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Verfahrenstechnologe Metall – Stahlumformung: Ausbildung mit „Superkräften“

Praxis lag Edvin Gashi (24) immer mehr als Theorie. Deshalb hat er sein Maschinenbau-Studium gegen eine Ausbildung zum Verfahrenstechnologen Metall getauscht. Nun befindet er in seinem zweiten Ausbildungsjahr bei der Firma Waelzholz in Hagen.

Edvin G.

Kräne und Stapler bahnen sich ihren Weg durch die riesige, knapp 20 Meter hohe Werkhalle, in der sich das Piepen, Dröhnen und Surren der Maschinen mit den Stimmen der Mitarbeitenden vermischt. „Man hört, dass hier gearbeitet wird – zu jeder Tages- und Nachtzeit“, sagt Edvin Gashi, der pünktlich um 6 Uhr zu seiner Frühschicht antritt. Seinen Arbeitsplatz zwischen meterlangen Maschinen und komplexen Anlagen betritt der 24-Jährige immer nur in vorgeschriebener Sicherheitskleidung samt Gehörschutz.

Kaltgewalzte Stahlbänder im Alltag

Edvin Gashi hat wieder Großes vor, halbe Sachen mag er nicht. Denn obwohl das Produkt seines Arbeitgebers nur als Halbzeug – also Vormaterial – bezeichnet wird, versteckt es sich in unzähligen unverzichtbaren Alltagsgegenständen. Aus den zusammengerollten Stahlbändern, die in der Fachsprache Coils genannt werden, entstehen nach der Weiterverarbeitung nämlich unter anderem Schaufeln, Blätter für Kettensägen oder wichtige Einzelteile für Autos. Sein Ausbildungsunternehmen stellt dafür kaltgewalzten Stahl her. Damit etwa Autobauer daraus später Schienen für Autositze oder Metallfedern für Sicherheitsgurte produzieren können, muss der Stahl spezielle Eigenschaften haben. „Wir achten darauf, dass das Metall je nach Kundenwunsch entsprechend fest oder biegsam ist und die passende Breite und Länge hat“, sagt Edvin Gashi.

  • Edvin G.

    Man muss immer aufpassen, in welchen Schritten man das Metall verformt. Um zum Beispiel die richtige Härte zu erreichen, muss ich das perfekte Mittelmaß zwischen Walzen und Erwärmen finden.

    Edvin Gashi

Präzision bei jedem Fertigungsschritt

Hinter jeder Bestellung steckt ein umfangreicher und verantwortungsvoller Herstellungsprozess. „Man muss immer aufpassen, in welchen Schritten man das Metall verformt. Um zum Beispiel die richtige Härte zu erreichen, muss ich das perfekte Mittelmaß zwischen Walzen und Erwärmen finden.“ Das aufgewickelte Metallband von den Anlagen zu nehmen, sicher zu befestigen und zu verpacken, ist eine von Edvins Gashis Aufgaben. Um die Blechbänder zu transportieren, hat er gelernt, einen Kran zu fahren.

Alle vier Wochen wechselt er an eine neue Anlage und wird dann in den nächsten Arbeitsprozess eingelernt. Ziel ist es, dass er später einmal einen Bereich im Betrieb selbstständig steuern und die Prozesse darin überwachen kann, um bei Bedarf Fehler zu erkennen.

Körperliche Fitness ist wichtig

Für seinen Job benötigt man Edvin Gashi zufolge technisches Verständnis sowie räumliches Vorstellungsvermögen. Auch Disziplin und Sorgfalt sind in einem Betrieb, wo es auf Millimeterabmessungen und Sicherheit ankommt, nicht wegzudenken. Vor allem sind in diesem Beruf aber Teamfähigkeit und Verlässlichkeit gefragt, findet er. „Weil wir mit so schweren Gewichten arbeiten und mit lebensgefährlichen Risiken zu tun haben, muss ich meinen Kollegen vertrauen können.“

Obwohl die schwere Arbeit mit mehreren Tonnen Gewicht Maschinen übernehmen, sollten die Auszubildenden fit sein. „Das körperlich Anstrengendste ist es, sieben Stunden täglich zu stehen“, erklärt Edvin Gashi. Schleppen muss er zwar nichts, aber mit anpacken. „Man muss nicht extra im Fitnessstudio trainieren, aber ein gesunder Rücken wäre wichtig, weil man sich sehr oft bücken muss“, weiß er aus Erfahrung.

Studium gegen Ausbildung getauscht

Die Arbeit in der Werkhalle wird vom wöchentlichen Unterricht in der Berufsschule ergänzt. Dort mag Edvin Gashi vor allem die praxisnahen Inhalte und den direkten Kontakt zu seinen Lehrkräften. „Fast alle sind Ingenieure und der Unterricht ist sehr technisch. Das ist genau mein Spezialgebiet.“

Seine Faszination für Metall entdeckte Edvin Gashi schon während seines Maschinenbaustudiums, nur der praktische Bezug fehlte ihm an der Hochschule. „Ich konnte mir die Sachen, die dort erklärt wurden, zwar einigermaßen vorstellen, aber nie komplett realisieren. Wenn ich mich jetzt in der Ausbildung daran erinnere, verstehe ich es.“ Die Aussicht auf Teamarbeit und konkrete Arbeitsanweisungen haben ihn während der Pandemie dazu motiviert, sein Studium im zweiten Semester abzubrechen und eine Ausbildung zu starten. Diese Entscheidung hat er bisher nicht bereut.

Praktische Erfahrungen und Fachwissen ergänzen sich

Über seine berufliche Zukunft nach der Ausbildung hat sich Edvin Gashi noch keine abschließenden Gedanken gemacht. Er könnte sich gut vorstellen, in Absprache mit seiner Firma eine Weiterbildung zum Techniker zu absolvieren. Möglich wären zum Beispiel die Fachrichtungen Maschinen-, Verfahrens- oder Werkstofftechnik. Auch ein Studium ist weiterhin eine Option für ihn.

Für alle Interessierten hat er einen Tipp: „Ich würde jedem raten, vor dem Studium eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen. Das praktische Wissen erleichtert einem den Einstieg.“ Aber auch umgekehrt könne das Fachwissen eines Studiums die praktischen Erfahrungen einer Ausbildung wunderbar ergänzen, findet Edvin Gashi.

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Video: Verfahrenstechnolog(e/in) Metall

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Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Verfahrenstechnolog(e/in) Metall - Stahlumformung)

www.berufenet.arbeitsagentur.de

BERUFE.TV

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www.berufe.tv

Ausbildungsplatzsuche

In der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland suchen.

www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Industrieverband Massivumformung e.V.

www.massivumformung.de

Wirtschaftsvereinigung Stahl

www.stahl-online.de

IG Metall

www.igmetall.de