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Ingenieurwesen studieren: Erfinden, tüfteln, konstruieren

Vom Faustkeil bis zum Flugzeug, von der Dampfmaschine bis zur Digitalisierung – dem schöpferischen Geist findiger Tüftlerinnen und Tüftler hat die Menschheit viele Fortschritte zu verdanken. Auch heute helfen Ingenieurinnen und Ingenieure, die Lebensbedingungen weltweit zu verbessern.

Ein Mann sieht sich auf einer Baustelle mit einem Kollegen einen Bauplan an.

Maschinenbaustudent Valentin Lottner zum Beispiel hat sich in seiner Bachelorarbeit mit der Bewässerung von Wüstenregionen auseinandergesetzt. „Eine künstliche Oase mitten in der Wüste, bewässert mit durch Solarenergie entsalztem Meerwasser, das ist das Thema, an dem einer meiner Profs forscht“, erzählt er. Der 25-Jährige hat seinen Teil zur Vision eines Gewächshauses beigetragen, das von äußeren Energiequellen unabhängig ist, und sich in seiner Arbeit mit Kondensatoren beschäftigt, die helfen, Wasser aus der Luft zu gewinnen. „Eigentlich dachte ich, Forschung und Entwicklung ist gar nichts für mich, aber das Thema fand ich sehr spannend.“

Ein Porträtfoto von Valentin Lottner. Ein Porträtfoto von Valentin Lottner.

Valentin Lottner

Als Valentin Lottner während seiner Schulzeit begann, mit dem Berufsziel „Ingenieur“ zu liebäugeln, informierte er sich über mehrere Optionen: Bauingenieurwesen, Regenerative Energien und Maschinenbau. „Ich habe mich für Letzteres entschieden, auch um mich noch nicht festlegen zu müssen“, sagt er.

Inzwischen hat er neun Semester Maschinenbau an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg studiert, Energietechnik als Schwerpunkt für sich entdeckt und den Bachelor in der Tasche. Maschinenbau beschreibt er als ein breit angelegtes Studium, das in den ersten Semestern sehr theorielastig ist. „Am Anfang überblickte ich noch nicht, wohin das alles führen soll“, erinnert er sich. „Im Laufe des Studiums ist es dann aber anwendungs- und praxisorientierter geworden. Von da an hat es mir richtig Spaß gemacht, weil mir klar wurde, wohin die Reise geht“, sagt er.

Mit seinem Bachelor-Schwerpunkt Energietechnik strebt er nun einen Master an.

Breit aufstellen oder spezialisieren?

Ein Porträtfoto von Martin Scholz. Ein Porträtfoto von Martin Scholz.

Martin Scholz

Den wenigsten sei von Anfang an klar, wo sie am Ende landen, sagt Martin Scholz von der Zentralen Studienberatung der Leibniz Universität Hannover. Er hält Valentin Lottners Weg, sich nach und nach an sein konkretes Studienziel heranzutasten, für einen guten Ansatz, wenn man vor der Frage steht, welcher der über 4.000 Ingenieurstudiengänge der richtige ist.

Elektrotechnik oder Bauingenieurwesen? Erneuerbare Energien oder Automatisierung? (Siehe hierzu auch die Checkliste „Welche Ingenieurwissenschaft passt zu mir?“) „Wir gehen davon aus, dass sich Interessen im Laufe einer Bildungsbiografie verändern und laufend weiterentwickeln. Deshalb kann es eine gute Idee sein, mit einem breiter angelegten Ingenieurstudiengang zu starten, um die Chance zu haben, auch ganz neue Aspekte und Themen kennenzulernen. Eine Spezialisierung bietet sich dann für den Master an“, sagt der Studienberater, betont aber, dass dies nur eine ganz persönliche Entscheidung sein kann.

Ohne eine gewisse Lust an Mathe und Physik geht es in den Ingenieurwissenschaften grundsätzlich nicht. Förderlich sind zudem gewisse Fähigkeiten im räumlichen Vorstellungsvermögen und logischem Denken, Genauigkeit und Ausdauer, um länger an einem Problem dranzubleiben, wenn der erste Ansatz nicht funktioniert.

Fähigkeiten und Angebote abgleichen

Ein Porträtfoto von Susanne Schröder. Ein Porträtfoto von Susanne Schröder.

Susanne Schröder

Um sich darüber klar zu werden, ob man für einen Studiengang im Bereich Ingenieurwesen geeignet ist, empfiehlt Susanne Schröder, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit Hildesheim, zum Beispiel ein technisches Praktikum oder ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr. Ihr Kollege Holger Gabbatsch nennt in diesem Zusammenhang Testverfahren wie Check-U und den Studienfeldbezogenen Beratungstest (SFBT) für Ingenieurwissenschaften – beide von der Bundesagentur für Arbeit – sowie den Eignungstest der Initiative think ING. Für die Suche nach konkreten Ingenieurstudiengängen, weist er auf Portale wie studienwahl.de hin,  nach konkreten Ingenieurstudiengängen lässt sich in der Studiensuche und den Online-Präsenzen der Hochschulen recherchieren: „Viele haben ja eine erste Idee, eine Wunschbranche oder Interesse an einer gewissen Technologie. Das ist ein guter Startpunkt“, zeigt er auf.

Es empfiehlt sich, sich auf drei oder vier Studiengänge festzulegen und dann ins Curriculum oder Modulhandbuch schauen, um die infrage kommenden Studiengänge miteinander zu vergleichen. Gibt es dazu Detailfragen, verweist Studienberater Martin Scholz meist auf die Fachstudienberatung. Entscheiden muss man sich auch zwischen Uni und Fachhochschule (FH): „Einfach nur zu sagen: Uni bietet eher Theorie und FH mehr Praxis, das stimmt so in der Einfachheit nicht mehr“, merkt er an. „Projektarbeiten gibt es auch an der Uni, genauso wie Pflichtpraktika in der Industrie.“

Arbeitsmarktchancen eher außen vor lassen

Ein Porträtfoto von Holger Gabbatsch. Ein Porträtfoto von Holger Gabbatsch.

Holger Gabbatsch

Martin Scholz versteht es, wenn sich manch eine oder einer an den späteren Arbeitsmarktchancen orientieren will. „Solche Fragen treiben natürlich einige um. Allerdings müssen wir dann klarstellen, dass all das ja auch einer Markt- und Forschungsentwicklung unterliegt und nicht festgefügt ist“, erklärt er. Holger Gabbatsch findet es ebenso wenig sinnvoll, etwas nur wegen vermeintlich guter Arbeitsmarktperspektiven zu studieren: „Wichtiger ist: Packt mich das Thema und macht es mir Spaß, mich über längere Zeit damit zu beschäftigen?“ Wer von Anfang an wissen will, wie das spätere Berufsleben aussehen wird, für den könne ein duales Studium das Richtige sein, ergänzt Susanne Schröder. Das heißt, ergänzend zum Studium an der Hochschule absolvieren dual Studierende eine Ausbildung oder ausgedehnte Praxisphasen in einem Betrieb.

Bis auf wenige Ausnahmen gibt es in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen kaum Zulassungsbeschränkungen. Meist wird allen Bewerberinnen und Bewerbern ein Studienplatz angeboten. Die Beraterinnen und Berater machen technisch interessierten jungen Frauen Mut, einen Ingenieurstudiengang zu ergreifen – auch wenn die Disziplin immer noch sehr männerdominiert ist.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk der Bundesagentur für Arbeit für Berufe mit über 3.000 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Ingenieurwesen)
arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland.
studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

Die Studiensuche hilft dir bei der optimalen Auswahl deines Studienorts oder Studienfachs.
arbeitsagentur.de/studiensuche

Hochschulkompass

www.hochschulkompass.de

think ING.

Ingenieurnachwuchsinitiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall
www.think-ing.de

TU9

Der Uni-Verbund TU9 German Universities of Technology bietet Informationen zum Studium der Ingenieur- und Naturwissenschaften.
www.tu9.de

Zentralverband Deutscher Ingenieure (ZDI)

zdi-ingenieure.de

Bundesingenieurkammer

bingk.de

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)

vdma.org

Verein Deutscher Ingenieure (VDI)

vdi.de

Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.

vde.de

Deutscher Ingenieurinnenbund

dibev.de

Komm, mach Mint!

Bundesweite Netzwerk-Initiative, die Mädchen und Frauen für MINT-Studiengänge und -Berufe begeistern will. Mit Infos zu Berufen, Studium oder auch Stipendien.
www.komm-mach-mint.de