zum Inhalt

Interview: Rundum zufrieden als Geisteswissenschaftler/in

Die Mehrheit der Geisteswissenschaftler/innen bezeichnet sich als zufrieden mit ihrem Beruf. Das ergeben stichprobenartige Befragungen, die das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) regelmäßig durchführt. Thorsten Euler, Abteilung „Bildungsverläufe und Beschäftigung“ beim DZHW, spricht über Trends und berufliche Chancen.

Vitrine mit Schädeln.

abi» Herr Euler, Entertainer Harald Schmidt scherzte einst, Taxifahrer seien die Karrieretypen unter den Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern?

Thorsten Euler: Die klischeehafte Bemerkung, dass Geisteswissenschaftler/innen keinen Job finden und etwas völlig anderes machen müssen, ist schlicht falsch. Bis zu 70 Prozent der Absolventinnen und Absolventen eines geisteswissenschaftlichen Studiums geben in unseren Befragungen an, volladäquat beschäftigt zu sein – das betrifft die Inhalte ihres Tuns genauso wie ihre Position – und sind in ähnlichem Maße zufrieden mit ihrer beruflichen Situation. Dabei stehen Absolventinnen und Absolventen mit Master gegenüber denen mit Bachelor besser da.

abi» Wo kommen Geisteswissenschaftler/innen unter?

Thorsten Euler: Es gibt vier klassische Branchen: Hochschulen, Medien und Journalismus, Marketing und Handel sowie Kunst und Kultur. Zunehmend gewinnt auch der Quereinstieg an Schulen an Bedeutung. 40 Prozent unserer Geisteswissenschaftler/innen geben ein Beschäftigungsverhältnis im öffentlichen Dienst oder in dessen Umfeld an.

abi» Und wie finden Geisteswissenschaftler/innen eine adäquate Beschäftigung?

Thorsten Euler: Geisteswissenschaftler/innen müssen mehr als andere Fachrichtungen darum kämpfen, eine für sie passende Beschäftigung zu finden und angemessen bezahlt zu werden. Das liegt unter anderem daran, dass es hier kein so eindeutiges Berufsbild gibt, wie beispielsweise bei Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern. Entsprechend kommt es beim Einstieg in den Arbeitsmarkt zu längeren Suchphasen und häufigeren Wechseln, bis man die passende Stelle zum eigenen Profil gefunden hat. Flexibilität und Offenheit sind notwendige Tugenden.

abi» Müssen Geisteswissenschaftler/innen der IT nahestehen?

Thorsten Euler: In fast allen beruflichen Bereichen, nicht nur im Feld der Geisteswissenschaftler/innen, braucht man mittlerweile Kenntnisse in der IT. Die strikte Aufteilung von Informatik und Geisteswissenschaft ist durchlässiger geworden.

abi» Wie sieht es mit der Bezahlung aus?

Thorsten Euler: Finanziell bewegen sich unsere Geisteswissenschaftler/innen im mittleren Bereich aller Universitätsabschlüsse. In der Regel werden sie nicht reich, aber wer seine Nische gefunden hat, nagt auch nicht am Hungertuch.

Der abi» Experte

Ein Porträtfoto von Thorsten E. Ein Porträtfoto von Thorsten E.

Thorsten Euler

Thorsten Euler, Abteilung „Bildungsverläufe und Beschäftigung“ beim DZHW