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Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin: Stimmprobleme ganzheitlich angehen

Wenn Patientinnen und Patienten zum Beispiel Probleme mit dem Sprechen, dem Atmen oder dem Schlucken haben, ist Svenja Hille (32) zur Stelle. Sie arbeitet als Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin mit Kindern und Erwachsenen.

Man sieht einen Mann mit geöffnetem Mund, er hat ein Strechingband in der Hand und sieht es auseinander. Die Therapeutin, die am Klavier sitzt, imitiert seine Mundbewegung und schaut ihn motivierend an.

„Vormittags arbeite ich meistens mit Erwachsenen“, schildert Svenja Hille ihren Arbeitsalltag. Die Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin macht dafür Hausbesuche oder sie besucht Pflegeeinrichtungen. Dort übt sie das Schlucken und Sprechen mit Menschen, die zum Beispiel einen Schlaganfall hatten oder an Demenz erkrankt sind. Auch Lehrkräfte und andere Personen, die in ihrem Beruf viel reden müssen und deshalb zum Beispiel oft heiser sind, gehören zu ihrem Patientenkreis. Nachmittags besuchen Kinder oder Erwachsene die Praxis, um Sprech-, Sprach- und Stimmprobleme behandeln zu lassen. 

Sie schaut sich in den Therapiesitzungen die Körperhaltung der Patientinnen und Patienten an und trainiert mit ihnen die Wahrnehmung ihres Körpers, denn Sprach- oder Stimmprobleme haben nicht immer nur mit dem Mund oder mit den Stimmbändern zu tun. „Man darf sich für eine Therapiestunde nicht zu große Ziele setzen. Stattdessen muss ich mir immer ansehen, wie es meinen Patientinnen und Patienten an diesem Tag geht und danach individuell mit ihnen trainieren.“ 
 

  • Porträt  von Svenja

    Es kann sehr hilfreich sein, sich auch andere Fachrichtungen, etwa die Logopädie oder die Ergotherapie, anzuschauen und von ihnen zu lernen.

    Svenja Hille, Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin

Übungen mit Klavierbegleitung

Als Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin muss sie sich also immer wieder auf neue Menschen und deren Bedürfnisse einstellen. Auch ist es je nach Ausrichtung hilfreich, pädagogisches und musisches Interesse mitzubringen, denn oft werden im Rahmen der Therapie Musikinstrumente verwendet. „Zur Erarbeitung der physiologischen Stimmgebung zum Beispiel wird häufig das Klavier als Unterstützung eingesetzt“, erläutert die Therapeutin.

Svenja Hille hat nach dem Abitur ein Jahr lang in einem Kindergarten gearbeitet, weil sie herausfinden wollte, ob die pädagogische Arbeit ihr Spaß macht. „Eine der Erzieherinnen hat aufgrund einer Stimmstörung eine Therapie besucht – das fand ich sehr spannend“, erinnert sie sich. Ein Praktikum bei einer Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin überzeugte sie davon, sich bei einer Berufsfachschule in Bad Nenndorf für eine Ausbildung in diesem Beruf zu bewerben.

Ausbildung in der Berufsfachschule

„Neben dem Besuch der Berufsfachschule inklusive Einzelunterricht sind auch sechs Monate Praktika in therapeutischen, pädagogischen und künstlerischen Einrichtungen Teil der Ausbildung“, sagt die ehemalige Auszubildende. Nach dem Abschluss an der Berufsfachschule nahm sie ein Bachelorstudium an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim mit der Fachrichtung „Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie“ auf und arbeitete parallel in einer therapeutischen Praxis. „Ich wollte meine Kenntnisse aus der Ausbildung noch weiter vertiefen“, erklärt sie. „Es kann sehr hilfreich sein, sich auch andere Fachrichtungen, etwa die Logopädie oder die Ergotherapie, anzuschauen und von ihnen zu lernen.“

Als die Therapeutin, bei der sie nach ihrem Studienabschluss einstieg, in den Ruhestand ging, übernahm Svenja Hille die Praxis in Ronnenberg bei Hannover und machte sich 2016 selbstständig. „Der Bedarf an Atem-, Sprech- und Stimmlehrerinnen und -lehrern ist groß“, ergänzt die Therapeutin, deren Praxis eine lange Warteliste für die Behandlungen hat. Die Räumlichkeiten zu erweitern oder eine weitere Praxis zu eröffnen, ist für sie daher nicht ausgeschlossen. Übrigens: Wer sich spezialisieren will, hat zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zur Auswahl, etwa im Bereich der Stottertherapie oder der Mundmotorik.