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Der künstlichen Intelligenz den richtigen Befehl geben, damit sie genau das ausspuckt, was gewünscht ist – gar nicht so leicht, wenn man damit noch wenig Erfahrung hat. KI-Prompt-Redakteurinnen und -Redakteure werden auch gerne mal als „KI-Flüsterer“ bezeichnet, denn sie wissen, was die KI braucht, um gute Ergebnisse, beispielsweise Texte, zu liefern. Wie KI-Prompt-Redakteurinnen und -Redakteure arbeiten, wie man überhaupt zu diesem Beruf kommt und wie zukunftsrelevant er ist, fragt abi» im Podcast nach.
Mein Beruf besteht in großen Teilen daraus, dass ich Prompts schreibe für Redakteurinnen und Redakteure, die in ihrem Berufsalltag helfen sollen. Und dann gehe ich mit meiner journalistischen Erfahrung dran und teste das zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen.
Roland Kruse ist KI-Prompt-Redakteur.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung!
abi»: Was kann künstliche Intelligenz und was kann sie nicht? Hast du dir diese Frage schon mal gestellt, wenn du ChatGPT geöffnet hast? Oder fragst du dich manchmal, was es eigentlich braucht, damit die KI sinnvolle Ergebnisse liefert? Für manche ist das Ganze eher noch Spielerei, für andere sind ChatGPT und Co längst Teil des Berufsalltags. So zum Beispiel für Roland Kruse, der seit Januar 2024 als KI-Prompt-Redakteur bei IPPEN Digital arbeitet. Ihn und natürlich auch euch begrüße ich, Corinna, zur heutigen Folge des Podcasts. Roland Kruse erklärt euch darin, wie er zu diesem noch recht neuen Beruf gekommen ist und ob er ihn für einen Beruf für die Zukunft hält. Außerdem erfährst du, was ein KI-Prompt-Redakteur macht und welche Möglichkeiten und Grenzen es aktuell beim Einsatz der KI gibt. Schön, dass du da bist, lieber Roland. Magst du uns gleich mal erzählen, seit wann du dich mit KI beschäftigst und seit wann die KI auch zu deinem Berufsalltag gehört?
Roland Kruse: Also privat beschäftige ich mich damit relativ lange, allerdings auf so eine rein spielerische Art, weil ich komme eigentlich aus der Nerd-Ecke und hab mich schon sehr, sehr lange mit Computerspielen auch befasst. Beruflich richtig ernsthaft beschäftige ich mich damit seit Januar 2023. Aus Jux und Tollerei hatte ich mir vorher schon ein bisschen Python beigebracht, also die Programmiersprache. Dann im Herbst 2022 wurde ja ChatGPT gestartet, das hat mich dann tatsächlich noch mal begeistert im Januar, und dann habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt, habe dann auch für meinen damaligen Arbeitgeber ein bisschen tatsächlich das eingesetzt und hab da Prompts geschrieben. Ein Prompt ist eine Anfrage, die man an eine KI schickt, wenn ihr in ChatGPT zum Beispiel mit der redet, dann ist alles, was ihr da eingebt, das ist im Grunde ein Prompt, und er kann sehr komplex sein, der kann aber auch sehr einfach sein.
abi»: Du bringst ja schon ein bisschen Berufserfahrung, auch aus der Zeit vor der künstlichen Intelligenz, mit. Welchen Beruf hast du denn ursprünglich erlernt, und wie bist du dann dazu gekommen, KI-Prompt-Redakteur zu werden?
Roland Kruse: Der Beruf, den ich erlernt habe, ist Journalist. Ursprünglich habe ich Deutsche Sprachwissenschaft und Geschichte studiert. Dann habe ich ein Volontariat gemacht bei der Verlagsgruppe Milchstraße, bei der Programmzeitschrift TV Spielfilm war das damals. Ich habe ganz lange als Filmkritiker und Fernsehkritiker bei Programmzeitschriften gearbeitet. Wie bin ich jetzt zu dem KI-Prompt-Redakteur-Job gekommen? Ich habe ja schon erklärt, dass ich mich dann irgendwann privat damit viel befasst habe. Ich hab das dann damals schon ein bisschen eingesetzt in Absprache mit meinem Vorgesetzten. Damals bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich zum Beispiel ausprobiert, wie man aus sehr langen Texten kurze macht mit KI. Ist gar nicht so einfach, ist sogar sehr schwierig. Tatsächlich, und wenn man sich halt mit Sprache viel befasst, zum Beispiel als Journalist, fand ich es eigentlich naheliegend, dass man sich auch mit diesen „Large Language Models“ befasst. Dann ist es so gewesen, dass ich irgendwann die Stellenanzeige gesehen habe von IPPEN digital, dass die einen Prompt-Redakteur suchten. Da wurde halt unter anderem gewünscht, dass man sich ein bisschen mit Programmiersprachen auskannte, dass man sich intensiv auseinandergesetzt hatte mit ChatGPT zum Beispiel. Das hat prima geklappt und dann haben sie mich genommen.
abi»: Okay, du hast dich jetzt sehr viel, auch privat schon, und auch über sehr viele Jahre mit der KI oder mit Digitalem auseinandergesetzt. Gibt es denn spezielle Kurse oder Weiterbildungen in diesem Bereich, die einen da hinbringen könnten, wo du gerade bist?
Roland Kruse: Also, ich habe tatsächlich keine Kurse gemacht. Ich hab ziemlich viele Texte online gelesen, ich hab ziemlich viele YouTube-Videos geguckt damals, wo es ja ganz viele Leute gibt, Tech-Influencer und andere, die erklären, wie ChatGPT zum Beispiel funktioniert, was man so machen kann, und da sind auch ein paar ganz gute Sachen dabei. Also, es gibt auch viel Quatsch, es gibt aber auch viele gute Sachen. Ich habe tatsächlich auch einen Kurs gemacht an der Hamburger Akademie für Publizistik. Das war schon relativ spät, da war ich schon relativ weit. Der richtete sich dann direkt an Journalisten. Es ist halt kein Ausbildungsberuf, es ist eher so, man muss ein Interesse an Sprache, an Kommunikation mitbringen und gleichzeitig ein Interesse an Technologie, und eine gewisse Verspieltheit kann auch nicht schaden.
abi»: Okay, du hast jetzt schon gesagt, dass du die KI in deinem Berufsalltag als KI-Prompt-Redakteur natürlich stark nutzt. Wie viel KI steckt denn in deinem heutigen Berufsalltag? Und vor allem würde mich auch interessieren, wo nutzt du die KI nicht?
Roland Kruse: Mein Beruf besteht tatsächlich in großen Teilen daraus, dass ich wirklich Prompts schreibe für Redakteurinnen und Redakteure, die denen in ihrem Berufsalltag helfen sollen. Daneben erkläre ich auch manchmal was, oder ich teste auch manchmal Sachen. Ich arbeite halt mit, ich sage immer gerne, mit richtigen Entwicklern zusammen, also Leuten, die wirklich einen IT-Hintergrund haben, den ich nicht habe. Und dann gehe ich da mit meiner journalistischen Erfahrung dran und teste das auch oft zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen. Also, ich bin dann auch so eine Art Schnittstelle zwischen Journalisten und IT-Leuten. Mein eigentlicher Job besteht im Grunde aus der Beschäftigung mit Prompting, mit KI. Es gibt aber auch tatsächlich sehr viel Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen in dem Job. Man muss sich viel absprechen mit den Entwicklern, mit anderen Redakteurinnen und Redakteuren. Wir sagen immer, was die so für „Pain Points“ in ihrer Arbeit haben. Also, was nervt? Wo könnte man da unterstützen? Was zum Beispiel Journalisten wahnsinnig nervt, wenn man Interviews transkribieren muss. Das heißt, wenn man die abschreiben muss, war ja früher eine Aufgabe, da hat man ja locker drei, vier Stunden bei so einem normalen Interview dran gesessen oder so was. Da gibt es halt inzwischen Tools. Also, es gibt zum Beispiel Whisper von OpenAI, von den Leuten, die auch ChatGPT machen, was sehr gut Interviews und Gespräche transkribieren kann, auch die Sprecher dann unterscheiden kann, dass das verschiedene Sprecher sind. Ein IT-Kollege von mir hat das bei uns ins System eingebaut und hat das verfeinert, dass das für Journalisten gut funktioniert. Das war zum Beispiel da eine große Erleichterung für die Leute. Was ich dann gemacht habe, ist, ich habe dann dazu einen Prompt geschrieben, der diese Interviews im Grunde analysiert und ein bisschen auswertet, der zum Beispiel eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus dem Interview erstellt und der dann auch prägnante Antworten der Leute aus dem Interview raussucht, die besten in Anführungszeichen, Zitate, und auch angibt, in welchem Kontext die jetzt gemeint sind, und solche Sachen.
abi»: Okay, ich hab's jetzt so verstanden, dass du mit deinem Job mit der KI Arbeitsprozesse erleichterst und dass es eigentlich kaum Bereiche gibt, in denen du gerade die KI nicht nutzt.
Roland Kruse: Also, es gibt Bereiche, in denen man KI als Journalist heute noch nicht so gut nutzen kann und wo ich auch wenig prompte. Das ist zum Beispiel Recherche. Also man kann es gut benutzen für Brainstorming, dass man sagt, ich habe ein Oberthema, wen könnte ich anrufen? Das ist aber sehr allgemein. Man kann sich Fragen vorschlagen lassen, aber was man nicht machen kann ist, man kann nicht KI im Grunde für einen selbst recherchieren lassen. Stell mir mal hier eine ganze Mappe mit Fakten zusammen über Klimaerwärmung oder so. Da werden eher allgemeine Sachen kommen, KI arbeitet ja hauptsächlich mit einem Wissen, was irgendwann abgeschnitten ist. Also, wenn man, wenn man mit der Profi-Version von ChatGPT zum Beispiel arbeitet, dann ist das Wissen im April 2023 abgeschnitten. Danach weiß sie eigentlich nichts mehr. Das ist bei einigen anderen KIs inzwischen anders. Es gibt auch das Problem der sogenannten Halluzinationen. Von der Halluzination spricht man in der Branche, wenn die KI einfach was erfindet. Das ist sehr gefährlich, gerade im Journalismus. Da sind wir wirklich ganz schnell bei Fake News, ohne das gewollt zu haben. Das ist zum Beispiel so ein Ding, was mit KI momentan noch nicht so gut geht. Das kann aber besser werden, wenn die Anbindung ans aktuelle Netz besser wird, und da arbeiten die Entwickler auch dran.
abi»: Mhm, was würdest du sagen, ist denn das Spannendste an deinem Beruf, und was ist die größte Herausforderung?
Roland Kruse: Also, das Spannendste ist, dass ich mich eigentlich an vielen Tagen der Woche im Grunde mit dem Knacken von Logikrätseln beschäftigen kann. Man versucht ein paar Sachen, und die ersten Sachen funktionieren häufig nicht im Prompt. Und man sollte eine gewisse Stressresistenz mitbringen, und man sollte auch einen gewissen Spaß daran mitbringen, viele verschiedene Sachen auszuprobieren. Man sollte Kreativität vor allem mitbringen. Wenn ein Weg nicht funktioniert, dann überlegt man sich einen vielleicht auch völlig anderen und probiert den mal aus. Einer der letzten Prompts, die ich zum Beispiel geschrieben habe, an dem ich auch immer noch ein bisschen arbeite, der aber jetzt schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Da geht es zum Beispiel darum, dass man als Journalist die Möglichkeit hat, wenn man einen Text geschrieben hat und sagt: „Wie sähe der Text eigentlich aus, wenn ich zum Beispiel jetzt die Information, die in der Mitte dieses Artikels kommt, wenn ich die ganz an den Anfang schieben würde?“ Und so was kann man mit KI ganz gut machen. Allerdings gibt es halt diverse Probleme. Man muss zum Beispiel aufpassen, dass die KI eben nicht einfach irgendwelche Absätze verschiebt, sondern dass sie dann den Text auch vernünftig umschreibt und diese vernünftigen logischen Bezüge wiederherstellt, dass also Sachen möglicherweise noch mal erklärt werden: Wer ist wer, der da jetzt angesprochen ist? Was haben die Leute für einen Zusammenhang untereinander? Das ist zum Beispiel so eine Aufgabe gewesen, da musste ich erst mal einen Weg finden, dass das gut funktionierte. Wenn man es dann geschafft hat, kann das durchaus so ein richtig euphorisches Gefühl sein, weil man kann da wirklich teilweise relativ lange dran sitzen, an manchen Prompts auch mal mehrere Tage. Die Herausforderung ist dann halt die, dass man halt auch immer mal fertig werden muss mit dem Prompt.
abi»: Als wie zukunftsrelevant erachtest du deinen Beruf denn?
Roland Kruse: Also als relevant erachte ich den auf jeden Fall. Ich glaube allerdings, dass der sich in den nächsten Jahren, vor allem Jahrzehnten, noch stark verändern wird. Die Kommunikation mit KI einerseits, andererseits aber auch diese Vermittlungsfunktion. Dass man in einem Beruf arbeitet, zum Beispiel ich jetzt als Journalist, und dann habe ich eine Vermittlerposition zwischen Journalismus, zwischen Redaktion und KI. So was wird es noch ziemlich lange geben. Viele Leute, die sich momentan mit Prompting beschäftigen, die haben einen Kommunikationshintergrund, die kommen aus den Medien, die kommen aus Kommunikationsagenturen, die kommen aus der PR, aus der Werbung. Da sind zum Beispiel auch Pädagogen, Lehrer dabei, die sich auch mit Sprache beschäftigen. Das heißt, es ist ein relativ breit aufgestelltes Feld, in dem sich in der Zukunft, glaube ich, alle möglichen Arten von Leuten aus allen möglichen Branchen tummeln werden. Die heißen dann natürlich nicht Prompt-Redakteure, sondern der Oberbegriff ist ja Prompt Engineer. Das ist auch sehr zukunftsfähig, glaube ich. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieser Job wirklich so aussieht, dass ich in zwei, drei Jahren immer noch dieselben Prompts schreibe, die ich jetzt schreibe. Vielleicht gibt es da ganz andere Möglichkeiten, mit KI zu interagieren. Also, man sollte da ein bisschen flexibel sein, und ich glaube auch, dass man, wenn man in diesem KI-Bereich arbeitet, sollte man immer aufpassen, dass man sich auch ein bisschen weiterbildet: Was sind die neuesten Trends, in welche Richtung geht das? Dass man weiß, was kann KI und was kann KI nicht.
abi»: Gut, ich hab auf jeden Fall super viel jetzt gerade gelernt und Neues erfahren, auch wenn ich selbst schon immer mal wieder mit KI rumexperimentiere. Deswegen ganz herzlichen Dank, lieber Roland, für diese Einblicke, die du uns jetzt gegeben hast.
Roland Kruse: Ja, gerne.
abi»: Weitere Beiträge rund um Berufe mit künstlicher Intelligenz findest du auf abi.de unter „Studium > Berufspraxis > IT, Computer“. Dort gibt es beispielsweise einen Beitrag über einen Chatbot-Entwickler und einen Machine Learning Engineer. Wenn du wissen möchtest, wie du KI im Studium nutzen kannst, schau mal ins FAQ zum Thema „Wissenschaftlich Arbeiten in Zeiten künstlicher Intelligenz“ unter „Studium > Hochschultypen und Abschlussarten“. Weitere Podcasts findest du auf abi.de „Interaktiv > Podcasts“. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Corinna Grümpel für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
Im Infoportal der Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit der Stiftung für Hochschulzulassung gibt es Informationen und Orientierungshilfen für Studieninteressierte.
studienwahl.de
Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
In der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du auch ganz gezielt nach Ausbildungsplätzen recherchieren.
Stand: 31.05.2024
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