Studieren in den USA:
Fachlich dazugelernt, menschlich gewachsen
Da ein Teil ihrer Familie in den USA lebt, stand für Christina Hoffmeister (23) fest, dass sie dort ein Auslandssemester verbringen wollte. Im Frühjahr 2020 erfüllte sich die Psychologiestudentin ihren Traum und studierte am Washington & Jefferson College in Washington, Pennsylvania: den ersten Teil in Präsenz vor Ort, den zweiten Teil virtuell. Für abi» berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Bei einer Informationsveranstaltung in meinem ersten Semester an der Universität zu Köln berichteten Studierende begeistert von ihren Auslandssemestern. Eine solche Erfahrung wollte ich auch machen! Da ich Familienangehörige in den USA habe, fiel mir die Entscheidung, wohin es gehen sollte, nicht schwer. Ich kannte die USA nur von Verwandtenbesuchen und war gespannt auf den Alltag dort. Außerdem ist die USA für mich als Psychologiestudentin besonders interessant, denn in diesem Bereich gibt es dort viele tolle Lehrveranstaltungen.
Christina Hoffmeister
Foto: privat
Der Bewerbungsprozess dauerte rund neun Monate. Zunächst reichte ich beim International Office meiner Uni alle benötigten Unterlagen fristgerecht ein: ein Transcript of Records, also eine Zusammenfassung meiner Studienleistungen auf Englisch, einen Nachweis über meine Englischkenntnisse, meinen Lebenslauf, Empfehlungsschreiben von zwei Professoren und ein Motivationsschreiben. Außerdem musste ich angeben, welche Partneruniversitäten der Hochschule für mich infrage kommen würden und meine persönliche Rangfolge erstellen. Meine Uni nominierte mich als Kandidatin für ein Auslandssemester bei meiner Erstwunsch-Hochschule, dem Washington & Jefferson College in Pennsylvania. Dorthin schickte ich ein speziell auf dieses College zugeschnittenes Motivationsschreiben – und wurde glücklicherweise angenommen.
Weil ich an einer Partnerhochschule der Uni Köln studieren würde, wusste ich, dass die doch beträchtlichen Studiengebühren für mich entfallen würden. Daher musste ich nur die Kosten für Essen, Wohnen und die Krankenversicherung einplanen. Leider hatte ich die Bewerbungsfristen für zusätzliche Auslandsstipendien verpasst. Doch meine Eltern unterstützten mich finanziell und ich hatte etwas Geld gespart.
Im Januar 2020 ging es dann für mich nach Washington, Pennsylvania. Das College ist recht klein und hat einen gemütlichen, überschaubaren Campus. In der Orientierungswoche fand ich schnell Anschluss zu anderen internationalen Studierenden und Einheimischen. Die „Global Ambassadors“, amerikanische Studierende, kümmerten sich um uns „Internationals“ und zeigten uns alles.
Die Kurse waren sehr klein und sowohl die Professorinnen und Professoren als auch die anderen Studierenden nahmen uns herzlich auf. Zum Mittag- und Abendessen in der Cafeteria traf man stets Leute, die man aus Kursen oder von Partys kannte. Es herrschte eine ungezwungene und schöne Atmosphäre. Am Wochenende unternahmen wir viel: Wir machten Ausflüge ins benachbarte Pittsburgh oder zum Skifahren. Ich trat außerdem ins Frauenfußballteam des Colleges ein. Zu meiner Mitbewohnerin hatte ich direkt eine freundschaftliche Verbindung, obwohl es für mich anfangs ungewohnt war, mein Zimmer zu teilen. Rückblickend kann ich sagen: Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen. Die Erfahrungen in den USA haben mich erwachsener werden und als Mensch reifen lassen.
Ebenso hat mir der Aufenthalt fachlich viel gebracht: Ich konnte Kurse belegen, die es so an meiner Uni nicht gibt, wie „Psychology and the Law“, also „Psychologie und das Gesetz“. Außerdem schrieb ich mich für einen Kurs in „Neuroscience“, Neurowissenschaft, ein, der mein Interesse an diesem Fachbereich geweckt hat und den ich nun sogar im Mastersemester vertiefen möchte. Zudem hat sich mein Englisch stark verbessert.
Aufgrund der Coronapandemie änderte sich zwei Monate nach meiner Ankunft alles schlagartig. Es gab keinen Präsenzunterricht mehr und alle Veranstaltungen wurden gestrichen. Nach einer Woche mussten schließlich alle Studierenden den Campus verlassen. Der plötzliche Abschied fiel uns allen schwer. Ich verbrachte noch ein paar Wochen bei meiner Familie in Wisconsin und flog im April zurück nach Deutschland.
Zu Hause konnte ich mein Auslandssemester glücklicherweise virtuell fortsetzen. Dies ließ sich trotz Zeitverschiebung überraschend gut meistern. Auch die Abschlussprüfungen wurden online durchgeführt. Aus akademischer Sicht war dieser virtuelle Auslandsaufenthalt dennoch sinnvoll, weil ich Kurse belegen konnte, die es an meiner Heimatuni nicht gab. Und durch Gruppenarbeiten und Zoom-Sitzungen war weiterhin der Austausch mit den internationalen Mitstudierenden möglich. Ein virtuelles Semester ist zwar nicht vergleichbar mit einem Aufenthalt vor Ort, aber dennoch eine Bereicherung.
Internationale Hochschulkooperationen
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) liefert eine Übersicht aller internationalen Kooperationen deutscher Hochschulen, auch mit Hochschulen in den USA.
www.internationale-hochschulkooperationen.de
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)
Die Website des DAAD informiert über Studienmöglichkeiten im Ausland, hält Tipps für Planung und Bewerbung sowie Länderinformationen bereit.
www.daad.de
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