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Berufseinstieg bei psychischer Erkrankung
Nicht nur körperliche Erkrankungen oder Behinderungen können eine Herausforderung beim Berufseinstieg sein, auch psychische Probleme können bei jungen Menschen Zukunftssorgen auslösen. Ludger Glosemeyer, Berufsberater der Agentur für Arbeit in Osnabrück, zeigt Angebote zur Unterstützung bei psychischen Erkrankungen auf.
„Ich stehe kurz vor meinem Abi und möchte danach sehr gerne eine Ausbildung beginnen, vielleicht wird es aber auch ein Studium. Allerdings haben mich in den letzten Jahren immer wieder psychische Probleme geplagt. Das Abi werde ich bestimmt schaffen, aber nun habe ich Angst, dass mir diese Probleme einen Strich durch Ausbildung oder Studium machen. Was kann ich da tun?“
Lieber Albert,
erst einmal wünsche ich dir viel Erfolg bei den Abiturprüfungen! Es freut mich zu lesen, dass du selbstbewusst in diese Aufgabe gehst.
Wenn du fürchtest, einer Ausbildung oder einem Studium wegen einer psychischen Belastung nicht gewachsen zu sein, solltest du ein paar Dinge klären: Hast du bereits eine ärztliche Diagnose für deine Beschwerden? In welchen Dimensionen treten sie auf, also wie oft warst du deinen Aufgaben wegen psychischer Probleme nicht gewachsen? Warst du schon mal länger krank? Ich rate dir in jedem Fall, dich vertrauensvoll an deine Hausärztin oder deinen Hausarzt zu wenden und weitere medizinische Schritte, falls sie denn nötig sind, abzuklären. Denn wenn man weiß, um welche Erkrankung es sich handelt, kann man es anpacken, alles zu unternehmen, damit die Ausbildung erfolgreich abläuft.
In der Berufsberatung ist es allerdings nicht relevant, ob es sich bei einer Erkrankung um eine physische oder eine psychische handelt. Bei der Bundesagentur für Arbeit helfen wir dir mit AsA flex, einem Programm, bei dem wir dir eine Vertrauensperson zur Seite stellen, die dich bei den vielen Herausforderungen einer Ausbildung unterstützt und bei Problemen gemeinsam mit dir Lösungen erarbeitet. Du bekommst auch Nachhilfe und die Möglichkeit, den Stoff aus der Berufsschule vorzubereiten oder nach Fehlzeiten auch nachzuarbeiten.
Wir vernetzen dich auch gerne mit Hilfsangeboten der lokalen gemeinnützigen Institutionen an deinem Ausbildungsort, zum Beispiel der örtlichen AWO, Diakonie und vielen mehr. Das alles kann dir die Bundesagentur für Arbeit bei psychischen Problemen sofort anbieten. Auch die regionalen Handwerks- und Handelskammern bieten Unterstützung bei einer psychischen Erkrankung an.
Selbstverständlich hilft dir die Bundesagentur für Arbeit bei psychischen Problemen auch unabhängig von einer ärztlichen Diagnose, wenn die Belastung glaubhaft begründet wird. Übrigens können die Unterstützungsangebote je nach individueller Situation immer wieder verlängert werden, in manchen Fällen bis zum Beginn eines Angestelltenverhältnisses.
Wie auch bei physischen Erkrankungen gesetzlich geregelt, musst du psychische Probleme deinem ausbildenden Unternehmen nicht offenbaren. Wenn du dich damit besser fühlst, offen heranzugehen, dann kannst du auch das Gespräch mit den Ausbildenden in deinem Betrieb suchen, aber du musst das bestimmt nicht an die große Glocke hängen.
Bevor diese Befürchtungen überhandnehmen, solltest du dir aber je nach Leidensdruck eine ärztliche Diagnose einholen, damit du die Erkrankung besser einschätzen kannst. Wenn eine gute Therapie- oder Heilungschance besteht, kannst du dir viel Ungewissheit und bange Gedanken sparen.
Bei einem Studium hast du noch mal etwas andere Freiheiten, wie du dir die Zeit einteilst, welche Seminare oder Vorlesungen du besuchst. An Tagen, an denen du dich nicht so fit fühlst und deinen Aufgaben nicht so gewachsen, kannst du dich dann auch ohne großen Organisationsaufwand um dich selbst kümmern und das tun, was dir gerade guttut.
An jeder Hochschule gibt es das Studierendenwerk und die psychosoziale Beratungsstelle, die dich gleich zu Beginn deines Studiums beraten können. Die sind lokal optimal vernetzt und können dir zum Beispiel sagen, was du tun kannst, wenn du akute Schübe hast und wo du am Hochschulstandort im Notfall betreut wirst.
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