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Sinologin: Sprache übersetzen und Kultur verstehen

Angelika Opitz (42) studierte zunächst in Leipzig und Berlin Sinologie (Chinawissenschaften) und schloss später einen Master im Fach Translation an. Heute arbeitet sie als selbstständige Übersetzerin, vor allem für technische Texte.

Nahaufnahme von chinesischen Schriftzeichen auf Papier

Bei der Übersetzung vom Chinesischen ins Deutsche kommt es oft auf Feinheiten an: Das Wort „yang“ zum Beispiel kann Ziege oder Schaf bedeuten. „Wenn ich die Anleitung für ein Computerspiel übersetze, ist es wichtig zu wissen, ob mit yang das Schaf oder die Ziege gemeint ist“, erklärt Angelika Opitz. „Ansonsten weiß der Spieler ja nicht, nach welchem Tier er im Computerspiel suchen muss.“ Ein Unternehmen, das Spielesoftware aus Taiwan in Deutschland eingeführt hat, war der erste Arbeitgeber von Angelika Opitz. Hier übersetzte sie die Begriffe aus den Onlinespielen vom Chinesischen ins Deutsche oder Englische.

Die heute 42-Jährige studierte Sinologie an der Universität Leipzig, ging für ein Jahr nach Taiwan, um intensiv die chinesische Sprache zu lernen, und schloss im Anschluss ihren Magister an der Freien Universität Berlin ab. Um sich noch mehr in das Thema Übersetzungen einzuarbeiten, entschied sie sich während ihrer Zeit beim Softwareunternehmen für das Masterstudium Translation an der Universität Mainz am Standort Germersheim, mit Chinesisch als Hauptsprache. Neben dem Teilzeitstudium arbeitete Angelika Opitz weiter bei ihrem damaligen Arbeitgeber. Nach ihrem Masterabschluss machte sie sich schließlich mit einem Übersetzungsbüro selbstständig. Heute übersetzt sie für ihre Kundinnen und Kunden vom Chinesischen ins Deutsche oder ins Englische sowie vom Englischen ins Deutsche. „Die Qualität ist immer besser, wenn man von der Fremdsprache in seine Muttersprache übersetzt“, gibt die Sinologin zu bedenken.

  • Portraitfoto Angelika Opitz

    Man lernt nicht nur die Sprache, sondern auch das Land und die Kultur kennen.

    Angelika Opitz, Sinologin und Übersetzerin

Übersetzen im Team

Einer ihrer Kunden ist ein großer Softwareanbieter, für den sie in einem Team mit anderen Übersetzerinnen und Übersetzern zusammenarbeitet. Für andere größere Projekte hat sich Angelika Opitz mit einem Übersetzerkollegen zusammengetan: Sie teilen sich die Aufgaben und kontrollieren gegenseitig ihre Übersetzungen. „Es ist immer besser, noch mal jemanden draufschauen zu lassen – für schwierige Fälle am besten einen Muttersprachler“, sagt Angelika Opitz. Die Sinologin übersetzt unter anderem Betriebsanleitungen und Benutzerleitfäden, Dokumente für die TÜV-Zulassung, Marketingmaterialien, Geschäftsbriefe oder PowerPoint-Präsentationen.

Hilfreich bei der Arbeit sind Übersetzungsprogramme, die bereits gespeicherte Übersetzungen für Sätze und Begriffe in der Zielsprache liefern. „Das ist vor allem gut bei technischen Übersetzungen, bei denen es darauf ankommt, immer dieselben Begrifflichkeiten zu benutzen. Mit Synonymen zu arbeiten, wie es bei literarischen Texten für eine gute Lesbarkeit gemacht wird, ist für technische Texte nicht sinnvoll“, weiß Angelika Opitz. Auch bei zunehmender maschineller Übersetzung ist es ihrer Ansicht nach wichtig, Übersetzungen zu kontrollieren und nachzubearbeiten – denn perfekt sind die Softwareprogramme beim Übersetzen noch lange nicht. Häufig kommt es auf den Kontext an. Ein Beispiel aus dem Englischen: Das Wort „back“ kann „zurück“, aber auch „Rücken“ heißen. Viele, vor allem technische Begriffe muss Angelika Opitz erst einmal im Internet recherchieren, um die richtige Übersetzung für sie zu finden.

Ein Traum der Sinologin ist es, irgendwann einmal Kinderliteratur aus dem Chinesischen ins Deutsche zu übersetzen. „Bücher für Kinder leben oft von Wortwitz und Sprachspielen und haben eine besondere Atmosphäre“, erläutert Angelika Opitz. „Die Kultur eines Textes in eine andere Sprache zu übertragen, ist vor allem bei Kinderliteratur eine besondere Herausforderung, für die es Übung braucht.“

Dass sie sich während ihres Sinologie-Studiums in die chinesische Sprache verliebt hat, ist Angelika Opitz anzumerken. „Man lernt nicht nur die Sprache, sondern auch das Land und die Kultur kennen“, sagt sie. All das ist für ihre heutige Arbeit als Übersetzerin wichtig. Denn Übersetzen bedeutet mehr als nur die Vokabeln zu kennen und ein Wort an das andere zu reihen: Am Ende muss der Text so klingen, als sei er in der Zielsprache verfasst worden.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild. (Suchwort: Sinologe/Sinologin)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv

JOBSUCHE der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Deutsche Vereinigung für Chinastudien

www.dvcs.eu