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Virologe/Virologin – Hintergrund: Viren verstehen

Humanmedizin, Bioinformatik, Tiermedizin oder Veterinärwesen: Virologinnen und Virologen können in vielen Feldern tätig werden, je nach persönlichem Kompetenzprofil.

Die Illustration eines Virus.

„Die vielen Maßnahmen haben Wirkung gezeigt, wir müssen aber unbedingt vorsichtig und achtsam bleiben“, äußerte sich Professor Dr. Thomas Pietschmann zur Corona-Lage in Deutschland Anfang August. Masken würden helfen, die Übertragungswege zu reduzieren. In der Corona-Warn-App sieht der Virologe ein wertvolles Werkzeug, um Infizierte künftig schnell zu identifizieren.

„Zudem verstehen wir dank nationaler und internationaler Forschung immer besser, wie sich das neuartige Coronavirus verhält und überträgt“, fährt Thomas Pietschmann fort. Der Virologe arbeitet in Hannover am Institut für Experimentelle Virologie bei Twincore, dem Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung.

Ein Foto von Thomas Pietschmann. Ein Foto von Thomas Pietschmann.

Thomas Pietschmann

Dabei hätten deutsche Virologinnen und Virologen eine wichtige Rolle gespielt, betont Thomas Pietschmann. Es wurde etwa sehr schnell ein spezifischer Virusnachweis entwickelt. Zudem haben deutsche Forscherinnen und Forscher Impfstoffe entwickelt und die Struktur der Virus-Polymerase, sozusagen des „Motors“ des Virus‘, aufgeklärt, um nur einige der Forschungsaktivitäten in Deutschland zu nennen.

Virologinnen und Virologen in unterschiedlichen Einsatzfeldern

Dabei haben Virologinnen und Virologen unterschiedliche Hintergründe und sind in unterschiedlichen Einsatzfeldern tätig. Solche mit humanmedizinischem Studium und einer Weiterbildung etwa zur Fachärztin beziehungsweise zum Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sind nah dran an den klinischen Ausprägungen einer Virusinfektion. Sie gehen beispielsweise der Frage nach, welche Mechanismen dazu führen, dass man schwer erkrankt, und anhand welcher Biomarker man das vielleicht vorhersagen kann.

„Kommt jemand aus der Biologie oder der Biochemie, stehen eher die grundlegenden molekularen und zellbiologischen Prozesse bei einer Infektion und die Funktionsweise des Virus‘ selbst im Vordergrund“, erklärt Thomas Pietschmann. Veterinärmedizinerinnen und -mediziner wiederum konzentrieren sich beispielsweise auf Forschungen auf dem Gebiet der Zoonose, also der Übertragbarkeit von tierischen Erregern auf den Menschen.

Interessant findet der Virologe das recht neue Gebiet der Bioinformatik. „Diese Fachleute erkennen Muster in den riesigen Datenmengen und können zum Beispiel Modelle des Infektionsgeschehens berechnen.“ Neben einer wissenschaftlichen Laufbahn steht Virologinnen und Virologen auch der Weg in die Industrie offen, um zum Beispiel an antiviralen Wirkstoffen oder Impfstoffen zu arbeiten. Perspektivisch ist es zudem möglich, sich dort für Managementaufgaben zu qualifizieren, in der Öffentlichkeitsarbeit oder im Wissenschaftsjournalismus tätig zu werden.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Virusdiagnostik, sowohl in der Tier- als auch der Humanmedizin: „Die Abwehrkräfte von Transplantationspatienten etwa sind geschwächt. Wenn hier eine Herpes-Infektion aufflammt, kann das lebensgefährlich werden“, weiß Thomas Pietschmann. Deshalb sei es hier wichtig, Blutproben analysieren zu können, um therapeutisch einzuschreiten.

Hilfreiche Skills

Wichtig für diesen Beruf seien Freude an Analytik, Teamarbeit, Sorgfalt, kreatives Denken und der Wunsch, den Dingen auf den Grund zu gehen. Denn auch abgesehen von Corona seien viele virologische Fragen noch nicht gelöst: „Es gibt keinen HIV-Impfstoff und eine chronische Hepatitis B kann zwar behandelt, aber immer noch nicht geheilt werden“, nennt Thomas Pietschmann als Beispiele. „Vieles, was wir über unsere eigenen Körperzellen oder die Funktionsweise unseres Immunsystems heute wissen, haben wir erst durch das Studium der Viren gelernt.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.500 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
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Jobsuch der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Gesellschaft für Virologie

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