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Lehrer/innen – Bedarf nach Lehrämtern: Schwierige Prognose

Welche Fächer sind zurzeit an welcher Schulform besonders gefragt – und was lässt sich für die Zukunft sagen? abi» gibt einen Überblick.

Nahaufnahme eines Behälters mit Tafelkreide. Foto: Martin Rehm

Welche Schulen benötigen Lehrer/innen für welche Fächer? Dieser Frage widmet sich eine Berechnung der Kultusministerkonferenz (KMK) vom Dezember 2019. Sie prognostiziert den Lehrereinstellungsbedarf und das -angebot bis ins Jahr 2030.

Viele Unsicherheitsfaktoren

In ihrer Veröffentlichung weist die KMK darauf hin, dass es „viele Unsicherheitsfaktoren“ gebe. So werde der künftige Bedarf von bildungspolitischen Faktoren beeinflusst – etwa Vorgaben zur Klassengröße, pädagogische Maßnahmen, Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Lehrer*innenstellen. Auch die Prognose des Lehrkräfteangebots sei von einer Reihe von Faktoren abhängig: „Insbesondere können persönliche Entscheidungen der Studierenden sowie öffentliche Trendaussagen zum künftigen Lehrerbedarf das Lehrerangebot entscheidend beeinflussen.“ Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, warnt davor, seine Berufswahl vorrangig nach Prognosen zu richten. Er rät, bei der Wahl von Schulform und -fächern vorrangig nach den eigenen Interessen zu gehen.

Wie unbeständig der Arbeitsmarkt für Lehrer/innen ist, erläutert er am Beispiel des Grundschullehrer/innen-Mangels: Unbesetzte Stellen würden vermehrt mit Quer- und Seiteneinsteiger*innen besetzt. Zudem sei die Zahl der Studienplätze fürs Grundschullehramt beispielsweise in Bayern erhöht worden, sodass mit mehr Absolventinnen und Absolventen zu rechnen sei. Andererseits unterrichteten derzeit Gymnasiallehrer/innen, die keine Anstellung gefunden haben, ebenfalls an Grundschulen sowie Mittel- und Sekundarschulen. Sie wechselten jedoch eventuell an „ihre“ Schulform zurück – zum Beispiel, wenn Bundesländer die 13. Jahrgangsstufe wieder einführen und dadurch der Bedarf steige. Was wiederum bedeute, dass etwa Stellen an Grundschulen neu besetzt werden müssen – eine Gleichung mit vielen Unbekannten.

Entspannung bei Grundschulen ab 2024

Aufgrund der genannten Unwägbarkeiten können die folgenden Ergebnisse der KMK-Berechnung allenfalls zur groben Orientierung bei der Studienwahl dienen:

„Für die Lehrämter der Grundschule beziehungsweise des Primarbereichs kann für ganz Deutschland von einer rechnerischen Ausgeglichenheit für den gesamten Prognosezeitraum ausgegangen werden“, so die KMK. Dieser Befund täusche jedoch nicht darüber hinweg, dass die Situation bis 2024 „sehr angespannt“ sei. Erst danach trete etwas Entspannung ein.

Bei den „übergreifenden Lehrämtern des Primarbereichs und aller oder einzelner Schularten des Sekundarbereichs“ – dazu zählen beispielsweise die Lehrämter für Grund-, Haupt- und Realschule oder für die Sekundarschule – müsse insgesamt mit einer „recht knappen Bewerberlage“ gerechnet werden. Den höchsten Einstellungsbedarf gebe es in den Fächern Mathematik, Chemie, Physik, Englisch und Musik. „Relativ gering ist die Nachfrage an Lehrkräften für die Fächer Geschichte, Ethik/Philosophie und katholische Religionslehre.“

Bei den „Lehrämtern für alle oder einzelne Schularten des Sekundarbereichs I“, also für Schulformen der mittleren Bildung, reiche das erwartete Angebot an Lehrkräften nicht vollständig aus. Größerer Einstellungsbedarf bestehe in den Fächern Mathe, Chemie, Physik, Englisch und Französisch.

Angespannte Situation bei Berufsschulen

Die Lehrämter der Sekundarstufe II, also der weiterführenden Bildung, werden unterteilt in allgemeinbildende Fächer/Gymnasium und berufliche Fächer/berufliche Schulen. Bei Ersterem könne „generell von einem deutlichen Bewerberüberhang ausgegangen werden“. Der fachrichtungsspezifische Bedarf lasse sich schwer einschätzen. Größere Bedarfe seien beispielsweise in Mathe, Informatik, Englisch, Musik, Kunst, Chemie und Physik anzunehmen.

Die Situation beim Berufsschullehramt sei bis 2030 angespannt: „Der Einstellungsbedarf kann (...) im Durchschnitt nicht gedeckt werden.“ Gesucht würden Lehrkräfte insbesondere für die Fachrichtungen Metall-, Elektro- sowie Fahrzeugtechnik sowie für Pflege und Sozialpädagogik – für diese Bereiche fehlten auch Fachlehrer/innen und Lehrer/innen für Fachpraxis.

An Berufsschulen fehlten zudem Lehrkräfte für allgemeinbildende Fächer wie Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Mathematik. Für die Sonderpädagogischen Lehrämter prognostiziert die KMK ebenfalls einen weiterbestehenden Mangel: „Bundesweit fehlen bis 2030 jährlich durchschnittlich circa 400 Lehrkräfte.“ Und das in „nahezu allen Förderschwerpunkten“.