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Game Art and Design: Spielwelten kreieren

In ihrem Studium Game Art and Design an der Hochschule der bildenden Künste (HBK) Essen lernt Pauline Meier (20), aus Ideen Computerspiele zu entwickeln.

Prototyp Mobile Game Farfelu von Pauline M. auf einem Tablet

Ein Grundstück an einem See, die Umgebung ist dunkel, nur eine Lichtkugel führt zu einem Haus, in dem einst Ophelia lebte: Warum ist sie gestorben? „Wenn ein Spieler in das Haus hineingeht und erfährt, was dort passiert ist, kann er ihre Seele befreien“, erzählt Pauline Meier. Die 20-Jährige hatte die Aufgabe, eine Szene zu entwickeln, die ohne große Erzählung auskommt, als Teil eines Computerspiels für den PC. „Es war mein erstes Semesterprojekt und ich habe meine Geschichte an Shakespeares Hamlet und die Figur Ophelia angelehnt.“ Pauline Meier liebt Literatur, Mode, Kunst und Schauspiel. All das fließt in ihre Spiele mit ein.

„Ich habe immer schon gerne an Konsolen und auch am PC gespielt, digital gezeichnet und 3-D-Modelle entworfen“, sagt sie. Deshalb hat sie sich für den Bachelorstudiengang Game Art and Design an der HBK Essen entschieden. „Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Studiengängen, die sich mit Computerspielen befassen. Hier liegt der Schwerpunkt auf künstlerischen und gestalterischen Aspekten“, begründet sie ihre Entscheidung.

Keine Angst vor Mathe

Zwar lernt sie alle Kompetenzen, die man benötigt, um ein Spiel zu entwickeln, also auch das Coding. „Aber der Studiengang beinhaltet weniger Informatik und mehr Gestaltung“, erzählt Pauline Meier. Daher schließen die Absolventinnen und Absolventen mit einem Bachelor of Arts ab. Der Andrang ist hoch: Für die Zulassung musste sie eine künstlerische Bewerbungsmappe einreichen.

Auf ihrem Lehrplan stehen digitales Modellieren, Zeichnen und Animieren, aber auch wie man Interaktionskonzepte, Spielregeln und Erzählstrukturen entwirft. Mithilfe einer Game Engine kann sie ihre Projekte in spielbare Prototypen für ganz unterschiedliche Endgeräte umsetzen: PC, Smartphones, Tablet, AR- und VR-Systeme. „Man muss keine Angst vor Mathematik oder Informatik haben“, findet Pauline Meier, die selbst zu Beginn nicht sicher war, ob Programmieren zu einem Problem werden könnte.

In ihrem Jahrgang sind rund 40 Studierende, unterteilt in verschiedene Kurse: „Es sind kleine Gruppen und die Dozenten haben für jeden Zeit.“ Auch Musik und Schauspiel fließen ein. Mit Motion Capture etwa werden menschliche Bewegungen erfasst und aufgezeichnet, die dann im Spiel verwendet werden können. Aktuell ist sie im zweiten Semester und arbeitet an einem Handyspiel: Der schusselige Alchimist Detrix lebt mit seinem Kauz Eudemos im Wald, wo sie allerlei Getränke zusammenbrauen. „Spieler können Getränke zubereiten, in den Garten gehen und Zutaten einsammeln“, umreißt die Studentin die Grundidee.

Spielbare Prototypen

An der HBK Essen sind die Studiengänge eng verknüpft. Im höheren Semester hat sie nicht nur die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen, sie kann auch in praxisorientierten Projekten etwa bei den Filmemacherinnen und -machern oder den Produktdesignerinnen und -designern mitwirken. Das fünfte Semester ist für einen Auslandsaufenthalt oder für ein Praktikum vorgesehen.

Theoretisch vermittelt das Studium Grundlagenwissen aus Kunst- und Kulturgeschichte, Design-, Film- und Medientheorie, Ethik und Verantwortung sowie Management und Marketing. Ebenso werden Exkursionen zu branchenrelevanten Veranstaltungen angeboten.

Das siebte Semester ist für die Erarbeitung der Bachelorarbeit vorgesehen. „In den Theoriefächern werden Hausarbeiten geschrieben und in den praktischen Kursen auch Projektdokumentationen verlangt, aber es gibt keine Klausuren. Die Punkte werden im Studium anhand der erstellten Prototypen vergeben“, erläutert Pauline Meier. Eine gute Vorbereitung auf die Abschlussarbeit, findet sie. Ihre Kompetenzen kann sie später nicht nur in der Spieleindustrie, sondern auch in der Medienbranche allgemein einbringen – von Werbung über Film bis hin zu interaktiven Medien.