euro.

abi» Wenn man sich mit einem Nebenjob das Taschengeld aufbessern will, findet man dafür eine passende Stelle?

Dr. Heiko F. Marten: Da wird es ohne die Kenntnisse der jeweiligen Landessprache eher schwierig. Zusätzlich ist das Lohnniveau deutlich niedriger als in Deutschland. Ein Studentenjob mit 5 Euro Stundenlohn ist hier schon gut bezahlt. Grundsätzlich gilt: Wenn man etwa 500 Euro im Monat zur Verfügung hat, lässt es sich ganz gut davon leben – auf studentischem Niveau.

abi» Also können Sie einen Studienaufenthalt im Baltikum empfehlen?

Dr. Heiko F. Marten: Um es mal so auszudrücken: Ein Semester nach Spanien zu gehen hat ja heute eigentlich nichts Exotisches mehr. Ein Semester in Lettland zu verbringen, macht sich darüber hinaus im Lebenslauf gut. Dass die Länder wunderschön sind und man hier eine spannende Zeit verbringt – das kann ich garantieren!