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Hilfe, eine Klausur steht an – das schaffe ich nie! Prof. Anne C. Frenzel von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) kennt sich aus mit der Emotion Angst. Mit abi» spricht die Psychologin über die Ursachen von Prüfungsängsten und was Betroffene tun können.
Prof. Anne C. Frenzel: In der Forschung sprechen wir von der Anwesenheit einer bestimmten Emotion, wenn eine Situation, zum Beispiel eine Klausur, als bedeutsam interpretiert wird. Zunächst ist das dann so etwas wie Lampenfieber in Form einer gesunden Aufgeregtheit, die durch die damit verbundene Ausschüttung von Adrenalin durchaus positive Effekte haben kann, etwa dass man hellwach und konzentriert ist. Im Fall von Angst wirkt die Situation für Betroffene aber zusätzlich regelrecht bedrohlich und möglicherweise nicht bewältigbar.
Betroffene können sich für die Prüfung wappnen und die Erwartungen senken, indem sie Fragen wie „Was ist für mich Misserfolg?" oder „Was möchte ich erreichen?“ für sich beantworten.
Prof. Anne C. Frenzel ist Psychologin und lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Prof. Anne C. Frenzel: Im Prinzip haben wir alle Prüfungsängste, nur bewertet jeder die Situation anders. Dass man der Prüfung eine besonders hohe Bedeutung beimisst, kann beispielweise in der Erziehung ihren Ursprung haben, in einer hohen Leistungsforderung, wenig positiver Anerkennung für erbrachte Leistungen und insbesondere bei zugeschriebenen Misserfolgen auch unangenehmen Konsequenzen, wie Fernsehverbot bei einer Note 3.
Prof. Anne C. Frenzel: Wenn sie zu nicht mehr vernünftigen Verhaltensweisen führt – etwa in einem Vermeidungsverhalten in Bezug auf das Lernen im Vorfeld. Aber auch körperliche Stresssymptome wie Schlafstörungen sind bedenklich und auf Dauer auch nicht gesund. In der Prüfung führen Betroffene oft einen inneren Dialog: „Das schaffe ich nie“, „Das ist viel zu viel“, „Ich habe mich nicht genug vorbereitet“. Das Gute: Diese Gedankengänge lassen sich mit einfachen therapeutischen Tricks durchbrechen, etwa indem man auf einen kleinen Zettel günstigere innere Monologe wie „Ich schaffe das“ schreibt und diesen auf den Tisch legt.
Prof. Anne C. Frenzel: Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht valide beurteilen. Allerdings zählen durch die neueren Prüfungsordnungs-Reformen einzelne Prüfungen wieder mehr, was die Angst vor Misserfolg schüren kann. Worin ich persönlich vielmehr ein Problem sehe, wenn Lehrkräfte bewusst Ängste schüren, indem sie die Bedeutung der Prüfung aufbauschen. Das soll motivierend wirken, führt bei Studierenden mit Angst jedoch zum kompletten Gegenteil.
Prof. Anne C. Frenzel: Einfach ausgedrückt: sich für die Prüfung wappnen und die Erwartungen senken, indem man Fragen wie „Was ist für mich Misserfolg?“, „Was möchte ich erreichen?“ oder „Genügt in diesem Fall auch einfach das Bestehen der Klausur?“ für sich beantwortet. Wird der subjektive Leidensdruck zu groß, lohnt es sich, professionellen Rat einzuholen, denn Prüfungsangst lässt sich wirklich sehr gut behandeln.
Stand: 28.06.2024
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