Informatik studieren: Ein Studium für Logikfans

Welche Anforderungen sollten Interessierte für ein Informatikstudium mitbringen und was gibt es sonst noch zu beachten? abi» hat Dr. Frank Seifert, Fachstudienberater der Informatik an der TU Chemnitz, gefragt.

abi» Herr Dr. Seifert, welche Anforderungen gehen mit dem Studienfach Informatik einher?

Dr. Frank Seifert: Studienbewerberinnen und -bewerber sollten ein Interesse am Lösen von Problemen mit Computern haben. Wichtig ist auch, dass man logisch-analytische und kreative Denkaufgaben mag. Und man sollte in der Lage sein, Zusammenhänge zu erkennen und Lösungswege zu finden. Diese muss man in der Informatik dann strukturieren und formalisieren, also sozusagen für den Computer übersetzen. Manchmal braucht es in der Informatik auch Durchhaltevermögen, um sich durch komplexe Probleme durchzubeißen. Und schließlich müssen Informatikstudierende teamfähig und flexibel sein.

abi» Neben der allgemeinen Informatik gibt es auch spezialisierte Studiengänge, die sich zum Beispiel mit Automobilen oder mit künstlicher Intelligenz beschäftigen. Wo liegen hier die Unterschiede?

Dr. Frank Seifert: Informatik hat sich in den vergangenen Jahren zu einem unüberschaubaren Feld mit sehr vielen Anwendungsgebieten entwickelt. Um dieser Vielfalt und den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden, werden häufig spezialisierte Studiengänge angeboten, die entweder bestimmte Gebiete der Informatik vertiefen oder aber auch Schnittstellenkompetenzen ausbilden. Allerdings werden auch in den spezialisierten Studiengängen, insbesondere im Bachelorbereich, zunächst erst einmal die Grundlagen vermittelt: Wie funktioniert ein Computer? Welche Logik steckt dahinter? Wie lassen sich aus Informationen abstrakte Modelle bilden?

abi» Wie kann man den für sich passenden Informatikstudiengang finden?

Dr. Frank Seifert: Da gibt es im Prinzip zwei Wege: Die einen lesen sich die Beschreibungen der Studiengänge durch und sind dann von einer Spezialisierung überzeugt. Die anderen beginnen mit dem Studium der allgemeinen Informatik und finden dann heraus, welcher Bereich ihnen am besten gefällt. Je nachdem, welche Regelungen an der jeweiligen Hochschule gelten, können sie dann vielleicht sogar noch während des Bachelors die Vertiefungsrichtung wechseln. Wenn das nicht möglich ist, können sie im Masterstudium den entsprechenden Schwerpunkt wählen.

abi» In der Informatik spielt auch die Mathematik eine wichtige Rolle. Muss man einen Matheleistungskurs besucht haben, um das Informatikstudium absolvieren zu können?

Dr. Frank Seifert: Nein, das nicht. Aber man sollte auch definitiv nicht mit Mathe auf Kriegsfuß stehen. Wer Informatik studiert, hat in den Mathevorlesungen mit Analysis, Algebra und Stochastik zu tun. Und auch in den einzelnen anwendungsbezogenen Fächern erfordert die Lösung einer Programmieraufgabe häufig die Anwendung mathematischen Wissens.

abi» Was ist dran am Klischee von den einsamen Tüftlerinnen und Tüftlern?

Dr. Frank Seifert: Das Bild des einsamen Nerds ist nur ein beliebtes Klischee. Natürlich mag es hier und da noch Hacker geben, die allein in ihrem Keller sitzen und beim FBI einbrechen. In der Breite aber lebt die Informatik von Teamarbeit. Denn die Aufgaben, die die Informatik beschäftigen, sind häufig so umfangreich und komplex, dass niemand sie alleine lösen kann. Das gilt im Studium ebenso wie bei den großen Arbeitgebern.

Über Dr. Frank Seifert

Dr. Frank Seifert

Foto: privat

Dr. Frank Seifert ist Fachstudienberater der Informatik an der TU Chemnitz.