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Scrum Master: Menschen in der Veränderung begleiten

In Unternehmen, die schneller als der Wettbewerb sein wollen, sind Leute wie Daniel Dorsch gefragt. Der 31-Jährige ist Scrum Master und unterstützt Projektteams dabei, effektiver und selbstverantwortlich zu arbeiten.

Portrait eines Manns der einen Hund hält.

Im Zuge der Digitalisierung werden Innovationszyklen immer kürzer. Das heißt, aktuelle Technologien können in einer paar Monaten schon veraltet sein. Deshalb schwenken einige Unternehmen auf eine neue Art des Projektmanagements um: das agile Arbeiten. Statt ein Produkt von A bis Z durch Chefs durchplanen zu lassen, entscheidet das Entwicklungsteam selbständig, was wer wann warum und wie tut. „Würde ein Stürmer vor jedem Schuss seinen Trainer fragen, ob er den Ball ins leere Tor schießen darf, würde er in seiner Karriere kein einziges Tor schießen“, bringt Daniel Dorsch als Vergleich auf den Punkt. Er ist Scrum Master beim Software-Unternehmen CodeCamp:N in Nürnberg und begleitet ein elfköpfiges Team. „Ich bin wie ein Schweizer Taschenmesser“, lacht er, „ein vielseitiges Werkzeug, das das Team dazu befähigt zu funktionieren – und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise.“

Scrum ist eine von vielen agilen Methoden. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es ein klares Regelwerk gibt. Es wird in kleinen Schritten gearbeitet, wobei in kurzen Meetings Ergebnisse täglich kommuniziert und regelmäßig hinterfragt werden. Zudem gibt es eine fest definierte Rollenverteilung. Als Scrum Master vermittelt Daniel Dorsch zwischen diesen Rollen und hält damit den Entwicklungsprozess am Laufen. Programmier-Know-how braucht er dafür nicht. „Ich habe nicht wie ein Projektleiter die Befugnis und das Wissen, dem Team zu sagen, was es fachlich machen muss, stattdessen führe ich ihm den Fortschritt vor Augen. Ich mache Analysen, erstelle Präsentationen, moderiere die Treffen, manchmal organisiere ich auch einfach nur neue Bildschirme oder coache jemanden, weil es zwischenmenschliche Probleme oder psychischen Stress gibt“, sagt er.

Alles zwischen Kümmerer und Coach

Daniel Dorsch hat BWL studiert und einen Master in Innovationsmanagement. Mit agilen Methoden ist er vor drei Jahren zum ersten Mal in Kontakt gekommen. Als Innovationsmanager sollte er bei einem Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern den Transformationsprozess begleiten. „Da hab ich festgestellt, dass mir die Menschen im Innovationsprozess sehr wichtig sind“, erinnert er sich. „So viel ändert sich gerade. Wir müssen schauen, dass die Leute nicht ausbrennen. Als Scrum Master habe ich den Job, die Menschen durch den Veränderungsprozess zu begleiten“, sagt er.

Deshalb beschloss er, sich als Scrum Master zertifizieren zu lassen, und coachte von da an seine ersten agilen Teams – auch außerhalb der Softwareentwicklung. „Ein guter Scrum Master wird man aber nicht durch ein Zertifikat, sondern durch Menschenkenntnis, Geduld und Erfahrung“, sagt er und erzählt, dass er am Anfang viel falsch gemacht habe. „Man kann den Leuten nicht einfach so ihre Art und Weise, wie sie bisher gearbeitet haben, wegnehmen. Das braucht seine Zeit, viel Kommunikations-Know-how und Psychologie.“ Auch heute noch müsse er beim Management und im Team immer wieder Überzeugungsarbeit leisten. „Jedes Mal, wenn es dann bei jemandem ‚Klick‘ macht, kommt mir ein dickes Grinsen.“

Bei CodeCamp:N ist Daniel Dorsch mittlerweile Release Train Engineer – eine Art Scrum Master der Scrum Master. Das heißt, er kümmert sich zusätzlich um die Belange der anderen Scrum Master und schaut, dass diese die besten Bedingungen für ihre Arbeit vorfinden. „Aufklären, Menschen entwickeln, bei der Veränderung vorangehen – das ist mein berufliches Ziel, also genau das, was ich schon mache.“