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Wie wir arbeiten, verändert sich ständig. New Work, Work-Life-Integration, Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) werden häufig als die größten Treiber des Wandels genannt. Was bedeutet das konkret für junge Menschen? Zukunftsforscher Max Hergt gibt im abi» Podcast Einblicke, was uns erwartet.
Wir leben in einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt extrem und vor allem schnell verändert. Das Thema künstliche Intelligenz wird definitiv noch mal für große Veränderung sorgen und tut es ja jetzt schon.
Max Hergt ist Zukunftsforscher
Jingle: abi» – dein Podcast für die Berufsorientierung
abi»: 40-Stunden-Woche, 9-to-5 und Arbeit in Präsenz sind Konzepte, die für viele Berufe, vor allem Büro- und Schreibtischarbeit, schon lange überholt sind. Modelle wie Gleitzeit, Work-Life-Integration oder Automatisierung und Digitalisierung haben zahlreiche Berufsbilder schon stark verändert. Technologien wie künstliche Intelligenz werden diese in naher Zukunft weiter verändern oder sogar komplett neue Berufsbilder schaffen. Darüber, welche Veränderungen die Arbeitswelt der Zukunft mit sich bringt, habe ich mich heute mit dem Zukunftsforscher Max Hergt unterhalten. Guten Morgen, Herr Hergt!
Max Hergt: Einen wunderschönen guten Morgen!
abi»: Welche Entwicklungen kommen denn in näherer Zukunft auf uns in der Arbeitswelt zu?
Max Hergt: Also grundsätzlich ist es ja so, dass wir in einer Zeit leben, in der sich die Arbeitswelt extrem und vor allem schnell verändert. Ich glaube, die größten Veränderungen in den kommenden Jahren werden durch den zunehmenden Einsatz von Systemen künstlicher Intelligenz kommen. Wir haben ja momentan schon eine Arbeitswelt, wo sehr viel Automatisierung passiert. Aber das Thema künstliche Intelligenz wird definitiv noch mal für große Veränderung sorgen und tut es ja jetzt schon.
abi»: Und welche Rolle wird es dann dabei spielen? Also wo wird das eingesetzt?
Max Hergt: Also derzeit kommt künstliche Intelligenz ja im industriellen Kontext schon relativ viel zum Einsatz, und da kriegen wir das gar nicht so mit, weil es da ganz viel Robotik gibt, die Maschinen jetzt schon steuert und einfach Dinge ganz anders tut, als wir das vor allem in früheren Zeiten gewohnt waren. In der Industrie ist ja schon sehr viel Automatisierung und aber auch immer zusätzlicher Einsatz von Systemen künstlicher Intelligenz.
Da, wo es vor allem in den kommenden Jahren für sehr viel Änderung sorgen wird, ist auch im Bereich der Wissensarbeit, also überall dort, wo man am Computer sitzt und Tätigkeiten momentan noch sehr viel mit den eigenen Gedanken macht. Da werden wir eine absolute Zunahme von künstlicher Intelligenz sehen. Und das sieht man ja jetzt schon, wenn man mit beispielsweise Programmen wie ChatGPT im Einsatz ist oder die selbst mal ausprobiert hat, dass da ganz viele Dinge möglich sind, die wir vor ein paar Jahren noch gar nicht so absehen konnten.
abi»: Es gibt ja momentan im Diskurs viele unterschiedliche Begriffe, die nicht immer ganz selbsterklärend sind. Was ist denn zum Beispiel der Unterschied zwischen Work-Life-Balance und Work-Life-Integration oder Work-Life-Harmony?
Max Hergt: Ja, also das sind verschiedene Konzepte, die letztendlich alle das gleiche Thema ansteuern. Es geht darum, wie kriegen wir unsere Freizeit und unsere Arbeitszeit in der Zukunft organisiert. Wenn man das ganz kurz mal zusammenfassen will, dann kann man sagen, dass Work-Life-Balance eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit bedeutet. Dann gibt es ja die Work-Life-Integration, wo beides verknüpft wird und flexibel miteinander interagiert.
Und was ich besonders wichtig und schön finde, ist der Begriff Work-Life-Harmony, also Work-Life-Harmonisierung, wo sich beide Tätigkeiten, also beziehungsweise beide Bereiche, Freizeit und Arbeitszeit, gegenseitig bestärken und so für eine, sagen wir mal sinnerfüllende Harmonie zwischen diesen Bereichen sorgen. Und das ist letztendlich, finde ich, die Königsdisziplin, weil ich fände es total klasse, wenn wir in einer Arbeitswelt leben, die uns so viel Kraft und Möglichkeiten gibt, dass wir auch im Privatleben, also in der Freizeit, zufrieden sind und andersrum wir dort unsere Freizeit so erfüllend ausleben können, dass wir wieder gestärkt in die Arbeitszeit gehen können.
abi»: Noch so ein Begriff, den man oft hört, ist New Work.
Max Hergt: New Work ist eigentlich ein ganz altes Konzept, was in einer Zeit entstanden ist, 1970/1980 im Automobil-Amerika dieser Zeit geprägt wurde. Und damals war es auch so, dass ganz viele händische Tätigkeiten, die Menschen zuvor eben mit ihrer Muskelkraft, mit ihren Händen gemacht haben, durch Maschinen abgelöst worden sind und die Menschen auf einmal vor der Aufgabe standen, die frei werdende Zeit zu füllen. Und dort hat sich ein Arbeitsphilosoph Gedanken darüber gemacht, wie wir Menschen das hinbekommen können. Und in den letzten Jahren hat dieser Begriff New Work sehr viel Schwung bekommen. Letztendlich soll es Rahmenbedingungen schaffen, um flexibler zu arbeiten, um sinnerfüllender zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass wir eben im besten Fall diese Work-Life-Harmonisierung hinbekommen.
abi»: Welche Chancen ergeben sich speziell für Abiturientinnen und Abiturienten oder Studienabsolventinnen und -absolventen durch diese neue Arbeitswelt?
Max Hergt: Ich finde, wir leben in einer Zeit, wo sich gerade für Berufseinsteiger/innen sehr tolle Möglichkeiten ergeben. Wir haben eine Veränderung und die hat immer wieder Chancen oder schafft immer wieder Chancen für uns. Wenn ich mich bestmöglich auf diese neue Arbeitswelt einstellen möchte, dann würde ich mir erst mal klar darüber werden: Was möchte ich überhaupt? Wo liegen meine Interessen? Was macht mir wirklich Freude? Wo liegen aber auch vielleicht meine Stärken? Bin ich handwerklich sehr gut? Dann kann ich natürlich schauen, in welchen Bereichen kann ich diese Stärken ausspielen. Andersrum sollte ich mir schon immer darüber Gedanken machen, egal ob ich jetzt im Bereich der Wissensarbeit vielleicht meine Zukunft sehe, also lieber am Computer oder in einem Büro arbeite oder in der Beratung arbeite oder mich für ein Studium entscheide. Wie kann ich die technologischen Möglichkeiten bestmöglich einsetzen und welche Kenntnisse brauche ich da? Sind es Grundkenntnisse?
Das lohnt sich mit Sicherheit in all diesen Bereichen mal zu schauen, was macht mir Spaß, wo kann ich auch hier wieder schauen, welche Stärken kann ich ausspielen und wie kann ich die Technologie bestmöglich dafür einsetzen? Denn für mich ist Technologie und diese ganzen Fortschritte, die wir eben über künstliche Intelligenz haben, immer nur ein Befähiger. Das heißt, es kann mich als Mensch bestärken, meine menschlichen Fähig- und Fertigkeiten noch besser einsetzen zu können. Wenn ich das als Grundgedanken immer im Hinterkopf habe, dann kann ich, glaube ich, diese Potenziale und Möglichkeiten, die sich mir bieten, mithilfe der Technologie noch besser einsetzen. Und da muss ich aber wirklich auch schauen auf der anderen Seite, dass wir diese Beziehungen, die wir unter uns Menschen haben, in der Zukunft noch mehr stärken. Das heißt Teamfähigkeit, das heißt miteinander, das heißt gegenseitige Wertschätzung. All das sind wichtige Kompetenzen oder wichtige Punkte, die ich in der Zukunft mit Sicherheit beachten muss. Und ich glaube, das gibt ganz tolle Möglichkeiten.
abi»: Das heißt, junge Menschen können sich auf diese Arbeitswelt von morgen vorbereiten, indem sie sich auch schon frühzeitig Gedanken machen, wie man damit umgeht, wie man mit diesen neuen Möglichkeiten arbeiten kann.
Max Hergt: Absolut. Ich finde, wir müssen uns vor allem mit diesen neuen Technologien auseinandersetzen. Das heißt schauen, wie kriegen wir neben unseren schulischen Qualifikationen auch digitale und soziale Kompetenzen so für uns entwickelt, dass man auf diese permanenten Veränderungen entsprechend eingehen kann?
Und ganz wichtig auch finde ich im Hinterkopf zu behalten, dass wir ja in der Zukunft auch weiterhin dieses lebenslange Lernen, also diese permanenten Lernprozesse, immer wieder in unser Leben integrieren und uns hier auch sehr selbstorganisiert damit beschäftigen: Wie kriege ich es hin, für mich selbst als Individuum genau eben immer diese Kompetenzen auch nicht nur up-to-date zu behalten, sondern vielleicht auch zu schauen, was gibt es in der Zukunft für Möglichkeiten, dass ich noch besser mit dem, was ich kann, mit dem, was mir Spaß macht, mit dem, wo meine Leidenschaft ist, auf dem Arbeitsmarkt relevant bleibe. Und da nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern vor allem eben auch, um selbstbestimmt und mit viel Sinn und Freude arbeiten zu können in der Zukunft.
abi»: Ja, super, vielen Dank für dieses schöne Interview.
Max Hergt: Sehr gerne.
abi»: Wenn du dich weiter über das Thema „Arbeitswelt der Zukunft“ informieren möchtest, schau dir doch mal das Themenpaket „Arbeit im Wandel“ an, das du bei „Orientieren > Was will ich? Was kann ich?“ findest. Über die Seite kommst du auch auf die Wanderausstellung und das Virtuelle Museum der Bundesagentur für Arbeit, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Stand: 26.11.2024
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