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Eine Unterhaltung mit einer Maschine führen? Der Wirtschaftsinformatiker und Softwareentwickler Louis Wendler (22) macht das möglich. Bei der DB Systel, dem Digitalpartner und IT-Dienstleister der Deutschen Bahn, programmiert er künstliche Dialogsysteme – nicht nur für die Fahrplanauskunft.
„Wann fährt der ICE123 von Frankfurt nach Berlin?“ – Für einen Menschen ist das eine ziemlich einfache Frage. Für einen Chatbot hingegen ist es eine technische Herausforderung, darauf die korrekte Antwort zu finden. Das weißt Louis Wendler nur zu gut. Der Softwareentwickler macht die Maschine fit, damit sie genau das schafft. Als Mitarbeiter der DB Systel entwickelt der 22-Jährige vor allem Chatbots, also Computerprogramme, die mit Menschen kommunizieren und ihnen beispielsweise eine Fahrplanauskunft geben können. Wenn ein Fahrgast in einem Servicekanal der Deutschen Bahn eine Anfrage stellt, muss die Software diese zunächst verstehen und dann eine passende Antwort dazu schreiben.
Zur Verarbeitung der Frage, wann der ICE123 von Frankfurt nach Berlin fährt, durchläuft das Computerprogramm also verschiedene Schritte: Es muss erkennen, dass es sich um die deutsche Sprache handelt. Falls unklar ist, was die Fragestellerin oder der Fragesteller genau wissen möchte, muss der Chatbot eine Nachfrage stellen können. Und dann muss er natürlich wissen, woher er die Informationen über diese spezielle Verbindung bekommt. Das heißt, er muss den genannten Zug in der passenden Datenbank suchen und herausfinden, um wie viel Uhr er planmäßig abfahren soll und Abweichungen davon bekannt sind. Schließlich muss er die Antwort noch so formulieren können, dass sie von der Fragestellerin oder dem Fragesteller verstanden wird. In diesem Prozess können viele Hürden auftauchen. Louis Wendler gibt ein Beispiel: „Vielleicht verwechselt der Mensch bei seiner Angabe die Groß- und Kleinschreibung. Oder er schreibt die Zugnummer nicht direkt hinter dem Wort ‚ICE‘. Das macht die Aufgabe für den Chatbot schwieriger“.
Wir verwenden innovative und modernste Technologien der Künstlichen Intelligenz, um die natürliche Sprache in ihrer Vielfalt zu verarbeiten.
Louis Wendler
Louis Wendler sitzt im Arbeitsalltag viel vor seinem Computer, häufig im Homeoffice. Doch er arbeitet nicht nur allein, sondern tauscht sich auch mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus. Ungefähr alle zwei Wochen fährt Louis Wendler in sein Büro. Das befindet sich im sogenannten Silberturm, einem Hochhaus in Frankfurt, in dem die DB Systel ihren Firmensitz hat. Er genießt den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeitenden von anderen Unternehmen innerhalb des Deutsche-Bahn-Konzerns, die dieselben Probleme lösen wollen wie er selbst. „Mit anderen Entwicklern tausche ich mich oft dazu aus, wie wir zusammen einen Plan ausarbeiten oder ein Problem lösen können“, erzählt er. Aber er profitiert auch vom Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen, die andere Schwerpunkt haben als er selbst. „Einige haben sich zum Beispiel auf das Conversation Design eines Chatbots spezialisiert. Sie kennen sich besonders gut damit aus, welche Arten von Anfragen Nutzer häufig stellen“.
Das Team von Louis Wendler arbeitet nicht nur an Chatbots zur Fahrplanauskunft, sondern auch an solchen, die für ganz unterschiedliche Anwendungsfälle eingesetzt werden können – wie zum Beispiel „SEMMI“ – das ist die Abkürzung für „Sozio-Empathische Mensch-Maschine-Interaktion“. Der so benannte Avatar kann sein Gegenüber sogar anlächeln und aus den Fragen lernen, die Menschen ihm stellen. Wo fährt der nächste Zug nach Frankfurt? Wo kann ich hier am Bahnhof Kaffee kaufen? Wo sind die Gepäckschließfächer? Wo finde ich die nächste Toilette? Das sind einige der Fragen, die sofort beantwortet werden können, um Reisenden die Orientierung vor Ort am Bahnhof zu erleichtern. SEMMI wurde schon auf unterschiedlichsten Bahnhöfen getestet, unter anderem am Berliner Hauptbahnhof, am Frankfurter Flughafen – und sogar bis nach Tokio ist er schon gereist.
Als Chatbot-Entwickler ist Louis Wendler am Puls der Zeit – und genau deshalb liebt er seinen Beruf: „Wir verwenden innovative und modernste Technologien der Künstlichen Intelligenz, um die natürliche Sprache in ihrer Vielfalt zu verarbeiten.“ Die Stelle als Softwareentwickler hat er seit einem halben Jahr. Vorher hat er schon als dualer Student der Wirtschaftsinformatik während seiner Praxisphasen im gleichen Team Chatbots entwickelt. „Ich habe nur die eine Bewerbung geschrieben – und es hat geklappt“, erzählt er stolz. Mit dem Erlernen von Programmiersprachen hat er schon während seines Abiturs begonnen: „Im Informatikunterricht hatte ich davon gehört, meine Fähigkeiten habe ich dann aber in der Freizeit entwickelt“. Vielleicht möchte er später noch einen Master machen, um die Kenntnisse in den Bereichen zu vertiefen, mit denen er sich jetzt schon jeden Tag beschäftigt: Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Natural Language Processing.
Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Chatbot-Entwickler/in).
www.arbeitsagentur.de/berufenet
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv
Gemeinnützige Fachgesellschaft zur Förderung der Informatik in Deutschland
www.gi.de
Stand: 25.05.2023
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