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Religionswissenschaft: „Religion verbindet Menschen“

Maja Fritzi Saidl (24) studiert im fünften Semester Religionswissenschaft an der Universität Erfurt. Sie hat sich schon als Kind für Kulturen und Religionen interessiert und schätzt an ihrem Fach, dass es sich interdisziplinär mit Themen der Geschichte und der Moderne beschäftigt.

Der Dom in Erfurt.

Wer sich für sakrale Bauten interessiert, ist in Erfurt richtig. Es gibt etwa den Dom St. Marien mit der Gloriosa, der größten freischwingenden, aus dem Mittelalter stammenden Glocke der Welt. Und die Severikirche auf dem Domberg, die Fassade des Kartäuserklosters oder die Ägidienkirche, eine von einst zwei Brückenkopfkirchen an der Krämerbrücke. Stein gewordene Kirchengeschichte, die Maja Fritzi Saidl faszinierend findet: „Historie, besonders Religionshistorie, zeigt sich hier in Form von wunderschöner Architektur – das macht Erfurt für mich so reizvoll.“

Die gebürtige Spreewälderin studiert im fünften Semester Religionswissenschaft an der Universität Erfurt in einem Zwei-Fach-Bachelor, bestehend aus Religionswissenschaft und Psychologie. „So kombiniere ich eine empirische, also auf Erfahrung und Beobachtung beruhende Wissenschaft, mit einer Geisteswissenschaft – für mich genau die richtige Entscheidung“, begründet die 24-Jährige, die vor Studienbeginn eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement absolviert hat.   

Moderne Fragen und Rückblick auf die Antike

Ein Foto von Maja Fritzi Saidl Ein Foto von Maja Fritzi Saidl

Maja Fritzi Saidl

Die Religionswissenschaft befasst sich mit allen konkreten Religionen, religiösen Gemeinschaften, Weltanschauungen und Ideologien der Vergangenheit und Gegenwart – Themen, für die sich Maja Fritzi Saidl schon als kleines Mädchen interessiert hat. „Besonders die antike ägyptische und römische Kultur faszinierten mich.“

Die Uni Erfurt vermittelt Religionswissenschaft mit einem stark interdisziplinären Ansatz, den die Studentin schätzt: In der Orientierungsphase im ersten und zweiten Semester befassen sich die Studierenden mit systematischer Religionswissenschaft und können Veranstaltungen – beispielsweise zur Einführung in die Islamwissenschaft, die Judaistik oder zu europäischen Polytheismen, also Religionen mit mehr als einer Gottheit – wählen.

In der Qualifikationsphase vom dritten bis zum sechsten Semester geht es um die Theorie und Methodik der Religionswissenschaft, und auch hier gibt es Spezialisierungsmöglichkeiten. Daneben können Kurse in Philosophie und Ethik sowie ein Sprachkurs besucht werden. „Wir beschäftigen uns mit Historischem, wie im Fachbereich der europäischen Polytheismen mit antiker Philosophie, antiken Ritualen oder religiösen Bauten“, berichtet Maja Fritzi Saidl. „Auch das Moderne kommt nicht zu kurz: Wir vergleichen Religionen beispielsweise dahingehend, welche innerreligiösen Strömungen sie aufweisen, welche Rolle Jugendorganisationen darin haben und wie sie mit Fragen um Gender und Sexualität umgehen.“

Maria und Isis: Eigene Schwerpunkte setzen

In ihrem Studium verbringt Maja Fritzi Saidl viel Zeit mit Lesen. Die Primärliteratur, etwa die verschiedenen Heiligen Schriften, und wichtige Sekundärliteratur, wie Werke zur Religionsgeschichte, geduldig zu studieren, ist in ihrem Fach unverzichtbar. „Wer nicht gern liest, hat quasi schon verloren“, ist sich die Studentin sicher.

Zum Hochschulalltag gehört es, an Exkursionen in Kirchen, Moscheen, Synagogen oder Museen teilzunehmen, Essays und Hausarbeiten zu schreiben oder Menschen zu interviewen, die sich eine Expertise in religiösen Themen erarbeitet haben. Maja Fritzi Saidl lobt, dass sie dabei eigene Schwerpunkte setzen kann: „Oft gibt es zu einer Vorlesung unterschiedliche Seminare. So kann ich selbst entscheiden, auf welchem Themengebiet ich mein Wissen erweitern will.“

Die 24-Jährige hat beispielsweise untersucht, in welcher Weise sich die Marienverehrung im lateinischen Christentum auf die Anbetung der antiken ägyptischen Göttin Isis zurückführen lässt. Tatsächlich sehen die Darstellungen der Maria mit dem Jesuskind oft ähnlich aus wie die der Isis mit ihrem Sohn Horus auf dem Arm, die viel älter sind.

Maja Fritzi Saidl ist mittlerweile im fünften Bachelorsemester, das Ende des Studiums rückt näher. Danach möchte sie ein Master- und ein Dissertationsstudium in der psychologischen Grundlagenforschung anschließen, die Religionswissenschaft dabei aber nicht aus den Augen verlieren: „Momentan ist die Religionswissenschaft eine willkommene Abwechslung zu all der Empirie und Statistik der Psychologie.“ Außerdem, sagt sie, verbinde Religion Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. „Dabei entsteht unweigerlich soziale Interaktion, was Religion aus psychologischer Sicht zu einem vielfältigen und ergiebigen Fachgebiet macht.“

Religionswissenschaft studieren

Die Religionswissenschaft betrachtet die verschiedenen Religionen als Forschungsgegenstand. Sie sind nicht mit der Theologie zu verwechseln. Man kann sie auf Bachelor oder Master studieren. Deutschlandweit gibt es knapp 90 Studiengänge. Neben der Universität Erfurt mit der Zwei-Fach-Variante kann man einen Bachelor unter anderem auch an der Universität Leipzig, an der Freien Universität Berlin als Kombi-Bachelor oder an der Universität Göttingen sowie der Universität Potsdam erwerben. Für den Master muss einen Bachelorabschluss in Religionswissenschaft oder einem vergleichbaren geistes- oder kulturwissenschaftlichen Fach mitbringen, dann ist er unter anderem studierbar in Leipzig, Erfurt, Berlin, Göttingen oder Saarbrücken.

Weitere Informationen

studienwahl.de

Informationsportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.500 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Religionswissenschaft)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Vereinigung für Religionswissenschaft

Aufgabe der DVRW ist es, die Geschichte und das Wesen der Religionen zu  erforschen, das Studium der Religionen zu fördern und die dabei gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen
www.dvrw.uni-hannover.de 

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche