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Für Barbara Henning (38) ist kein Arbeitstag gleich. Die Turkologin taucht täglich in andere Bereiche ein: Sie entschlüsselt Jahrhunderte alte Urkunden, übersetzt Texte, hält Vorlesungen, berät Studierende und stellt Forschungsanträge.
Wenn morgens der Wecker klingelt, hat Barbara Henning meist nur eine grobe Vorstellung von ihrem Tag. Die 38-Jährige erforscht und lehrt als Juniorprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Geschichte des Islams im östlichen Mittelmeerraum. „Gerade noch habe ich eine Studentin zu ihrem Schwerpunkt im Master beraten, danach suche ich einen türkischen Text für die Klausur der Studierenden im ersten Semester heraus“, berichtet sie. Später berät sie sich mit einem Kollegen zum Thema Mehrsprachigkeit für einen Forschungsantrag, bei dem es um sogenannte Drittmittel, also Forschungsgelder, geht.
Man braucht viel Motivation und muss großen Einsatz zeigen.
Dr. Barbara Henning (38), Turkologin
Wie viele andere Turkologinnen und Turkologen hat auch Barbara Henning weitere Fächer studiert: Vor ihrer Tätigkeit in Mainz belegte sie Islamwissenschaft, Arabistik und Ethnologie sowie eben Turkologie. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Forschung ist die osmanische Geschichte im 19. Jahrhundert. Türkisch beherrscht sie genauso wie Arabisch, Kurdisch, Persisch und weitere Sprachen. Die Lust auf Sprachen, die Lust, fremde Kulturen und deren Geschichte zu erforschen, sind für Barbara Henning die entscheidenden Motivationsfaktoren.
Zur Turkologie kam sie eher durch Zufall, als sie vor einigen Jahren nach Istanbul reiste. „Die Stadt hat mich so fasziniert, dass ich mir gesagt habe: Hierhin möchte ich später einmal beruflich reisen.“ Schließlich studierte sie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg das Fach Turkologie und forschte in diesem Bereich. Die Faszination stieg mit jedem Tag.
„Sprache ist immer eine Tür, die sich öffnet“, erklärt Barbara Henning. So lernte sie neben dem heutigen Türkischen auch den Vorläufer, das historische Osmanisch. Für die Turkologin war wichtig, auch die arabischen Schriftzeichen des Osmanischen lesen zu können. „Da gibt es spannendes Material und man kann viele alte Quellen im Original lesen“, weiß sie.
Türkisch selbst ist in jedem Studiengang der Turkologie in Deutschland Pflicht, dazu kommt eine weitere Sprache aus dem turksprachigen Bereich. Barbara Henning entschied sich für Usbekisch. Wenn es ihre Zeit zulässt, fährt sie gerne nach Istanbul ins Staatsarchiv und forscht in Originalquellen. Zum Teil wird dort die Geschichte lebendig, etwa als Barbara Henning für ihre Masterarbeit über Karawanenräuber forschte und sie gut erhaltene Polizeiprotokolle auswertete.
Ihre Doktorarbeit legte sie an der Uni Bamberg zu einem historischen Thema aus dem spätosmanisch-kurdischen Kontext ab. Danach arbeitete sie als Referentin im Auswärtigen Amt, wo sie für die internationale Literatur- und Übersetzungsförderung zuständig war. Nach weiteren Forschungsarbeiten überzeugte sie schließlich die Johannes Gutenberg-Universität. Im September 2020 wurde sie zur Juniorprofessorin berufen. „Das lässt sich alles natürlich nicht planen und ist mit viel Unsicherheit verbunden gewesen. Man braucht viel Motivation und muss großen Einsatz zeigen“, räumt sie ein.
Bei aller Begeisterung rät Barbara Hennig angehenden Turkologinnen und Turkologen, ein eigenes Profil zu finden und damit herauszustechen. Wer sich gerne mit Sprachen, alten Schriften und Quellen beschäftigt sowie lernen möchte, den historischen, religiösen, kulturellen und politischen Kontext vom Osmanischen Reich bis zur heutigen Türkei in seiner ganzen Komplexität in unterschiedlichen Perspektiven zu erforschen, für den ist das Studium laut der Turkologin genau das Richtige.
Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Turkologe/Turkologin).
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www.gtot.org
Stand: 03.07.2024
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