zum Inhalt

Juristinnen und Juristen – Das sagen Personalverantwortliche: Vielfalt statt Paragrafenreiterei

Juristinnen und Juristen können in vielen Bereichen tätig werden: in der Justiz, im öffentlichen Dienst oder in der freien Wirtschaft. Worauf es dabei ankommt, erläutern drei Personalverantwortliche.

Anwalt schaut in Gesetzbuch.

Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes

Ein Porträtfoto von Sven Rebehn. Ein Porträtfoto von Sven Rebehn.

Sven Rebehn

Die Justiz muss sich anstrengen, um in einem härter werdenden Wettbewerb mit der Wirtschaft und der Anwaltschaft weiterhin die besten juristischen Köpfe für sich zu gewinnen. Umfragen unter Juristinnen und Juristen, die den Schritt zur Justiz gemacht haben, belegen aber eine hohe Zufriedenheit mit den verantwortungsvollen Aufgaben in der Rechtspflege. Mögen finanzielle Anreize heute eher für einen Berufseinstieg in der Wirtschaft oder Anwaltschaft sprechen, so kann die Justiz mit einer herausgehobenen Tätigkeit für den Rechtsstaat und mit einer hohen Arbeitszufriedenheit punkten. Bei einer Befragung von mehr als 300 Justizjuristinnen und Justizjuristen mit einem Durchschnittalter von 32 Jahren in Nordrhein-Westfalen gaben fast 60 Prozent der Befragten als wichtigstes Motiv für ihren Einstieg in der Justiz an, dass sie dort eine sinnstiftende Aufgabe erwartet. Fast 50 Prozent führten die persönliche Unabhängigkeit als herausragendes Argument an. Eine Befragung von 1.000 Richterinnen und Richtern sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälten durch das Institut für Demoskopie Allensbach für den Roland Rechtsreport 2019 hat ebenfalls eine hohe Berufszufriedenheit ergeben. Eine überwältigende Mehrheit der Befragten würde sich erneut für den Beruf entscheiden: 46 Prozent würden es ganz bestimmt tun, 41 Prozent halten es für wahrscheinlich. Unter dem Strich bietet die Justiz jungen Juristinnen und Juristen ein attraktives Gesamtpaket, was eine wachsende Zahl von Quereinsteigerinnen und -einsteigern aus der Wirtschaft, der Anwaltschaft oder dem öffentlichen Dienst in der Richterschaft unterstreicht.

Barbara Aßn, leitet das Sachgebiet Personalentwicklung Juristen und Juristinnen der Stadt München

Ein Porträtfoto von Barbara Aßn. Ein Porträtfoto von Barbara Aßn.

Barbara Aßn

Für Juristinnen und Juristen gibt es bei uns vielfältige Möglichkeiten. Sie können sich mit Fragen aus allen Bereichen des öffentlichen Rechts und auch mit Fällen aus dem Privatrecht beschäftigen. Unsere Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind dabei in sogenannte Qualifikationsebenen eingeteilt. Die Qualifikationsebene drei entspricht in etwa dem gehobenen Dienst und die Qualifikationsebene vier dem höheren Dienst. Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelor of Laws steigen zum Beispiel in die Qualifikationsebene drei ein. Sie sind dann in der Regel Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst. Auch Absolventinnen und Absolventen anderer Studiengänge, die einen Anteil von mindestens 50 Prozent Rechtswissenschaften enthalten, können hier tätig werden.

Volljuristinnen und -juristen, also diejenigen, die ein Zweites Staatsexamen mitbringen, werden in Qualifikationsebene vier eingestellt. Sie werden in der Regel verbeamtet, da sie auch hoheitliche Aufgaben übernehmen. Ein Master of Law ist hier nicht ausreichend.

Der Bedarf an Juristinnen und Juristen war vor der Coronakrise hoch: Wir haben jährlich rund 25 in der Qualifikationsebene vier eingestellt und auch in der dritten Qualifikationsebene lagen die Einstellungszahlen im zweistelligen Bereich. Aktuell ist schwer abzusehen, wie sich das entwickeln wird.

Wer sich für eine Laufbahn bei der Stadt entscheidet, hat auf jeden Fall sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. Das betrifft sowohl das Fortbildungsprogramm mit mehreren hundert verschiedenen Seminaren als auch das Thema Weiterentwicklung. Es gibt viele Möglichkeiten der Spezialisierung, etwa im Kommunalrecht, Versammlungsrecht oder Europarecht – die Bandbreite ist enorm. Juristinnen und Juristen können sich zudem für Führungspositionen empfehlen oder jederzeit das Rechtsgebiet wechseln.

Dirk Imer, Bereichsleiter in der Personalabteilung bei der Versicherungsgruppe HUK-COBURG

Ein Porträtfoto von Dirk Imer. Ein Porträtfoto von Dirk Imer.

Dirk Imer

Als Versicherungsunternehmen sind Juristinnen und Juristen für uns immer interessant. Sie gehören zur größten Gruppe von Akademikerinnen und Akademikern bei der HUK-COBURG. Da die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten so groß ist, haben wir mit Blick auf die unterschiedlichen Abschlüsse keine Präferenzen. Wir beschäftigen sowohl Wirtschaftsjuristinnen und -juristen mit Bachelor- und Masterabschluss als auch Juristinnen und Juristen mit Erstem und Zweitem Staatsexamen.

Sie bringen aufgrund ihres Studiums ein gutes Rüstzeug mit, um sich in viele Rechtsgebiete einarbeiten zu können. Bewerberinnen und Bewerber sollten hier nicht nur an unseren Schadenbereich denken. Für sie gibt es weitere spannende Aufgaben, zum Beispiel in der Rechtsabteilung, Personalabteilung, Revision und Datenschutz, in den IT-Abteilungen sowie im Asset Management (Vermögensverwaltung).

Bei der Bewerbung kommt es für uns nicht auf das letzte Zehntel der Note nach dem Komma an. Vielmehr geht es um die Persönlichkeit: Wir sind ein großes Haus, in dem Teamarbeit wichtig ist. Nicht nur die juristische Denke zählt, sondern auch, wie man gemeinsam eine Lösung entwickeln kann. Dafür braucht es vor allem kommunikative Kompetenzen.