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Dokumentar: Dokumentieren, archivieren, recherchieren

Simon Tamyalew (31) arbeitet als wissenschaftlicher Dokumentar für Deutschlandradio. Statt mit staubigen Akten hat er dabei mit Faktenchecks und künstlicher Intelligenz zu tun.

Ein junger Mann bearbeitet E-Mails am Computer.

Montagmorgen, 8.15 Uhr: Simon Tamyalew fährt seinen Computer hoch und arbeitet die ersten internen Rechercheanfragen ab, die sich über das Wochenende angesammelt haben. Für einen anstehenden Podcast überprüft er Aussagen im Manuskript, anschließend sammelt er Presseinformationen über einen Interviewgast. „Wir sind unter anderem Dienstleister für viele Abteilungen im Haus und unterstützen die Redaktionen bei der Programmgestaltung. Dabei arbeiten wir in verschiedenen Teams mit unterschiedlichen Aufgaben“, erklärt der 31-Jährige. Neben viel eigenständiger Arbeit am PC stimmt er sich häufig mit seinen Kolleginnen und Kollegen ab. Hierbei geht es etwa um die Einschätzung von Recherchequellen oder die Kommunikation mit den einzelnen Redaktionen.  

Generell ist seine Arbeit sehr projektgetrieben und bringt daher viel Abwechslung mit sich. „Wir leisten Vor- und Nachbereitungsarbeit für die Deutschlandfunk-Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova, die sich über die verschiedensten Bereiche erstreckt – Langzeitarchivierung, Metadatenmanagement, Faktenchecks und vieles mehr“, erläutert Simon Tamyalew, „Ganz grob lässt sich meine Arbeit in die Aufgabengebiete Datenbankmanagement, Dokumentation und Recherche einteilen.“ Das klassische Bild des Dokumentars, der staubige Archivalien verwahrt, gehört allerdings der Vergangenheit an. „Das Berufsbild ist im ständigen Wandel und wird durch neue Automatisierungstechnologien und Aufgabenbereiche mehr und mehr verändert. Diese Prozesse gestalten wir aktiv mit und bekommen Einblicke in spannende Entwicklungen anderer Bereiche wie Open-Source-Intelligence-Recherchen und die Arbeit mit künstlicher Intelligenz.“

  • Portraitfoto von Simon T. vor einem weißen Hintergrund

    Ganz grob lässt sich meine Arbeit in die Aufgabengebiete Datenbankmanagement, Dokumentation und Recherche einteilen.

    Simon Tamyalew, wissenschaftlicher Dokumentar bei Deutschlandradio

Künstliche Intelligenz als Türöffner

Eben dieser Themenbereich war es auch, der den 31-Jährigen zu seinem heutigen Arbeitgeber brachte – mit einigen Umwegen. Nach dem Abitur im Jahr 2011 entschied er sich für ein Studium der Physik an der Universität Heidelberg. „Schon zu Schulzeiten war ich sehr interessiert an Naturwissenschaften und hatte ein Faible für die Physik“, berichtet Simon Tamyalew. Später schloss er ein Masterstudium an, merkte aber, dass er beruflich nicht in diesem Bereich Fuß fassen möchte. „Die verschiedenen Optionen, die das naturwissenschaftliche Studium bietet, haben mir nicht zugesagt.“

Durch Zufall wurde er schließlich auf einen freien Radiosender aufmerksam, absolvierte dort ein Praktikum und wurde anschließend als freier Redakteur übernommen. „So startete ich mit dem Berufswunsch Journalist in mein Berufsleben und fand schließlich eine Ausschreibung für eine Traineestelle im Bereich Dokumentation bei Deutschlandradio, bei der ein Fokus auf der Verwendung von neuen Technologien lag“, erinnert er sich,

Künstliche Intelligenz und Automatisierungsverfahren hatten Simon Tamyalew auch in seinem Studium immer wieder begleitet, was ihm letztlich einen Pluspunkt als fachfremder Bewerber einbrachte. „Für meine Bewerbung war ein Studium Voraussetzung. Auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind fachfremd, was sehr viel Abwechslung in den Arbeitsalltag bringt und es uns ermöglicht, viele verschiedene Bereiche abzudecken.“

Gute Aufstiegschancen als motivierender Faktor

Seit 2021 arbeitet er nun bei Deutschlandradio, inzwischen als festangestellter Dokumentar. In seinem Arbeitsalltag unterstützt ihn künstliche Intelligenz beispielsweise dabei, Radiobeiträge zu transkribieren oder verschiedene Keywords aus Beiträgen zu filtern, die später eine bessere Auffindbarkeit im Archiv ermöglichen. 

Was seine Zukunft angeht, ist er optimistisch: „Ich bin aktuell sehr zufrieden, verspüre aber auch den Wunsch, noch weitere Facetten des Berufs kennenzulernen.“ Da viele seiner Kolleginnen und Kollegen kurz vor der Rente stehen, sieht der Dokumentar gute Aufstiegschancen. „Das und die Tatsache, dass immer neue Aufgabenbereiche wie Faktenchecks oder der Aufbau eines Unternehmensarchivs erschlossen werden, für die Expertinnen und Experten aus allen Fachrichtungen gebraucht werden, ist für mich ein motivierender Faktor.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Dokumentar/in).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung

www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Deutscher Museumsbund e.V. – Fachgruppe Dokumentation

www.vdoe.de