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Julian (26) ist in seiner Ausbildung regelmäßig auf dem Friedhof zu finden. Er ist angehende Bestattungsfachkraft. Ein Beruf, der vielseitig ist und ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber Menschen verlangt.
Jeder Mensch macht damit früher oder später im Leben Erfahrung: Die Rede ist von Tod und Trauer. Wenn ein Mensch verstirbt, braucht es für die betroffenen Angehörigen eine einfühlsame, vertrauensvolle und kompetente Wegbegleitung – so wie Julian. Er bekommt das nötige Rüstzeug im Rahmen seiner Ausbildung zur Bestattungsfachkraft bei der Ramsaier Bestattungen GmbH in Stuttgart-Vaihingen vermittelt.
Mit dem Thema Tod hatte der 26-Jährige noch nie Berührungsängste, im Gegenteil. „Ich bin direkt nach dem Abi durch Zufall auf die Ausbildung gestoßen und fand den Beruf sofort interessant. Warum, kann ich gar nicht so genau erklären“, erinnert sich Julian, der einen kleinen Umweg über die Hochschule machte, bevor er sich doch für die Ausbildung entschied. Bislang bereut er den Entschluss keineswegs. „Der Beruf ist vielseitiger, als man denkt, denn er erfordert zum Beispiel auch handwerkliches Geschick. Zu den Aufgaben einer Bestattungsfachkraft gehört es etwa, Särge auszuschlagen.“ Dazu wird der Sarg im Inneren zum Beispiel mit einer speziellen Folie versehen, um zu verhindern, dass Körperflüssigkeiten austreten. „Außerdem wird der Sarg mit einer Innenverkleidung ausgestattet und Füße und Griffe werden daran befestigt“, erklärt Julian.
Man sollte mit Menschen umgehen können und einen gefestigten Charakter haben. Sonst geht dir das Ganze emotional zu nahe und beschäftigt dich über den Arbeitstag hinaus.
Julian
Natürlich lernt Julian, der sich im ersten von regulär drei Ausbildungsjahren befindet, auch den Umgang mit den Verstorbenen selbst. Dort, wo die Person verstorben ist, etwa im Krankenhaus oder zu Hause, wird der Leichnam mit dem Bestattungswagen abgeholt und überführt. „Beim ersten Mal war ich aufgeregt, aber die Begegnung mit dem toten Menschen war weniger schlimm als gedacht“, erinnert er sich. Man dürfe keine Berührungsängste haben, denn man muss den verstorbenen Menschen anfassen, um ihn in den Sarg zu legen, hygienisch zu versorgen und ihm Kleidung anzuziehen. Das ist nicht für jede und jeden etwas. Daher rät Julian Interessierten, ein Praktikum oder einen Probetag im Bestattungswesen zu machen.
Zu den Aufgaben einer Bestattungsfachkraft gehört außerdem der Umgang mit den Hinterbliebenen, die beraten, unterstützt und begleitet werden. Welcher Sarg ist gewünscht? Soll es eine Trauerfeier geben? Und wenn ja, wie soll diese organisiert werden? Das sind typische Fragen, die es im Beratungsgespräch zu klären gilt. „Man sollte mit Menschen umgehen können und einen gefestigten Charakter haben. Sonst geht dir das Ganze emotional zu nahe und beschäftigt dich über den Arbeitstag hinaus. Des Weiteren sind Empathie und Sensibilität das A und O im respektvollen Umgang mit den Kunden“, meint Julian.
Bestattungsfachkräfte kümmern sich zudem um die Vorbereitung der Trauerfeier. Das beinhaltet unter anderem die Dekoration des Raumes, das Anzünden der Kerzen und die Organisation der musikalischen Begleitung.
Die dreijährige duale Ausbildung könnte Julian mit seinem Abitur auf zwei Jahre verkürzen. Egal ob er das macht oder nicht: Der Besuch der Berufsschule im bayerischen Bad Kissingen gehört – in Form von Blockunterricht – auf jeden Fall dazu. Bundesweit gibt es nur drei Berufsschulen für angehende Bestattungsfachkräfte: für Nordrhein-Westfalen in Wermelskirchen, für Bremen und Niedersachsen in Springe und für alle anderen Bundesländer in Bad Kissingen.
Auf Julians Stundenplan stehen Fächer rund um Tod, Trauer und Bestattung, zum Beispiel „Beratung und Betreuung“ oder „Versorgung und Bestattung“. Kaufmännische Inhalte werden in den Fächern Geschäftsdokumentation sowie „Betriebsprozesse und Branchenstrukturen“ vermittelt. Die theoretischen Inhalte werden zusätzlich für einige Wochen im Jahr in der Theo-Remmertz-Akademie im unterfränkischen Münnerstadt praktisch umgesetzt, dem Bundesausbildungszentrum der Bestatter. Dort befindet sich seit über 25 Jahren der einzige Lehrfriedhof der Welt.
Als Bestattungsfachkraft hat man beste Aussichten auf einen Job, denn Fachkräfte sind in der weitgehend konjunkturunabhängigen Branche gefragt. Wo Julians berufliche Reise hingeht, ist noch offen. „Es gibt viele Optionen. Ich könnte den Bestattermeister anschließen, mich selbstständig machen oder eine Fortbildung etwa zum Kremationstechniker wählen“, erklärt er.
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Stand: 18.11.2024
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