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Berufe jenseits des Schreibtischs: Feuerwehrmann

Wieviel Zeit verbringen Feuerwehrleute im Einsatz und wieviel auf der Wache? Sitzen sie auch mal am Schreibtisch? Diese Fragen beantwortet Christoph Tresch (34), Brandoberinspektor bei der Feuerwehr Regensburg, im abi» Interview.

  • Porträt von Christoph T.

    Über die Zeit hinweg ist man natürlich immer mit vielen besonderen Einsatzsituationen konfrontiert. Es sind nicht immer tragische oder schwere Unglücksfälle, an die man dann zurückdenkt. Wir werden auch oft mit kuriosen oder schönen Situationen konfrontiert.

    Christoph Tresch ist Brandoberinspektor bei der Feuerwehr Regensburg.

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi» – dein Podcast für die Berufsorientierung

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast. Mein Name ist Klaus und ich habe mich heute mit Christoph Tresch, einem Brandoberinspektor der Feuerwehr Regensburg, unterhalten. Ob bei einem brennenden Haus, Wasser im Keller oder eine Katze im Baumwipfel: Feuerwehrleute sind Retter in der Not. Durch Ereignisse wie die Flutkatastrophe 2021 in Nordrhein-Westfalen oder den diesjährigen Anstieg an Waldbränden wird immer wieder klar, dass Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau ein Beruf mit hoher Bedeutung ist. Aber wie sieht der Alltag eines Feuerwehrmanns oder einer Feuerwehrfrau aus, auch abseits von Gefahrenlagen? Welche Voraussetzungen braucht man für diesen Beruf? Und was unterscheidet eigentlich die Berufsfeuerwehr von der Freiwilligen Feuerwehr? Diese Fragen habe ich heute Herrn Tresch gestellt. Hallo Herr Tresch.

Christoph Tresch: Hallo Herr Harfmann, grüße Sie!

abi»: Ich steige direkt mit der ersten Frage ein. Wie sieht Ihr Alltag als Feuerwehrmann aus?

Christoph Tresch: Also ein 24-Stunden-Dienst beginnt bei uns immer um 7:40 Uhr, zunächst mit der Übergabe zwischen den Führungskräften, der alten und der neuen Schicht. Hier werden wichtige Informationen zum Beispiel zum Einsatz geschehen, zur Veränderung in der Technik, zum Fuhrpark, was ist einsatzbereit, haben wir irgendwo einen Schaden, haben wir einen Defekt, worauf man achten müsste, das wird da ausgetauscht. Um 8:00 Uhr tritt dann die gesamte Wachmannschaft in der Fahrzeughalle an, da wird dann die Anwesenheit überprüft. Die Einteilung der Mannschaft auf die Fahrzeuge wird noch einmal durchgegangen und im Anschluss gehe ich dann als Führungsdienst, als sogenannter Inspektionsdienst, meiner regulären Tätigkeit im Büro nach. Die Wachmannschaft arbeitet weiter in den Werkstätten oder betreibt beispielsweise Ausbildung, solange kein Einsatz reinkommt. Und am späten Nachmittag gehört dann auch mal der Dienstsport noch dazu, bevor dann gegen 18:00 der Bereitschaftsdienst beginnt. Die gestaltet man dann individuell. Die Kollegen kochen dann oft auch mal zusammen, machen noch mal ein bisschen länger Sport, je nachdem, was gerade so ansteht.

abi»: Sie haben es ja gerade schon erwähnt. Sie sitzen auch am Schreibtisch. Was machen Sie denn, wenn Sie am Schreibtisch sitzen?

Christoph Tresch: Also als Inspektionsdienst im gehobenen Dienst bin ich auch während meiner Einsatzschichten für meine zugewiesenen Aufgaben als Sachbearbeiter zuständig. Ich kümmere mich beispielsweise um die Öffentlichkeitsarbeit. Andere Kollegen bearbeiten aber beispielsweise Einsatzpläne oder sind im vorbeugenden Brandschutz tätig. Das hängt in der Regel immer jeweils mit der Ausbildung oder mit dem Studium zusammen, das man mitbringt in den Beruf.

abi»: Und als Inspektionsdienst, was machen Sie da?

Christoph Tresch: Als Inspektionsdienst bin ich im Einsatzdienst als Einsatzleiter sozusagen tätig. Das heißt, ich bin der, der bei größeren Einsätzen, in der Regel so ab Löschzuggröße, wenn also mehrere Löschfahrzeuge und eine Drehleiter zusammen rausfahren oder mehrere Löschfahrzeuge und ein Rüstwagen beim Verkehrsunfall beispielsweise, rücke ich als erster aus, fahre voraus, erkunde die Lage und koordiniere dann die Einsatztätigkeiten und Maßnahmen.

abi»: Direkt zu den Einsätzen. Welcher Einsatz wird Ihnen denn für immer im Gedächtnis bleiben?

Christoph Tresch: Ja, über die Zeit hinweg ist man natürlich immer mit vielen besonderen Einsatzsituationen konfrontiert. Es sind nicht immer tragische oder schwere Unglücksfälle, an die man dann zurückdenkt. Wir werden auch oft mit kuriosen oder schönen Situationen konfrontiert. Ich denke zum Beispiel daran, als wir letztes Jahr mal einen Hund aus der Donau gerettet haben, da war dann die Freude der Besitzerin, als sie ihren Rüden wieder in Empfang nehmen konnte, natürlich sehr groß, und es war für uns natürlich auch ganz schön zu sehen.

abi»: Welche Voraussetzungen sollte man denn mitbringen, wenn man zur Feuerwehr möchte, vor allem als Beamtin oder Beamter?

Christoph Tresch: Also zunächst gibt es da ein paar formale Voraussetzungen zu beachten, die zu erfüllen sind. Man muss beispielsweise, wenn man Beamter werden möchte, die deutsche Staatsbürgerschaft haben, oder mindestens Bürger eines anderen EU-Staats sein. Man muss für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einstehen, körperlich und geistig uneingeschränkt tauglich sein, keine schwerwiegenden Vorstrafen haben und so weiter. Je nach Laufbahn, die man dann anstrebt, muss man eine gewisse Vorbildung mitbringen. Im mittleren Dienst bei der Feuerwehr ist es in der Regel eine Ausbildung, meist eine handwerklich-technische Ausbildung. Für geeignete Bewerber gibt es aber hier mittlerweile auch viele Ausnahmen. Ich kenne auch Kollegen, die nach einer Banklehre eingestiegen sind in den Beruf der Feuerwehr. Für den gehobenen Dienst ist mindestens ein Bachelorstudienabschluss nachzuweisen, für den höheren Dienst mindestens ein Masterabschluss. Die Fachrichtungen liegen hier zwar auch so im klassischen technischen Bereich, aber die Feuerwehren greifen hier auch immer mehr auf Studienabschlüsse aus nicht-technischen Bereichen zurück. Weil letztlich zählt immer, dass der Bewerber im Auswahlverfahren auch überzeugt und in das Berufsbild Feuerwehr passt.

abi»: Noch zu was, das vielleicht nicht jeder weiß. Was ist denn der Unterschied zwischen der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr? Nicht nur jetzt in den Voraussetzungen, sondern auch in den Einsatzbereichen?

Christoph Tresch: Die Mitglieder der Freiwilliger Feuerwehren, die führen ja ihre Aufgabe im Ehrenamt aus. Das heißt, sie gehen im Alltag ihrem regulären Beruf oder ihrem regulären Alltag nach, fahren dann bei Alarm zum jeweiligen Feuerwehrhaus und rücken von dort aus. Auch ihre Ausbildung absolvieren die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in ihrer Freizeit und eine finanzielle Belohnung erhalten sie für ihre Tätigkeit nicht. Bei Berufsfeuerwehren ist es so, dass es die in der Regel nur in größeren Städten ab ungefähr 100.000 Einwohnern gibt. Und dann ist es natürlich so, dass man als Berufsfeuerwehrmann oder -frau seine gesamte Dienstzeit, in den meisten sind es 24 Stunden am Stück, auf der Feuerwache verbringt. Gemeinsam haben Freiwillige Feuerwehren und Berufsfeuerwehren aber, dass sie das gleiche Leistungsprofil und die gleichen Anforderungen haben, also in kleineren Städten oder auf dem Land leisten Freiwillige Feuerwehren zum Beispiel, wenn ein Zimmer brennt oder ein Haus brennt oder ein Verkehrsunfall ist, genau das Gleiche wie die Berufsfeuerwehren auch. Da kommt nicht immer eine Berufsfeuerwehr dazu.

abi»: Jetzt mal noch eine sehr offene Frage: Was ist denn das Schönste an Ihrem Beruf und was ist das Schwierigste?

Christoph Tresch: Ich mag besonders die Kameradschaft und den Zusammenhalt besonders. In unseren Einsätzen können wir nur im Team arbeiten. Und ich bin auch sehr stolz auf die Verantwortung, die ich dann als Führungskraft für unsere Einsatzkräfte tragen kann. Und dabei werden wir natürlich auch regelmäßig mit viel Leid und menschlichen Tragödien konfrontiert. Um dem zu begegnen und das auch zu verarbeiten, ist sicherlich eine der großen Herausforderungen unseres Jobs. Aber auch hier hilft uns dann wieder der Zusammenhalt, die Kameradschaft und auch einfach der Punkt, dass wir nie allein sind, dass wir immer zusammen sind und zusammenarbeiten und dann auch mal nach schwierigen Situationen zusammen drüber reden.

abi»: Vielen Dank, dass Sie bei unserem abi» Podcast dabei waren.

Christoph Tresch: Sehr gerne. Hat mich auch gefreut.

abi»: Wenn du dich für Rettungsberufe interessierst, findest du dazu mehr Beiträge in der Rubrik Orientieren bei „Was will ich, was kann ich? > Ich will was machen mit...” in dem Beitrag “Beherzte Retterinnen und Retter”. Andere Beamtenlaufbahn findest du in der Rubrik Ausbildung bei “Berufsfelder > Beamten- und Militärlaufbahnen > Beamtenlaufbahnen”. Das war dein abi» Podcast, Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Gut zu wissen

Eine Karriere bei der Feuerwehr ist mit einer Ausbildung oder einem Studium zugänglich. Der Abschluss entscheidet darüber, auf welcher Ebene du einsteigen kannst. In den mittleren Dienst mit einer Ausbildung, in den gehobenen Dienst mit einem Bachelorabschluss und in den höheren Dienst mit einem Masterabschluss.

Weitere Informationen

Feuerwehr Regensburg

Offizielle Webseite der Berufsfeuerwehr Regensburg.

www.regensburg.de/feuerwehr/feuerwehren-in-regensburg/berufsfeuerwehr

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Feuerwehr).

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv 

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Berufsausbildung und mehr

Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit.

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de