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Steinmetz und Steinbildhauer: Letzte Ehre für Verstorbene

Johann Kuse (21) macht eine Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer in einem Betrieb, der sich auf die Anfertigung von Grabmalen spezialisiert hat. Er erzählt, warum es für diesen Beruf mehr als Muckis braucht.

Familiengrabstein auf einem Friedhof.

Ob als zweigeteiltes Grabmal aus Sandstein mit einer dekorativen Engelsskulptur aus Marmor oder als Grabplatte aus Granit mit einem plastischen Relief, Grabstein ist nicht gleich Grabstein. Doch eines haben alle gemeinsam: Sie wurden von einem/einer Steinmetz/in oder Steinbildhauer/in hergestellt – unter vollem Körpereinsatz, aber auch mit viel Ausdauer, handwerklichem Geschick und künstlerischer Kreativität.

Genau diese Kombination war für Johann Kuse der Grund, warum er sich nach einem Praktikum in seinem jetzigen Ausbildungsbetrieb für genau diesen traditionellen Handwerksberuf entschieden hat. „Nur am Schreibtisch sitzen? Für mich unvorstellbar. Ich muss mich bewegen, richtig anpacken – und ich habe keine Angst vor Schmutz und Lärm“, sagt der 21-Jährige, der sich im dritten und somit letzten Jahr seiner Ausbildung bei Grabmale Mahnke in Ludwigslust befindet.

Mathe und Kunst vereint

Ein Porträt-Foto von Johann K. Ein Porträt-Foto von Johann K.

Im ersten Lehrjahr hat Johann Kuse sich mit Fäustel und Eisen, so nennen Steinmetze die Werkzeuge Hammer und Meißel, vertraut gemacht – und zwar an weichem Sandstein. „Die Arbeit am Rohling erfolgt in der Werkstatt unter dem Schauer (= ein halboffener Schuppen, Anmerkung der Redaktion). Es ist staubig und laut. Manchmal haue ich stundenlang mit dem Fäustel auf einem Stein herum. Diese Arbeit ist einseitig, stellt mich aber beim Anblick des Resultats zufrieden“, berichtet er. Grundsätzlich brauche es viel Zeit, Übung und Routine, bis ein Stein so aussieht, wie er aussehen soll.

Der theoretische Unterricht an der Berufsschule findet in Form von mehrwöchigen Blöcken statt, unter anderem in Gesteinskunde, Technisches Zeichnen, Technische Mathematik und Datenverarbeitung. „Eine Affinität zu Mathe ist auf jeden Fall von Vorteil“, findet der 21-Jährige. „Das Gute ist, dass es auch praktische Lehrgänge gibt. Dort lerne ich Dinge, die ich mir aufgrund der Spezialisierung meines Ausbildungsbetriebs sonst nicht aneignen würde, etwa das Verlegen von Treppen.“

Filigraner ging es dann ab dem zweiten Lehrjahr zu, als Johann Kuse das Schrifthauen erlernt hat. Im letzten Lehrjahr kommen die harten Vertreter unter den Natursteinen dran. „Hierbei wird die Druckluftpistole anstatt des Fäustels eingesetzt“, erklärt er den Unterschied. Während seiner Ausbildung lernt er auch Steinbildhauerarbeiten, wozu Ornamente und Reliefs gehören. „Ich habe zum Beispiel schon betende Hände oder einen Mond auf einen großen Würfel gehauen.“

Kontakt zu Trauernden gehört dazu

Zu seinen Aufgaben gehört es auch, die Kolleginnen und Kollegen zum Friedhof zu begleiten, um dort die fertigen Werke aufzustellen, also die Grabstelle einzurichten. Beim Transport ist Teamarbeit und Zuverlässigkeit gefragt, damit die mitunter sehr teuren Anfertigungen nicht kaputtgehen oder fallengelassen werden.

„Wenn man in einem Steinmetzbetrieb arbeitet, der auf Grabmäler spezialisiert ist, muss man mit dem Thema Tod schon gut umgehen können, sonst belastet das emotional zu sehr“, sagt Johann Kuse. Für ihn ist es hingegen ein schönes Gefühl, wenn die trauernden Angehörigen mit dem individuellen Grabstein, der letzten Ehre, die man Verstorbenen erweisen kann, glücklich sind. Dann sind die körperlichen Anstrengungen schnell vergessen. Daher hofft der junge Steinmetz nach seiner Ausbildung auch weiterhin für seinen Ausbilder zu arbeiten.

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Video: Steinmetz/in und Steinbildhauer/in

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