Systemarchitect Interior:
„Es ist sehr, sehr spannend“
Die Ingenieurin Kathrin Kosthorst (33) befasst sich als Systemarchitect Interior mit dem Innenausbau von Zügen. Die Schienenfahrzeugtechnik beschreibt sie als komplexes Gebiet, für das wegen des interdisziplinären Arbeitens auch kommunikative Fähigkeiten gefragt sind.
Die Technik hat es Kathrin Kosthorst angetan. Das fing schon in der achten Klasse an, als sie Technik als Fach wählte. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin im Maschinenbau bei einem mittelständischen Betrieb in Bocholt, wo sie aufgewachsen ist. Dabei bekam sie Einblick in die Aufgabenbereiche von Ingenieurinnen und Ingenieuren und merkte, dass sie sich noch weiter entwickeln möchte. Also holte sie ihre Fachhochschulreife nach und schrieb sich dann für ein duales Maschinenbaustudium ein. Mittlerweile befasst sie sich als Systemarchitect Interior bei Siemens Mobility mit dem Innenausbau von Zügen.
Kathrin Kosthorst
Foto: privat
„Schienenfahrzeugtechnik ist sehr, sehr spannend“, sagt die 33-Jährige. „Schienenfahrzeuge sind komplexe Systeme, es geht nicht wie bei einem Getriebe nur um Details, wie etwa um die Konstruktion eines Zahnrads. Der Schienenfahrzeugbau ist anders, je nach Bereich, in dem man sich entwickelt. Die Aufgaben kann man nicht allein lösen, es ist deshalb auch sehr viel Kommunikation nötig.“
Das Studium, das sie zur Schienenfahrzeugtechnik gebracht hat, war eine auf vier Jahre angelegte kooperative Ingenieursausbildung (KIA) an der Hochschule Niederrhein-Krefeld. Das KIA-Studium kombiniert ein wissenschaftliches Studium (Bachelor of Engineering in Design) mit einer verkürzten betrieblichen Ausbildung (Industriemechaniker/in). In ihren ersten beiden Jahren war Kathrin Kosthorst drei Tage pro Woche in ihrem Ausbildungsbetrieb, dem Krefelder Fertigungsstandort von Siemens Mobility, und beschäftigte sich zwei Tage mit dem Erwerb von technischem Grundlagenwissen an der Hochschule. Die letzten beiden Jahre studierte sie in Vollzeit und absolvierte Praxiseinsätze nur während der Semesterferien.
Im Laufe ihrer mittlerweile neunjährigen beruflichen Tätigkeit hat der glasfaserverstärkte Kunststoff das besondere Interesse von Kathrin Kosthorst geweckt. Dieses Material kommt beim Innenausbau der Züge zum Einsatz. Sie interessiert sich jedoch weniger für das Produktdesign, sondern für die Technik der Verkleidungselemente: Das Besondere an glasfaserverstärkten Kunststoffen in Schienenfahrzeugen ist, im Vergleich zur Automobilindustrie, etwa der hohe Brandschutz – der schränkt die Auswahl an verfügbaren Rohmaterialen stark ein und erlaubt letztendlich auch nur erfahrenen Zulieferern die Verarbeitung.
Auch findet sie die Aufgabe, eine technisch hochwertige Verkleidung in Zusammenarbeit mit den Designerinnen und Designern zu einem auch optisch stimmigen Innenausbaukonzept zu entwickeln, besonders spannend. Um weitere Expertise in der Anwendung von glasfaserverstärkten Kunststoffe aufzubauen, bildet sie sich stetig weiter. „Es kommt darauf an, in welchem Bereich der Schienenfahrzeugtechnik man arbeiten möchte“, sagt Kathrin Kosthorst. „Dies ist ebenso gut im Innenausbau möglich wie im Bereich der Schwingungstechnik, dann geht es sehr stark in die Berechnung.“
Neben technischem Verständnis und einer schnellen Auffassungsgabe ist auch die ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit wichtig. „Denn gerade an Schnittstellen muss man fähig sein, verschiedene Interessen zu verstehen und einen guten Weg finden, um diese Interessen zu vereinen“, betont sie.
Mittlerweile hat sie unter anderem Erfahrungen bei der Entwicklung von Fahrgastinformationssystemen gesammelt, Einblicke in die Elektrotechnik erhalten und sich ausgiebig mit Innenausbaukomponenten wie Tischen und Innenbeleuchtungssystemen befasst. Im Rahmen eines Förderprogramms für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihres Arbeitgebers kann sie an interdisziplinär angelegten Projekten teilnehmen und sich auch persönlich weiterentwickeln. Besonders stolz ist sie darauf, am Rhein-Ruhr-Express mitgearbeitet zu haben, ein Projekt, für das Siemens Mobility den Mobilitätspreis 2020 erhalten hat.
Die Vielfalt des Berufs spiegelt sich in den zahlreichen Betätigungsfeldern und Arbeitsbereichen wider. Sie reichen von der Konstruktion bis zur technischen Fahrplanung und Wartung. Ingenieurinnen und Ingenieure für Schienenfahrzeugtechnik arbeiten meist in Konstruktions- und Produktionsabteilungen, unter anderem aber auch im technischen Vertrieb und Kundendienst. Außer bei Eisenbahnunternehmen können sie auch in der Lehre, Forschung oder mit einem eigenen Ingenieurbüro selbstständig tätig sein.
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Hier findest du Infos zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
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Stellenangebote rund um die Schiene
Für Studiengänge im Bereich Schienenfahrzeugtechnik ist ein einschlägiges Praktikum häufig eine Zulassungsvoraussetzung. Auf der Jobplattform Schienenjobs finden sich Praktika, Ausbildungsplätze und Werkstudentenjobs.
schienenjobs.de
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