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Wer von der Schule auf eine Berufsschule oder Berufsfachschule kommt, merkt schnell den Unterschied: andere Fächer, andere Klassenkameradinnen und -kameraden – und eine andere Form der Wissensvermittlung. Simone Aslanidis, Schulleiterin der Franz-Oberthür-Schule in Würzburg, erklärt im abi» Interview, worauf sich Auszubildende einstellen können.
Simone Aslanidis: Was das Gymnasium und die Berufsschule gemeinsam haben, das sind gegebenenfalls die Grundfertigkeiten seitens der Schülerinnen und Schüler, wie zum Beispiel Lesen, Schreiben und Rechnen. Ansonsten unterscheiden sich die Schularten sehr stark. An der Berufsschule gibt es entweder Teilzeitunterricht mit einem bis anderthalb Unterrichtstagen pro Woche über das ganze Schuljahr hinweg verteilt oder Blockunterricht. Insgesamt sind es dann je nach Beruf und Jahrgangsstufe zehn bis zwölf Wochen Unterricht pro Schuljahr. Die Zielsetzung des Unterrichts, die Fächer und selbst die Ausbildung der Lehrkräfte sind anders ausgerichtet. Und nicht zu vergessen: An der Berufsschule verdienen die jungen Leute während ihrer Ausbildung Geld und arbeiten auch in den Ferien in ihrem Ausbildungsbetrieb.
Simone Aslanidis: Die didaktische Grundlage vieler, insbesondere der seit 1996 neugeordneten Ausbildungsberufe, sind Lernfelder, die sich an beruflichen Aufgabenstellungen orientieren und Elemente verschiedener Fächer beinhalten. Klassische Unterrichtsfächer haben wir im allgemeinbildenden Bereich: Das sind Deutsch, Religion oder Ethik, Englisch, Politik und Gesellschaft (früher Sozialkunde) sowie Sport.
Etwa ein Drittel des Unterrichts an der Berufsschule ist praktisch ausgelegt. Dafür haben wir Werkstätten und Labore mit entsprechenden Maschinen und Utensilien zum Üben. Es ist wie eine kleine Wirtschaftswelt.
Simone Aslanidis, Schulleiterin der Franz-Oberthür-Schule in Würzburg
Simone Aslanidis: Die Schülerschaft an den Berufsschulen ist vom Alter, Bildungsniveau und der Herkunft her sehr unterschiedlich. Die Lehrkraft versucht allen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen zu vermitteln, was sie später in der realen Berufswelt einmal brauchen. Das wissen die Lehrkräfte, weil viele von ihnen zuvor selbst in der Wirtschaft gearbeitet haben. Man darf nicht klassisch von den 45-Minuten-Einheiten ausgehen. Je nach Beruf kann der Unterricht zwischen 45 und 180 Minuten dauern. Die Lehrkraft hat dafür jeweils eine didaktisch-methodisch angepasste Vorgehensweise. Frontalunterricht ist selten. In der Regel wird eine berufliche Situation zum Ziel genommen, das man zu erreichen versucht. Bei einer Ausbildung im gastronomischen Bereich kann es zum Beispiel die Ausrichtung eines Events in einem gastronomischen Betrieb sein. Auf dem Weg dahin lernen die Schülerinnen und Schüler dann sowohl alle nötigen theoretischen Inhalte kennen als auch die praktische Anwendung vom Kundengespräch bis hin zur Durchführung des Events.
Simone Aslanidis: Berufsschule und Ausbildungsbetrieb sind zwei gleichberechtige Kooperationspartner, die voneinander profitieren und abhängig sind. Beide ergänzen sich, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: dass die Auszubildenden die Gesellenprüfung bestehen und somit den Facharbeiterstatus erreichen.
Simone Aslanidis: Das kommt auf den Lehrplan an. Etwa ein Drittel des Unterrichts ist praktisch ausgelegt. Dafür haben wir Werkstätten und Labore mit entsprechenden Maschinen und Utensilien zum Üben. Mediengestalter/innen können zum Beispiel an Druckmaschinen und 3-D-Druckern arbeiten. Es gibt außerdem eine Kfz-Werkstatt, ein eigenes Schulrestaurant mit Schulküche, eine Metzgerei mit Verkaufsraum, Computerräume und so weiter. Es ist wie eine kleine Wirtschaftswelt.
Simone Aslanidis: Berufsfachschulen vermitteln in zwei bis drei Jahren die Inhalte einer Berufsausbildung. Die Schülerinnen und Schüler haben, wie an allgemeinbildenden Schulen, Vollzeitunterricht. Dieser umfasst sowohl allgemeinbildende und berufsbezogene Fächer als auch die praktische Berufsausbildung. Durch den erfolgreichen Besuch der BFS erlangt man den entsprechenden Berufsabschluss, einen mittleren Schulabschluss und gegebenenfalls sogar eine Fachhochschulreife. Auszubildende, die eine Berufsschule besuchen, haben im Unterschied dazu einen Ausbildungsvertrag mit einem Ausbildungsbetrieb geschlossen und besuchen den Unterricht nur in Teilzeit.
So kann der Alltag an einer Berufsfachschule aussehen. >>
Stand: 19.01.2024
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