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Ingenieur in der Bahnindustrie: Alles eine Frage der Alternativen

Christopher Kunze hat Angewandte Informatik und IT-Management studiert. Nun sorgt der 33-Jährige bei der Thales Deutschland GmbH dafür, dass nicht mehr verfügbare Komponenten für die Bahnindustrie durch Alternativprodukte ersetzt werden.

Modelleisenbahn umgeben von Miniaturhäuschen.

Christopher Kunze ist beim Unternehmen Thales für das Obsolescence Management verantwortlich. Das englische Wort Obsolescence bedeutet „Veralterung“ – und genau darum geht es bei der Arbeit des Softwareingenieurs: „Wenn ein Lieferant eine Komponente, die in unsere Produkte eingebaut wird, nicht mehr liefern kann, stehen wir vor einer Herausforderung. Dies betrifft sowohl den Neubau als auch die Reparatur unserer Erzeugnisse, die über sehr lange Lebenszyklen verfügen. Ich suche also nach Alternativkomponenten, die wir stattdessen nutzen können, ohne dass wir unser Produkt komplett neu designen müssen“, erklärt Christopher Kunze. Solche Komponenten können etwa Kondensatoren, Kabel, Rechner, Monitore, Schalter oder Software sein. Wurde eine Alternative gefunden, muss diese aus Sicherheitsgründen vom Eisenbahnbundesamt zertifiziert werden.

Portraitfoto von Christopher Kunze Portraitfoto von Christopher Kunze

Christopher Kunze

Bachelorarbeit über Modelleisenbahn

Während seines dualen Studiums der Angewandten Informatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg hatte Christopher Kunze das erste Mal Kontakt zur Bahntechnologie und kam zur Thales Deutschland GmbH. Diese entwickelt, produziert und installiert unter anderem Leit- und Sicherungstechnik, die zum Beispiel für die elektronische Steuerung von Zügen, Stellwerken und Weichenantrieben verantwortlich ist. „Meine Bachelorarbeit bei Alcatel-Lucent schrieb ich über die IT-Simulation einer Modelleisenbahn im Showroom von Thales in Stuttgart“, erinnert sich der 33-Jährige. Während seines berufsbegleitenden Masterstudiums IT-Management an der FOM – Hochschule für Oekonomie und Management – wechselte er zu seinem jetzigen Arbeitgeber Thales, wo zu jener Zeit Mitarbeiter für ein Großprojekt im Bahnbereich gesucht wurden.

Alle Aufgaben eines Projektleiters

Christopher Kunze arbeitet viel am Computer, um die Nachfolgekomponenten zu recherchieren und Lieferanten ausfindig zu machen. „Dafür muss ich zahlreiche Experten aus unserem Haus an einen Tisch bringen, die entscheiden, ob wir diese Alternative nutzen können.“ Er übernimmt dabei alle Aufgaben eines Projektleiters und muss daher vor allem gern mit Menschen zusammenarbeiten sowie kommunikations- und teamfähig sein. Außerdem kennt er sich natürlich mit den Produkten und Systemen aus, die sein Arbeitgeber anbietet. „Durch meine Arbeit im Showroom habe ich damals die Thales-Produkte schon kennengelernt“, erinnert sich der Ingenieur. „Zusätzliches Wissen habe ich mir durch Learning-by-doing angeeignet.“ Sein Ingenieurstudium hat ihm auf jeden Fall geholfen, technische Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen, was für seine heutige Arbeit wichtig ist.

Die Abteilung, die Christopher Kunze heute leitet, wurde erst vor zwei Jahren gegründet. Die Prozesse für den Bahnbereich sollen nun auch auf andere Bereiche des Unternehmens übertragen werden; daran wird der Ingenieur mitarbeiten. „Die Führungsposition bei Thales bietet mit der Kombination aus wirtschaftlichen und technischen Aufgaben viel Abwechslung im Arbeitsalltag und die Möglichkeit, mich auch langfristig weiterzuentwickeln.“ Wenn man bedenkt, wie viele Komponenten bei der Leit- und Sicherungstechnik der Bahn weltweit verbaut werden, wird die Arbeit sicherlich nicht so schnell langweilig werden.