Hörakustikermeisterin:
Das Handwerk für besseres Hören
Marjana Meck (31) leitet fünf Hörakustik-Filialen in Mittelfranken. Diese zu managen und Lösungen für Kundschaft und Personal zu finden, gehört zu ihren täglichen Aufgaben. Nach ihrer Weiterbildung zur Hörakustikermeisterin hat sie neue Freiheiten und mehr Verantwortung gewonnen.
„Hörakustik ist ein sehr vielseitiger Bereich“, sagt Marjana Meck, während sie ihren Schreibtisch, die Hörmessgeräte und den Empfangsbereich ihrer Filiale mit einem Blick streift. „Es sind das präzise Handwerk einerseits, ein großer kaufmännischer Part andererseits – und man hat täglich andere Leute vor sich mit individuellen Bedürfnissen. Mein Ziel ist es, möglichst vielen Menschen zu einem guten Hören und somit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.“
Die Kundschaft zu beraten, Lösungen für ihre Anliegen zu finden sowie die Firma zu leiten, Mitarbeitende zu managen und eigenes Wissen an Azubis weiterzugeben – all das zählt zu den Aufgaben der Hörakustikermeisterin. An fünf Standorten in Mittelfranken ist sie dafür verantwortlich. „Normalerweise läuft bei mir jeder Tag anders ab. Mal habe ich viele Kundentermine, mal bin ich mehr am Schreibtisch, um Abrechnungen mit den Krankenkassen zu machen oder die Urlaubsplanung von rund 30 Mitarbeitern unter einen Hut zu bringen.“
Ein Portrait von Marjana Meck
Foto: privat
Wie das Hörakustik-Handwerk funktioniert, hat Marjana Meck von der Pike auf über ihre Eltern mitbekommen. Die Ausbildung zur Hörakustikerin zu machen und den Familienbetrieb „Optik-Hörgeräte Meck GmbH“ im fränkischen Schwabach und der Umgebung einmal selbst zu leiten, hat sich mit ihren eigenen Vorstellungen gut gedeckt. „Ich wollte etwas mit Menschen machen, was aber gleichzeitig auch technisch und medizinisch ist.“ Nach dem Abitur hat sie sich bewusst gegen ein Studium entschieden. Die praktische Arbeit hat ihr schon immer mehr zugesagt. Die duale Ausbildung im elterlichen Betrieb beinhaltete zudem Blockunterricht an der Landesberufsschule für Hörakustik in Lübeck.
Für Marjana Meck war die Weiterbildung zur Hörakustikermeisterin nach einem Jahr Berufserfahrung als Gesellin der logische nächste Schritt in ihrer Karriere. Denn wer sich im Hörakustik-Handwerk selbstständig machen will, muss über die entsprechende Meisterprüfung verfügen. „Für mich war zu dem Zeitpunkt klar, dass ich die Firma übernehmen möchte, da mir der Beruf Spaß macht.“ Voraussetzung für die Meisterprüfung war lediglich die bestandene Gesellenprüfung. Die Teilnahme an einem Lehrgang ist also nicht verpflichtend, aber dennoch die Regel.
Lehrgänge, die auf die Meisterprüfung vorbereiten, dauern – je nach Modell – unterschiedlich lang und können in Vollzeit, Teilzeit oder auch als Fernunterricht durchgeführt werden. So lässt sich die Weiterbildung je nach persönlicher Situation und Absprache mit dem Arbeitgeber einteilen. Um den Kontakt zur Praxis nicht zu verlieren, hat sich Marjana Meck für die Teilzeitvariante entschieden.
Etwa zwei Jahre hat sich die Schwabacherin auf die Meisterprüfung vorbereitet. „Die Weiterbildung ist fachlich noch mal deutlich intensiver“, merkt sie an. Inhaltlich besteht sie aus vier Teilen. In der Fachtheorie werden ergänzend zur Gesellenausbildung auch Spezialgebiete wie Kinderversorgung unterrichtet. Die Fachpraxis richtet sich auf schnelles, effektives und anspruchsvolles Arbeiten. „Viele Bereiche, wie etwa eine Otoplastik (Formpassstücke fürs Ohr) fräsen, sind zwar aus der Gesellenprüfung bekannt, müssen aber in kürzerer Zeit und einer höheren Qualität erledigt werden, andere Bereiche, wie der Im-Ohr-Bau (Bau von Hörgeräten, die im Ohr getragen werden) kommen dazu“, berichtet die heutige Geschäftsleiterin. Der dritte Teil widmet sich den betriebswirtschaftlichen Aspekten. „Das ist wichtig, um ein Unternehmen zu leiten, den Überblick über die Zahlen zu haben und Arbeitsverträge korrekt abzuwickeln.“
Im vierten Teil der Meisterprüfung geht es um den Ausbilderschein. „Hier habe ich zum Beispiel rechtliche Aspekte wie Arbeits- und Jugendschutz gelernt oder auch Psychologie, um auf die Anliegen der Azubis richtig zu reagieren.“ Zum 1. Juli 2022 wurde die Prüfungsordnung überarbeitet und die Schwerpunkte der Weiterbildung zukunftsorientierter gestaltet. Seitdem werden auch Themenbereiche wie die Durchführung von Gehörtrainings und Audiotherapien in der Meisterprüfung verlangt.
Für die Meisterprüfung empfiehlt Marjana Meck, gründlich zu lernen und viel zu üben. „Eine gewisse Routine im Betrieb ist Voraussetzung, um entspannter in die Prüfung zu gehen.“ Wer sich bereits im Arbeitsalltag vielen Aufgaben stelle, könne den Stress während der Prüfung besser bewältigen, findet die 31-Jährige. Durch die Meisterprüfung habe sich ihre tägliche Arbeit zwar nicht verändert, die Verantwortung habe jedoch zugenommen: Sie konnte nun die fachliche Leitung des Betriebs übernehmen, junge Menschen selbst ausbilden und neue Kundengruppen wie etwa Kinder betreuen. „Vom Hörakustikmeister wird in der Regel ein größerer Weitblick erwartet“, sagt sie.
Die Hörakustikermeisterin ist heute genau da, wo sie hinwollte. Ein zusätzliches Studium der Hörakustik kommt für sie nicht in Betracht. „Das ist sinnvoll, wenn man in der Entwicklung, in der Industrie oder in der Forschung arbeiten möchte“, erklärt sie.
Besonderen Wert legt die Geschäftsleiterin auf ein gutes Betriebsklima und eine gute fachliche Beratung ihrer Kundinnen und Kunden. „Es kommen ständig neue Aspekte hinzu: mal bei den Krankenkassen, mal in der Technik. Der Markt verändert sich und auch ich will mit der Zeit gehen.“ Das erfordert von ihr und ihrem Team, immer auf dem neusten Stand zu bleiben und sich persönlich wie fachlich fortzubilden.
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