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Während der Ausbildung ins Ausland: Erfahrungen fürs Leben

Immer mehr Azubis gehen während der Ausbildung ins Ausland – entweder ein paar Wochen oder gleich mehrere Monate. Dabei können sie nicht nur neue Arbeitserfahrungen sammeln, sondern auch ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern.

Zwei junge Frauen und zwei junge Männer stehen nebeneinander und halten Sprechblasen-Schilder in verschiedenen Fremdsprachen in den Händen.n

Nach der Schule reisen und neue Länder kennenlernen – davon träumte auch Valeria Ciapetti. Deswegen zögerte die 19-Jährige nicht, als sie in ihrer Ausbildung die Chance bekam, ins Ausland zu gehen. Direkt nach dem Abitur hatte sie 2021 bei DB Schenker in Baden-Württemberg mit ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung begonnen und sich noch im ersten Lehrjahr um einen Auslandseinsatz bemüht.

Mit Erfolg: Von Anfang März bis Ende Mai 2023 arbeitete sie am DB Schenker Standort in Chiles Hauptstadt Santiago vor allem in der Kundenbetreuung mit. Gemeinsam mit einem anderen Mitarbeiter verfolgte sie Warensendungen aus Deutschland nach Chile, informierte Kundinnen und Kunden über den Status ihrer Sendungen und prüfte die erforderlichen Dokumente.

Ihre Ausbildungsvergütung erhielt sie weiterhin. Darüber hinaus bekam sie finanzielle Unterstützung über das Förderprogramm "AusbildungWeltweit" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), welches internationale Lernaufenthalte außerhalb der EU fördert. Diese Fördersumme in Höhe von 4.300 Euro nutzte Valeria Ciapetti für die Reise- und Aufenthaltskosten wie zum Beispiel die Miete eines kleinen Gastzimmers.

Die größte Herausforderung während ihrer Zeit im Ausland war das Heimweh, berichtet die 19-Jährige: „Ich habe meine Familie und Freunde vermisst, das habe ich unterschätzt.“ Insgesamt nimmt die Auszubildende aber viel Positives für sich mit. „So viel habe ich in so kurzer Zeit noch nie erlebt und erfahren.“ Sie habe andere Arbeitsweisen und -abläufe kennengelernt, was sie beruflich vorangebracht habe. „Außerdem war ich mit 19 drei Monate allein im Ausland, das hat mich selbstständiger und selbstbewusster gemacht. Ich bin stolz, dass ich das alles geschafft habe!“

  • Portrait von Valeria Ciapetti

    So viel habe ich in so kurzer Zeit noch nie erlebt und erfahren. Außerdem war ich mit 19 drei Monate allein im Ausland, das hat mich selbstständiger und selbstbewusster gemacht. Ich bin stolz, dass ich das alles geschafft habe!

    Yvette Ciapetti, angehende Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung

Steigende Zahlen

So wie Valeria Ciapetti entscheiden sich einige Azubis, während ihrer Ausbildung ins Ausland zu gehen. Laut der aktuellsten Mobilitätsstudie der Nationalen Agentur Bildung für Europa (NA) beim BIBB verbrachten im Jahr 2017 insgesamt 5,3 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr 2010.

„Ein Auslandspraktikum kann für Azubis aus mehreren Gründen sinnvoll sein“, weiß Auslandsexpertin Ines Dynowski von der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. So könne man seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern, kulturelle Erfahrungen sammeln und durch die Zeit fernab von zu Hause selbstständiger und selbstbewusster werden.

„Außerdem ist es eine Chance, den strukturierten Azubialltag aufzubrechen und einen neuen Betrieb sowie neue Arbeitsweisen und -techniken kennenzulernen.“ Möglicherweise könne man Ideen aus dem Ausland mitbringen und im deutschen Betrieb integrieren – beispielsweise ein französisches Backrezept beim heimischen Bäcker.

Früh mit der Planung beginnen

Bei manchen Berufen ist ein Auslandsaufenthalt fester Bestandteil der Ausbildung, etwa bei einigen Kaufleuten für Groß- und Außenhandelsmanagement. Bis zu einem Viertel der regulären Ausbildungszeit kann man laut Berufsbildungsgesetz im Ausland absolvieren, wie Ines Dynowski betont. „Darauf hat man aber kein Anrecht. Der Arbeitgeber muss dem zustimmen.“ Genau das könne manchmal schwierig sein, gerade wenn ein kleinerer Betrieb auf die Arbeitskraft der Azubis angewiesen ist.

Die Fachfrau rät daher, sich früh mit der Idee eines Auslandsaufenthaltes zu beschäftigen und schon ein Jahr, mindestens aber sechs Monate vor der geplanten Ausreise mit der Planung zu starten. „Am besten sucht man sich seinen Ausbildungsbetrieb schon danach aus und spricht das Thema beim Bewerbungsgespräch an.“ Auf diese Weise kann man herausfinden, wie offen ein Betrieb dafür ist – und ob es vielleicht sogar Niederlassungen oder Partnerunternehmen im Ausland gibt, mit denen ein Aufenthalt einfacher zu realisieren ist.

Eine überregionale Beratung und Unterstützung findet man bei der ZAV und beim Team von „MeinAuslandspraktikum“ der Nationalen Agentur (NA) beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB).

  • Portrait von Ines Dynowski

    Während der Zeit im Ausland wird man von der Berufsschule in Deutschland freigestellt und erhält vom Betrieb weiterhin die Ausbildungsvergütung.

    Ines Dynowski, Beraterin bei der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV)

Vielfältige finanzielle Unterstützung

Außerdem beraten spezialisierte Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater aus dem Netzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“, die hauptsächlich in den regionalen Handwerkskammern (HWK) und Industrie- und Handelskammern (IHK) tätig sind, ebenfalls zu dem Thema. Weitere mögliche Anlaufstellen für die Suche nach einem passenden Unternehmen können die Berufsschule, persönliche Kontakte von Familie oder Freunden sowie Online-Praktikumsbörsen sein.

Hat man einen Platz gefunden, sollte die Finanzierung geklärt sein. „Während der Zeit im Ausland wird man von der Berufsschule in Deutschland freigestellt und erhält vom Betrieb weiterhin die Ausbildungsvergütung“, weiß Ines Dynowski. Das allein reiche allerdings meist nicht für die zusätzlichen Kosten der Reise. Für genau diese finanzielle Unterstützung eines Auslandsaufenthaltes während der Ausbildung gibt es spezielle Förderprogramme.

Neben "AusbildungWeltweit", das den Aufenthalt von Valeria Ciapetti gefördert hat, ist Erasmus+ ein weiteres Förderprogramm. Als EU-Programm bietet Erasmus+ jungen Menschen in der Erstausbildung die Möglichkeit, bis zu einem Jahr nach Ausbildungsende ein Auslandspraktikum hauptsächlich in Europa zu absolvieren.

Erfahrungen dokumentieren

„Bei beiden Programmen kann man Zuschüsse für Reisekosten, Unterkunft und Lebenshaltungskosten im Ausland erhalten“, erklärt Ines Dynowski. Dabei sei allerdings wichtig zu wissen, dass Azubis diese Anträge nicht selbst stellen und sich für ein Stipendium bewerben können. „Das können nur Bildungseinrichtungen und Organisationen wie Betriebe, Unternehmen, Berufsschulen oder Kammern“, klärt die Fachfrau auf.

Neben diesen überregional organisierten Programmen gibt es weitere Anbieter, die häufig auf bestimmte Länder oder Branchen spezialisiert sind. Beispielsweise das Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch sowie "ProTandem", die Deutsch-Französische Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung.

Auch für andere Bereiche der Karriereplanung gibt es unterschiedliche Angebote. Europass zum Beispiel ist ein kostenloses Webportal der Europäischen Union, mit dem man seinen Bildungs- und Berufsweg abbilden und planen kann. Dort ist es möglich, seinen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben in verschiedenen Sprachen zu erstellen. „Es ist sehr empfehlenswert, den Europass Mobiliätsnachweis zu beantragen, um die während des Auslandspraktikums gesammelten Erfahrungen und erworbenen Kenntnisse zu dokumentieren“, rät Ines Dynowski.

Weitere Informationen

Ausbildungsplatzsuche

In der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland suchen.

www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Berufsausbildung und mehr

In diesem Angebot der Bundesagentur für Arbeit kannst du bundesweit nach schulischen Ausbildungen suchen.

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

NA beim BIBB

Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung ist verantwortlich für Austauschprogramme

www.na-bibb.de

Erasmus+

Das EU-Programm für europaweite Zusammenarbeit fördert Auslandaufenthalte.

www.erasmusplus.de

AusbildungWeltweit

Das Programm ermöglicht internationale Lernaufenthalte außerhalb der EU.

www.ausbildung-weltweit.de

Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)

Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit für Fachkräfte im Ausland.

www.arbeitsagentur.de/zav

Berufsbildung ohne Grenzen

Die zentrale Koordinierungsstelle des deutschen Industrie- und Handelskammertags.

www.berufsbildung-ohne-grenzen.de

rausvonzuhaus

Beratungsportal zu Auslandsaufenthalten

www.rausvonzuhaus.de

Wege ins Ausland

Infoportal für Auslandsprogramme

www.wege-ins-ausland.de

Mein Auslandspraktikum

Das Portal bietet Jugendlichen einen Überblick über alle Möglichkeiten für Auslandspraktika in der Ausbildung und gibt Tipps zur Organisation und Planung.

www.meinauslandspraktikum.de

Ausbildung international

Informationen zusammengestellt von ver.di Jugend

www.ausbildung.info

Beratungsservice für Auslandsaufenthalte in der Ausbildung

Das Portal der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BIBB) bündelt alle grundlegenden Informationen rund um Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung und gibt einen Überblick über die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten.

www.auslandsberatung-ausbildung.de