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Jannik Veenhuis arbeitet als Trainer und Berater zu den Themen Rassismus und Islamdebatte. Der 36-jährige Islamwissenschaftler hat im Studium viel gelernt – auch über sich selbst.
„Welche Person spricht Arabisch und hat überdurchschnittlich viele Kinder?“ Mit dieser Fragekarte im Vorurteilsspiel beginnt Jannik Veenhuis seinen Workshop für Lehrkräfte. Wenn sich herausstellt, dass es sich dabei um ihn selbst und nicht um seine arabischstämmige Kollegin handelt, wird viel gelacht und in den Köpfen der Teilnehmenden beginnt es zu arbeiten. „Vertrauen aufzubauen ist die Grundlage“, erklärt Jannik Veenhuis. „Das schafft Offenheit, um eigene Erfahrungen zu teilen und Meinungen infrage zu stellen.
Auf dem Programm stehen auch Informationen zum Islam, Konzepte und Begriffsklärungen. Aber im Kern steht das Nachdenken über eigene Haltungen und eigenes Handeln. „Das ist Beziehungsarbeit, der moralische Zeigefinger hilft da nicht.“ Den Instrumentenkasten als Trainer hat er sich selbst erarbeitet. Orientierung an der Zielgruppe steht für ihn im Zentrum. „Man muss Dinge so erklären, dass die Teilnehmenden sie verstehen.“ Dieses Prinzip verfolgt er auch in seinen Podcasts „Falafel und Champagner“ für ein breites Publikum und „Islamfragen“ für Pädagoginnen, Pädagogen und Multiplikatoren.
Als freiberuflicher Berater und Trainer arbeitet er für öffentliche Auftraggeber/-innen, die sich für seine Expertise als Islamwissenschaftler interessieren. Er betreut Polizeidienststellen, Schulen und Organisationen im Kontext der Migrationsbegleitung. Das Erfolgsrezept von Jannik Veenhuis beruht vor allem auf Pädagogik und Kommunikation. „Wie denken, sprechen und handeln wir im Umgang mit dem, was wir als fremd ansehen, und wie können wir das ändern“, sind Leitfragen. Für die CD-Kaserne gGmbH in Celle hat er zudem die Ausstellung „Was‘ los, Deutschland!? Ein Parcours durch die Islamdebatte“ mitentwickelt, die seit 2018 als Wanderausstellung durch Deutschland tourt. Als in Teilzeit festangestellter Projektleiter verantwortet er die pädagogische Begleitung der Ausstellung, konzipiert Programme und organisiert Trainerinnen und Trainer.
Das Studium hat mir völlig neue Perspektiven eröffnet, die in der deutschen Öffentlichkeit sonst kaum zu finden sind. Mein Blick auf die Welt wurde ordentlich durchgeschüttelt.
Jannik Veenhuis, Islamwissenschaftler
Seine freiberufliche Tätigkeit nahm er schon während des Studiums auf, das er 2017 mit dem Masterabschluss beendete. Rassismuskritische Bildungsarbeit ist dabei der rote Faden. „Meine Aufträge sind stark beeinflusst von aktuellen politischen Entwicklungen wie Fluchtbewegungen oder dem Nahostkonflikt.“ Seine Auftraggeber/-innen finden ihn über persönliche Kontakte und Empfehlungen – „auch die Kundengewinnung ist Beziehungsarbeit“, sagt er.
Zu seinem Studium der Geschichte, Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients an der Universität Hamburg kam er nach dem Abitur 2007 eher zufällig. Was ihn erwartete, war ihm nicht klar. „Das Studium hat mir völlig neue Perspektiven eröffnet, die in der deutschen Öffentlichkeit sonst kaum zu finden sind. Mein Blick auf die Welt wurde ordentlich durchgeschüttelt.“ Zum Studium gehört die harte Arbeit des Sprachenlernens. „Das ist wichtig, um Originalquellen zu verstehen. Die Bandbreite der Themen reicht von religionsgeschichtlichen Fragen bis zu aktuellen politischen Konflikten. Den roten Faden und die eigenen Schwerpunkte muss man sich selbst erarbeiten.“
Entscheidend für ihn war die Begegnung mit dem Arabischen Frühling (Revolutionsbewegung in der arabischen Welt) ab 2011 bei einer Studienreise nach Ägypten während des Bachelorstudiums. „Das war ein Erlebnis wie der Mauerfall. Wir wollten uns beteiligen und haben mit einer Berliner NGO (Nichtregierungsorganisation) einen Wahl-O-Mat für die ägyptischen Parlamentswahlen entwickelt. Zudem wollte ich Informationen nach Deutschland tragen.“ Das war auch Ausgangspunkt seiner studienbegleitenden Tätigkeit für Einrichtungen und Freiwillige im Kontext der Migration und Integration. „Seit der Fluchtbewegung 2015 gibt es in Deutschland eine große Nachfrage nach islamwissenschaftlicher Expertise. Alle wollten über den Islam reden“.
„Ich empfehle, während des Studiums an solchen Anwendungsthemen zu arbeiten. So findet man Orientierung für die Berufstätigkeit. Aus dem Studium selbst ergibt sich kein Berufsprofil.“ Nach dem Master entschied er sich aus privaten Gründen gegen eine Stelle als Sachbearbeiter Islamismus bei der niedersächsischen Polizei. Stattdessen hatte er eine Tätigkeit für eine politische Stiftung in arabischen Ländern in der Bildungsarbeit vor Ort im Auge.
Die spätere Entscheidung für die Bildungsarbeit in Deutschland hat er nicht bereut. Seine Islamexpertise und seine pädagogische Kompetenz sind gefragt und er sieht die Erfolge seiner Arbeit. Ein neuer Schwerpunkt soll die Arbeit in der Organisationsentwicklung sein. „Wir müssen nicht nur persönliche Einstellungen, sondern Strukturen verändern.“
Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Regionalwissenschaftler/in).
www.arbeitsagentur.de/berufenet
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung.
www.studienwahl.de
Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufe.tv
Zusammenschluss von Expertinnen und Experten der Islamwissenschaften
www.dmg-web.de/iswi/index.html
Interdisziplinäre Forschungseinrichtung zum Nahen Osten, Afrika, Eurasien, Süd- und Südostasien
www.zmo.de
Portal des Fachinformationsdienstes Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien
www.menalib.de/about/
Zusammenschluss von Islam- und Gesellschaftswissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen
https://islamundgesellschaft.de/wer-wir-sind/
Verein von Menschen, die in Medien, Hochschulen und Institutionen zu den Ländern Westasiens und Nordafrikas
www.disorient.de/ueber-disorient
Stand: 12.12.2023
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