Umweltinformatik:
Die Natur in Nullen und Einsen
Katharina Koal (31) hat den Studiengang gefunden, der perfekt zu ihr passt: Umweltinformatik. Dabei kann sie ihr Interesse für ökologische Themen und ihre Lust am Programmieren verbinden.
Eigentlich war sich Katharina Koal sicher, dass Informatik das Richtige für sie ist. In der Schule war sie in dem Fach immer gut. „Der ganze Bereich hat mich total fasziniert“, sagt die 31-Jährige und wollte ihre Kenntnisse unbedingt vertiefen. Sie schrieb sich an der Humboldt-Universität in Berlin für Informatik ein. „Das war schon ein krasser Sprung“, erzählt sie. Der Stoff war schwer. Das Programmieren ging, „aber die Theorie, die Mathematik – das war einfach etwas völlig anderes als in der Schule“.
Nach fünf Semestern war Katharina Koal klar: „Das ist nicht das, was ich machen will: zu theoretisch, zu weit von der Anwendung entfernt.“ Sie machte sich selbständig und fand als Webentwicklerin schnell einen Kundenkreis. „Aber es wurde schnell zur Routine, die Aufträge waren fast immer die gleichen.“ Sie entschied, doch nochmal zu studieren. „Ich habe dann gezielt nach Bindestrich-Studiengängen geschaut, um einen höheren Praxisbezug zu haben.“
Katharina Koal
Foto: privat
Bei ihrer Recherche stieß sie auf den Studiengang Umweltinformatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. „Das fand ich sofort spannend, ökologische Themen und Nachhaltigkeit haben mich schon immer interessiert.“ Katharina Koal merkte schnell, dass sie ihren Studiengang gefunden hat. „Wir versuchen, mit Methoden der Informatik die Welt zu verbessern“, erklärt sie und lacht. Umweltinformatiker analysieren Prozesse in der Umwelt, um sie besser zu verstehen und nutzen den Computer als Werkzeug, um Probleme zu lösen. „Wir erstellen etwa Computermodelle davon, wie sich Schadstoffe in der Luft oder in einem Fluss ausbreiten.“ Auch wenn es darum geht, wo Windräder aufgestellt werden, kommen Umweltinformatiker zum Einsatz. „Wir analysieren dann, wo genug Wind weht und Tiere und Menschen am wenigsten gestört werden“, erklärt die 31-Jährige.
Mathematik und Programmieren stehen nach wie vor auf ihrem Studienplan. „Ich bin jetzt sogar richtig gut in Mathe. Da ich genau weiß, wofür ich das brauche, fällt es mir viel leichter.“ Doch nun belegt sie auch Vorlesungen und Seminare in Umweltwissenschaft, Ökologie und Biologie oder Umweltchemie und ist regelmäßig im Labor. Hinzu kommen Veranstaltungen in BWL, VWL und Rechnungswesen. Ein Praktikum ist vorgeschrieben. „Aber wir machen auch im Studium viel Projektarbeit, etwa zu fachbezogener Programmierung oder auch mal gemeinsam mit Umweltwissenschaftlern“, erklärt sie. Rund 40 Prozent der Umweltinformatik-Studierenden sind Frauen – ein relativ hoher Anteil im IT-Bereich. Für das Studium, rät Katharina Koal, sollte man gerne interdisziplinär und im Team arbeiten.
Derzeit schreibt die Informatikerin an ihrer Bachelorarbeit. Da sie in Teilzeit studiert und immer nebenher gearbeitet hat, ist sie bereits im neunten Semester. Sie hat nicht vor, noch den Master zu machen. „Das war ein sehr cooles Studium, aber ich will erstmal wieder arbeiten, auch aus finanziellen Gründen.“ Sie ist sicher: Als Informatikerin findet sie mit einem Bachelorabschluss ebenso einen guten Job – und das nicht nur im Bereich Umweltinformatik. Ihr Traum ist allerdings, erstmal ein Jahr im Ausland zu arbeiten. „In Vancouver gibt es ein Unternehmen, das Routenoptimierungen für die letzte Meile entwickelt. Also für den letzten Weg der Pakete durch die Stadt bis zur Haustür. Dabei geht es darum, den CO2-Austoß zu verringern – da will ich mich bewerben.“
Video: Studium Bioinformatik
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