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Therapie-Ausbildungen: Über Ausbildung oder Studium in die Therapie

Was man über die Ausbildungen zur Therapeutin oder zum Therapeuten wissen muss, erklärt Joachim Rottenecker, Sprecher des Verbundes für Ausbildung und Studium in den Therapieberufen (VAST).

Eine Physiotherapeutische Situation: vier Hände, die auf einen roten Ball drücken

Welche Berufe kann man in Therapie-Ausbildungen erlernen?

Die Physiotherapie, die Ergotherapie und die Logopädie sind die drei größten Berufsgruppen im Bereich Therapie. Zudem gehören Berufe wie Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/in, Diätassistent/in, Orthoptist/in und Podologin/ Podologe zum Berufsfeld.

Worin unterscheiden sich die drei größten Berufe?

Bei der Physiotherapie geht es darum, die Bewegungsfähigkeit (wieder-)herzustellen. Die Ergotherapie kümmert sich darum, dass Patientinnen und Patienten Fähigkeiten für den Alltag wiedererlangen. Die Logopädie beschäftigt sich mit Sprachproblemen und Schluckbeschwerden. Zwischen den unterschiedlichen Therapierichtungen gibt es allerdings Schnittmengen.

Wie können Abiturientinnen und Abiturienten die Therapie-Ausbildungen erlernen

Die meisten lernen den Beruf nach wie vor in Berufsfachschulen. Einige der Schulen kooperieren mit Hochschulen und teilen Ausbildungsabschnitte untereinander auf. Ein paar wenige Hochschulen bieten mittlerweile auch primärqualifizierende Studiengänge für alle drei Therapieberufe an, ein Beispiel ist hier die Hochschule Bochum.

Welchen Zugangsweg halten Sie für den besseren?

Ich persönlich plädiere für die akademische Ausbildung, wie sie in anderen Ländern Europas schon flächendeckend angeboten wird. Nur in Deutschland werden die Berufe noch fast ausschließlich über Berufsfachschulen erlernt. Das soll sich in den nächsten Jahren allerdings dahingehend ändern, dass der Besuch einer Hochschule zumindest einen Teil der Ausbildung ausmachen wird. Praxiserfahrung soll auch in der hochschulischen Ausbildung gewährleistet sein: Fortan wird es hier einen großen praxisrelevanten Teil geben, zum Beispiel bei einem Praxispartner in einem dualen Studium.

  • Porträt von Joachim Rottenecker

    Das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis liegt in der Ausbildung etwa bei zwei zu eins.

    Joachim Rottenecker, Verbund für Ausbildung und Studium in den Therapieberufen (VAST)

Wie wird die Praxis generell in der Ausbildung vermittelt?

Das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis liegt in der Ausbildung etwa bei zwei zu eins. Azubis in der Physiotherapie und in der Ergotherapie lernen die praktischen Fähigkeiten in entsprechenden Einrichtungen, etwa in Therapiepraxen oder Krankenhäusern. In der Logopädie-Ausbildung holen die Lehrenden Patientinnen und Patienten in die Praxiskurse der Berufsfachschule, sodass die Azubis sich direkt dort die praktischen Fähigkeiten aneignen können.

Welche Anforderungen werden an Auszubildende gestellt?

Allen drei Ausbildungsberufen ist gemein, dass man Lust darauf haben sollte, mit Menschen umzugehen und ihnen zu helfen. Dabei kann es sein, dass man zum Beispiel im Falle von akuten Schlaganfällen auch mit schwierigen Situationen konfrontiert wird. Empathie und Kommunikationsfähigkeit sind ebenfalls Grundvoraussetzungen für alle drei Berufe. Wer sich vor allem für Bewegung interessiert, ist in der Physiotherapie gut aufgehoben. In der Ergotherapie ist manuelle Geschicklichkeit gefragt, in der Logopädie Interesse für Sprache und Musik.

Wie gelingt der Berufseinstieg?

Um herauszufinden, welche Therapierichtung einem persönlich liegt, bietet es sich an, Praktika in verschiedenen Einsatzbereichen zu absolvieren. Dies wirkt sich auch positiv auf die Bewerbung für einen Ausbildungs- oder Studienplatz aus. Der spätere Übergang nach der Ausbildung in den Beruf ist derzeit unproblematisch: Es gibt zahlreiche freie Stellen, viele Absolventinnen und Absolventen erhalten gleich mehrere Stellenangebote für die Arbeit in der Therapie. Hauptarbeitgeber sind die entsprechenden Praxen, weil die meisten Patientinnen und Patienten nicht mehr lange in den Krankenhäusern bleiben, sondern ambulant versorgt werden. Auch Rehakliniken suchen vermehrt Therapeutinnen und Therapeuten

Welche Weiterbildungs- oder Karrieremöglichkeiten gibt es?

Es gibt für alle drei Berufe zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Vor allem in der Physiotherapie sind Zertifizierungsweiterbildungen wichtig, zum Beispiel für die manuelle Therapie. Damit können die Praxen die Behandlungen mit einem höheren Satz abrechnen. Die eine oder andere Zertifizierung soll allerdings zukünftig direkt in die Ausbildung integriert werden. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es in der Therapie wenige. Wer in klinischen Einrichtungen arbeitet, kann sich entsprechend der medizinischen Fachbereiche, etwa Neurologie, Pädiatrie, Orthopädie oder Psychiatrie, auf ein Gebiet spezialisieren. In den Praxen ist hingegen eher breites Wissen gefragt, damit die Therapeutinnen und Therapeuten vielseitig einsetzbar sind.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Verband Deutscher Ergotherapie-Schulen e.V.

www.vdes.de

Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe

Verbund für Akademisierung von Therapieberufen
www.hv-gesundheitsfachberufe.de

Bündnis Therapieberufe

Initiative für zukunftsfeste hochschulische Ausbildung in Therapieberufen
www.buendnis-therapieberufe.de

Verbund für Ausbildung und Studium in den Therapieberufen

www.vast-therapieberufe.de

Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK)

www.physio-deutschland.de

Deutscher Verband Ergotherapeutie

www.dve.info

Deutscher Bundesverband für Logopädie

www.dbl-ev.de

Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten e. V. (IFK)

www.ifk.de

Verband für Physiotherapie (VPT)

www.vpt.de