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Anglistin: Leidenschaft für die Forschung

Antonia Friebel (27) entschied sich nach ihrem Anglistik-Studium dazu, den wissenschaftlichen Weg weiterzugehen. Aktuell arbeitet sie an ihrer Promotion im Bereich Digitale Transformation von Holocaust-Zeugnissen.

Detailaufnahme von einem aufgeschlagenen englisch-deutschen Wörterbuch.

Dienstagmorgen, Antonia Friebel steigt in den ICE von Nürnberg nach Chemnitz. Einmal pro Woche pendelt die 27-Jährige mit dem Zug in die sächsische Großstadt, wo sie an der Technischen Universität als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt ist. „Fast täglich warten neue Herausforderungen und Aufgabenstellungen auf mich“, erzählt sie.

Während der Fahrt arbeitet Antonia Friebel E-Mails ab und bereitet etwa Lehrmaterialien vor. Vor Ort steht dann der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Fokus. „In unserem Team lebt niemand direkt in Chemnitz, alle pendeln. Daher nutzen wir diesen Tag, um uns im Team auszutauschen und wichtige Themen zu besprechen.“

Nach der Mittagspause steht ihr persönliches Highlight der Woche auf dem Plan: Vor einer Gruppe von 15 bis 20 Studierenden hält die 27-Jährige ein neunzigminütiges Seminar zur englischen Sprachwissenschaft, auch Linguistik genannt. „Die Lehre macht mir sehr viel Spaß und ist ein guter Ausgleich zum wissenschaftlichen Arbeiten.“

  • Ein Porträt-Foto von Antonia F.

    Mir ist es wichtig, dass aus der Forschung ein gesellschaftlicher Mehrwert entsteht. Wir haben nicht mehr viele Holocaust-Zeitzeugen unter uns. Daher ist es wichtig, diese Informationen zu sammeln und sie entsprechend zu verbreiten.

    Antonia Friebel, Anglistin

Doppelabschluss als Chance

Die Arbeit als Dozentin war für die Anglistin schon früh eine Option. „Ich hatte schon immer eine Affinität zur englischen Sprache und habe früh dazu tendiert, beruflich in diese Richtung zu gehen.“ Ein Auslandsaufenthalt in den USA in der zehnten Jahrgangsstufe bestätigte sie darin. Sie entschied sich für das Studienmodell LehramtPlus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, das neben der Vorbereitung auf das Staatsexamen die Möglichkeit eröffnet, einen Bachelorabschluss zu erwerben. „Direkt nach der Schulzeit war ich mir nicht sicher, ob das Lehramt das Richtige für mich ist. Den Bachelorabschluss in Anglistik, meinem Hauptfach im Grundschullehramt, empfand ich als gute Alternative.“

Während ihrer Bachelorarbeit über die Rolle von Sprache im US-politischen Diskurs entdeckte Antonia Friebel ihre Leidenschaft für die Forschung und entschied sich dazu, diesen Weg weiterzugehen. Da sie auch das erste Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hat, bekam sie die Möglichkeit, direkt nach dem Studium in die Promotion zu starten. Eine passende Stelle fand sie an der Technischen Universität Chemnitz.  

Gesellschaftlicher Mehrwert als Antrieb

Konkret forscht sie im Projekt „LediZ“ (Lernen mit digitalen Zeugnissen) zum Thema Holocaust, das in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München ins Leben gerufen wurde. Ihre Fragestellung lautet: Wie können wir Holocaust-Zeugnisse so gestalten, dass der Lerneffekt erhalten bleibt? Hierfür bereitet Antonia Friebel die überwiegend englischsprachigen Zeitzeugenberichte auf. „Dabei ist natürlich auch der Wandel der jungen Zielgruppe ein wichtiges Thema, da sich Fragestellungen und Herangehensweisen ändern.“

Die Doktorandin ist sich bewusst, dass das Thema sehr sensibel ist und behutsam behandelt werden muss. Allerdings legt sie Wert darauf, „dass aus der Forschung ein gesellschaftlicher Mehrwert entsteht. Wir haben nicht mehr viele Zeitzeugen unter uns, daher ist es wichtig, diese Informationen zu sammeln und sie entsprechend zu verbreiten.“

Ihr Ziel ist es, die Promotion, die sich aus vier Forschungsaufsätzen zusammensetzt, innerhalb von fünf Jahren abzuschließen. „Am Anfang stehen viele administrative Aufgaben auf dem Plan, die die tatsächliche Arbeit am Paper erschweren und erst mal in den Hintergrund rücken lassen.“

Mix aus Forschung und Lehre

Derzeit arbeitet die 27-Jährige an ihrem zweiten Paper und steht vor einer weiteren Veränderung. Zum kommenden Monat wechselt sie fest an die Universität Regensburg, wo sie bereits seit Semesterbeginn eine 50-Prozent-Stelle innehat. „Ein Ortswechsel ist keine große Besonderheit, da befristete Verträge und halbe Stellen gerade in den Geisteswissenschaften Usus sind“, weiß sie. An der neuen Hochschule unterrichtet Antonia Friebel Sprachpraxis. Der Fokus liegt jedoch auf ihrer Promotion, die weiterhin in Chemnitz betreut wird.

Für die Zukunft wünscht sie sich, auch nach ihrer Promotion eine feste Stelle an einer Universität zu bekommen, die einen guten Mix aus Forschung und Lehre bietet. „Ich habe nicht umsonst Lehramt studiert und könnte es mir vorstellen, hier einen Schwerpunkt zu setzen – und nebenbei weiter zu forschen.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Anglist/in).
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Deutscher Anglistikverband e.V.

www.anglistikverband.de