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Fraud-Analyst: Dubiose Ansprüche erkennen

Als Betrugsabwehrspezialist sieht sich Laurent von Fintel (26) einige der bei der Allianz Versicherung gemeldeten Schäden ganz genau an. Langweilig wird es durch die Vielfalt an Fällen bestimmt nicht.

Auto mit zerbeulter Motorhaube

Manchmal hat der Kollege aus der Haftpflichtschadenabteilung ein komisches Bauchgefühl. Ein anderes Mal weist die KI-gesteuerte Software die Abteilung Betrugsabwehr auf Unregelmäßigkeiten hin. In beiden Fällen werden Laurent von Fintel und seine Kolleginnen und Kollegen aktiv: „Wir prüfen, ob Schäden tatsächlich so wie geschildert aufgetreten sind oder sich hinter der Schadenmeldung nicht vielleicht ein Betrugsversuch verbirgt.“

Nach seinem Abitur und seiner Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen (heute Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen) bei der Allianz in Hamburg stieg Laurent von Fintel bei der Versicherungsgesellschaft in der Abteilung Haftpflichtschaden ein. Gerade als er seine Weiterbildung zum Fachwirt für Versicherungen und Finanzen abgeschlossen hatte, stieß er auf eine interne Stellenausschreibung für einen Betrugsabwehrspezialisten. „Mit meinen Kenntnissen und Erfahrungen aus der Haftpflichtschadenabteilung schien mir das eine gute Wahl“, sagt er. Seit Anfang 2023 sieht er nun bei so manchen Haftpflichtschadenmeldungen genauer hin.

  • Laurent von Fintel ist Betrugsabwehrspezialist

    Es ist unsere Aufgabe, dubiose Ansprüche möglichst sicher zu erkennen. Ehrliche Anspruchsteller zahlen schließlich am Ende drauf, wenn wir Betrügereien durchgehen lassen.

    Laurent von Fintel, Fraud-Analyst

Schaden am Auto durch Fahrrad oder Äste verursacht?

„Zum Beispiel hatten wir schon mal den Fall, dass jemand behauptete, die Kratzer an seinem Auto stammten von einem Kinderfahrrad. Auf den Schadenbildern sah es aber eher so aus, als ob die Kratzer durch Äste verursacht wurden, weil der Fahrer zu nah an Büschen vorbeigefahren ist“, berichtet Laurent von Fintel. Bei solch einem Verdachtsfall zieht er Expertinnen und Experten hinzu: Zum Beispiel können Schadensfälle im hauseigenen Allianz Zentrum für Technik nachgestellt werden. Oder es werden Proben, zum Beispiel von Farbspuren am Auto, ins Labor geschickt und überprüft. Oder ein Außendienstler der Betrugsabteilung wird zum Kunden geschickt, um sich den Schaden noch einmal genau anzuschauen.

Hin und wieder begleitet Laurent von Fintel den Außendienst, die meiste Arbeit verrichtet er allerdings am Computer. „Ich recherchiere viel im Internet, um weitere Informationen und Anhaltspunkte zu sammeln. Diese benötige ich, um besser beurteilen zu können, ob sich das geschilderte Schadenszenario so zugetragen hat.“ Es gebe auch Schadenmeldungen, die sich abenteuerlich anhören, am Ende jedoch der Wahrheit entsprechen.

In die Kundinnen und Kunden hineinversetzen

Kann ein Betrugsverdacht nicht widerlegt werden, schreibt Laurent von Fintel eine Ablehnung der Schadenübernahme. „Manchmal kommt es danach zu schwierigen Telefonaten mit Kundinnen oder Kunden. Ich muss mich dann in mein Gegenüber hineinversetzen können und mit meinem Know-how die Sachlage erläutern.“ Als Herausforderung sieht es Laurent von Fintel, ehrliche Kundinnen und Kunden durch seine Nachfragen zu einem Schadenfall nicht zu verärgern. „Es ist unsere Aufgabe, dubiose Ansprüche möglichst sicher zu erkennen. Denn damit helfen wir auch unseren übrigen Versicherten: Ehrliche Anspruchsteller zahlen schließlich am Ende drauf, wenn wir Betrügereien durchgehen lassen.“

Spaß macht Laurent von Fintel vor allem der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. 150 Betrugsabwehrspezialistinnen und -spezialisten arbeiten bundesweit bei der Allianz. Vor allem der Haftpflichtbereich ist besonders vielseitig: Die Fälle reichen von Kfz-Unfällen über Schäden, die Pferde oder Hunde verursacht haben, bis hin zu kaputten Fernsehern oder Handys. Durch fachliche Schulungen zu bestimmten Schadenfällen wird Laurent von Fintel in seiner Arbeit immer sicherer. „Auch nach einem Jahr in der neuen Abteilung lerne ich jeden Tag dazu.“