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Ingenieur – Automatisierungstechnik: Fit für die Zukunft

Tom Strauß (26) arbeitet als Automatisierungsingenieur für Siemens in Bremen. Unter anderem war er am Aufbau einer Fertigungsanlage für den Corona-Impfstoff der Firma Biontech beteiligt.

Ein Mann sitzt vor dem Computer. Neben ihm an der Wand ist ein Schaltplan zu sehen.

Dass die Corona-Pandemie Dinge von jetzt auf gleich auf den Kopf stellen kann, hat auch Tom Strauß erfahren. Der Ingenieur für Automatisierungstechnik war im Juni 2020 von seinem Arbeitgeber nach Marburg entsandt worden, um ein neues Softwarekonzept in eine Anlage zur Herstellung von Pharmazeutika zu integrieren. „Im November hieß es dann: Vergesst, was ihr vorher gemacht habt“, berichtet er. „Das Werk war soeben an Biontech verkauft worden; auf der Anlage sollte zukünftig der Corona-Impfstoff ‚Comirnaty‘ hergestellt werden.“

Der Arbeitgeber des 26-Jährigen ist die Siemens AG, deren Automatisierungssysteme weltweit im Einsatz sind. Im Fachbereich Prozessautomatisierung in Bremen hat Tom Strauß vor allem mit Kunden aus der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelbranche zu tun. Sein Werkzeug dabei ist in der Regel eine Automatisierungssoftware des Unternehmens.

Rezepte zur Produktherstellung

Was kompliziert klingt, kann Tom Strauß einfach erklären. „Im Grunde geht es in der chemischen und pharmazeutischen Industrie darum, auf Basis eines Rezepts ein bestimmtes Produkt herzustellen.“ Das, was in der Branche als Prozess bezeichnet wird, basiert auf diesen Rezepten: „Die Zutaten befinden sich in unterschiedlichen Behältern, werden diesen entnommen und automatisiert unter vorgegebenen Bedingungen zusammengefügt.“ Mit Bedingungen ist gemeint, dass etwas erhitzt oder eine gewisse Zeit abgewartet wird, bevor eine weitere Zutat hinzugegeben wird.

Mit einem Informatiker dürfe man ihn nicht verwechseln, erklärt Tom Strauß. „Ein Informatiker hat weniger mit der Hardware und dem Prozess zu tun, ein Automatisierungsingenieur hingegen schon.“ Auch programmiert er keine Software, sondern eine Automatisierungslösung mithilfe einer dafür vorgesehenen Software.

Die Wahrheit liegt im Feld

So sorgfältig er mit seinen Kolleginnen und Kollegen auch plant, simuliert und testet: Eine von einem Prozessleitsystem gesteuerte Anlage funktioniert nach ihrem ersten Aufbau selten sofort und reibungslos. „Ein Vorgesetzter sagte mal zu mir: Die Wahrheit liegt im Feld.“ Das Feld, damit ist der Bereich gemeint, wo schließlich Material bewegt wird – wo Aktoren und Sensoren arbeiten und der eigentliche Prozess stattfindet.

Das heißt, dass die Inbetriebnahme einer Anlage nicht selten zur Entwicklung derselben dient. „Es ist der spannendste und zeitaufwändigste Teil der Arbeit, auch weil wir dabei nochmal ganz viel über den Prozess lernen.“ So war es auch bei seiner Arbeit in Marburg. Im Februar 2021 wurde die dortige für die Corona-Impfstoff-Herstellung umgebaute Anlage erstmals in Betrieb genommen. „Bis Juli war ich für die Inbetriebnahme fast durchgängig vor Ort, wohnte im Hotel und machte zu Spitzenzeiten viele Sonderschichten.“ Es war viel Arbeit, doch er machte sie gern.

Naturwissenschaften sind gefragt

Sein Abitur legte Tom Strauß mit den Leistungsfächern Physik, Mathematik und Chemie ab. Er wollte einen technischen Beruf ergreifen und hatte bereits entsprechende Bewerbungen abgeschickt, als sein Onkel – ebenfalls ein Beschäftigter bei Siemens – ihm den Konzern als Arbeitgeber empfahl. „Bewerberinnen und Bewerber, die ihr Abitur mit naturwissenschaftlichem Fokus abgelegt haben, sind gefragt“, sagt Siemens-Pressesprecher Lars Kläschen.

Der in der Wesermarsch aufgewachsene und mittlerweile in Oldenburg beheimatete Tom Strauß erhielt bald nach seinem Vorstellungsgespräch einen Platz für ein Duales Studium. In diesem kombinierten Modell schloss er zunächst eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik ab, später erwarb er den Bachelor of Science in Elektro- und Informationstechnik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.

Das erste Projekt, zu dem er direkt nach seinem Hochschulabschluss entsendet wurde, war eine Chemieanlage in Spanien. „Dabei lernte ich erstmal die Siemens-Produkte besser kennen und sammelte Praxiserfahrung an den Anlagen.“ Im Anschluss arbeitete er am Standort Karlsruhe an der Entwicklung eines neuen Prozessleitsystems des Unternehmens mit. Danach befasste er sich wieder mit einer Chemieanlage, diesmal in Deutschland.

Es sind stets Projekte, mit denen Tom Strauß zu tun hat. Diese drehen sich meist um bestehende Anlagen, die automatisiert werden sollen. Eine Aufgabe, die Tom Strauß erfüllt.

  • Porträtfoto des Protagonisten

    Einen Beitrag zur Bekämpfung dieser Pandemie leisten zu können, das war ein sehr cooles Gefühl.

    Tom Strauß

Weitere Informationen

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