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Ist das wirklich so? Berufe und Klischees: Beamter

Menschen in grauen Anzügen, die in noch graueren Bürogebäuden zwischen Aktenordnern verschanzt bei mäßigem Kaffee Papier prüfen und abstempeln? Die Liste an Vorurteilen gegenüber dem Beamtentum ist lang und – zu Unrecht! – teils noch recht negativ geprägt. Wie es wirklich ist und welche alten Vorurteile längst passé sind, das erfährst du beispielartig in dieser abi» Podcast-Episode.

  • Porträt von Tobias N.

    Ich persönlich habe überhaupt keine Akten. Das einzige, wo ich mal einen Zettel und einen Stift brauche, ist bei einer Besprechung, wenn ich da halt einfach mal keine Lust habe, meinen Laptop mitzuschleppen, aber sonst brauche ich eigentlich kein Papier mehr.

    Tobias Nechwatal ist Beamter im gehobenen Dienst am bayerischen Landesamt für Statistik.

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi», Dein Podcast für die Berufsorientierung!

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus, und ich habe mich heute mit Tobias Nechwatal, einem Beamten im gehobenen Dienst am bayerischen Landesamt für Statistik unterhalten. Einen Beamten stellt man sich oft als Menschen im grauen Anzug vor, der in einem grauen Gebäude sitzt und einen grauen Ordner vor sich hat. Die Liste an Vorurteilen gegenüber Beamten ist lang und meistens negativ geprägt. Vor allem, dass sie nichts arbeiten wird ihnen oft nachgesagt. Dabei übernehmen die Beamten in Deutschland Aufgaben, die für das Funktionieren des Gemeinwesens unverzichtbar sind. Was also hat es mit den Klischees auf sich? Im abi» Podcast habe ich nachgefragt. Hallo, Herr Nechwatal!

Tobias Nechwatal: Ja, hallo, vielen Dank für die Einladung.

abi»: Gerne doch, ich steige gleich mal mit unserer ersten Frage zu Berufsklischees bei Beamten ein: Beamtinnen und Beamte sitzen den ganzen Tag in grauen Bürogebäuden und arbeiten sich im Schneckentempo durch Berge von Akten. Stimmt das?

Tobias Nechwatal: Das stimmt natürlich nicht. Also es gibt natürlich schon noch Bereiche, sag ich mal, wo es Akten gibt. Aber das ist dann eher wahrscheinlich in Personalabteilungen oder so, wo es halt dann wirklich noch um Datenschutz geht. Aber sonst ist alles bei uns in der Behörde zumindest digital. Es gibt jetzt seit, ich weiß jetzt nicht, wie lang, aber es gibt auch die e-Akte. Das soll jetzt auch in der inneren Verwaltung, also auch in der Personalabteilung immer mehr umgesetzt werden. Das heißt, da gibt's dann eigentlich keine Papierakten mehr. Irgendwann mal. Also das ist zumindest die Vorstellung und dementsprechend wird auch in der Hauspost immer weniger durch die Gegend geschickt. Wir sind auch generell ein recht modernes Amt. Also ich bin ja beim bayerischen Landesamt für Statistik mit Homeoffice und wir haben da auch sehr schöne, sehr gute Regelungen, auch was dann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht. Ja, also, ich persönlich habe überhaupt keine Akten. Ich habe alles auf meinem Laptop, was ich brauch. Das einzige, wo ich mal einen Zettel und einen Stift brauche, ist bei einer Besprechung, wenn ich da halt einfach mal keine Lust habe, meinen Laptop mitzuschleppen, aber sonst brauche ich eigentlich kein Papier mehr.

abi»: Sie haben gerade schon gesagt, Sie sind beim Landesamt für Statistik. Welche Aufgaben fallen in Ihrem Berufsalltag denn an, und was davon machen Sie besonders gerne? Und was macht Ihren Beruf abwechslungsreich?

Tobias Nechwatal: Also, bei mir ist es generell so, dass ich eigentlich jeden Tag andere Tätigkeiten habe. Oder ja, was heißt andere Tätigkeiten, andere Themen, sagen wir es mal so, weil jeden Tag einfach andere Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichsten Problemen auf mich zukommen. Ja, bei den Werkzeugen, sag ich mal, Statistikwerkzeugen, die, für die ich zuständig bin, von daher ist da einfach schon Abwechslung da, weil ich nie weiß, was ist jetzt das nächste Problem, oder worum muss ich mich als nächstes kümmern? Genauso in den Arbeitsgruppen, wo ich teilnehme, das sind auch jedes Mal andere Themen, von daher ist schon genug Abwechslung da, und am meisten Spaß macht mir einfach der Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen, und wenn ich da dann weiterhelfen kann.

abi»: Dann zu noch so einem schönen Klischee: Beamtinnen und Beamte haben einen krisensicheren Arbeitsplatz und verdienen super viel Geld.

Tobias Nechwatal: Ja, das erste kann ich auf jeden Fall bezeugen, und das ist auch ein Grund, warum ich Beamter wurde, beziehungsweise im öffentlichen Dienst arbeiten wollte, weil die Jobsicherheit einfach super ist. Haben wir jetzt auch wieder in Krisenzeiten, wie jetzt mit der Corona-Pandemie gemerkt. Da war bei uns überhaupt nie Thema, dass irgendjemand entlassen wird oder ähnliches. Im Gegenteil, wir haben sogar noch mehr Leute gebraucht, weil wir dann von zwei Landratsämtern die Corona-Hotline übernommen haben, oder von der Stadt auch die Kontakt Nachverfolgung. Also, das kann ich auf jeden Fall bezeugen, dass die Jobsicherheit sehr gut ist und da meiner Meinung nach auch als Angestellter oder wenn man einen unbefristeten Arbeitsvertrag hat, genauso wie ein Beamter, meiner Meinung nach, wobei ein Beamter auf Lebenszeit natürlich schon das Nonplusultra ist. Was war das zweite noch mal? Entschuldigung.

abi»: Sie verdienen dabei sehr viel Geld.

Tobias Nechwatal: Ach so, ja, also, da muss ich sagen, das ist halt auch immer eine Frage des Blickwinkels. Wenn man jetzt jemanden fragt, der in der Automobilindustrie tätig ist, ja, der lacht sich wahrscheinlich tot über unseren Verdienst, sag ich mal. Da muss man halt einfach immer, finde ich, den Blickwinkel sehen, und wer so was dann behauptet.

abi»: Genau, die Bezahlung erfolgt ja ganz normal über die Tariftabellen, die jeder nachschauen kann.

Tobias Nechwatal: Genau, als Angestellter wie auch als Beamter.

abi»: Weshalb haben Sie sich denn für Ihren Beruf als Beamter entschieden?

Tobias Nechwatal: An erster Stelle wegen der Jobsicherheit, eben auch in Krisenzeiten. Was sich jetzt dann während der Corona Pandemie wie gesagt, auch bewährt hat. Dann natürlich das Thema mit der Pension, also das Pendant zur Rente, wo man halt einfach schon besser gestellt ist. Wobei ich sagen muss, ich habe jetzt noch, schätze ich jetzt mal, 35 Jahre bis dahin, also da kann sich auch einiges noch tun. Ob es dann noch ein Vorteil ist, wird sich zeigen, aber schon erstmal ist es noch ein Vorteil für mich. Und was jetzt auch noch ein Vorteil ist, ich hoffe zwar, ich brauche es nie, aber zum Beispiel, wenn ich jetzt mal länger als sechs Wochen krank bin, bekomme ich als Beamter auch, also so wurde es mir zumindest gesagt, volles Gehalt, also kein Krankengeld wie bei Angestellten. Und das ist natürlich auch eine feine Sache, und ich würde jetzt mal diese ganzen Punkte so als Oberbegriff, die Absicherung der Familie, halt einfach nehmen, dass man da halt einfach eine gewisse Sicherheit hat, was das angeht.

abi»: Zu Ihren Tätigkeiten noch mal, als Beamter macht man ein Leben lang das Gleiche. Stimmt das?

Tobias Nechwatal: Also in meinem Fall auf keinen Fall. Ich meine, ich bin jetzt seit zwei Jahren Beamter, seitdem mache ich schon das gleiche. Klar, es sind jetzt erst zwei Jahre, aber habe jetzt schon vor, dass ich dann mal noch intern irgendwie was Anderes such oder zu was Anderem berufen werde, wie gesagt, solche Sonderprojekte nenne ich es jetzt mal, wie die Corona Hotline während der Coronapandemie und sowas. Also man weiß nie, was auf einen zukommt. Also 40 Jahre lang dasselbe macht man auf jeden Fall nicht, es sei denn, man möchte das halt ne, ist natürlich auch klar, dass es mal sein kann, aber dann, wenn man weiterkommen will, dann muss man schon schauen, dass man auch mal was Anderes macht.

abi»: Ja, welche Möglichkeiten haben Sie denn, sich in Ihrem Beruf, ich sage mal, weiterzuentwickeln?

Tobias Nechwatal: Ja, also natürlich einmal über Schulungen, ganz klar, die bei uns intern angeboten werden: Dann gibt's bei uns im Haus, ich kann jetzt natürlich nur für unser Haus sprechen, gibt es natürlich schon immer wieder auch höherwertige Stellen, die intern ausgeschrieben sind. Oder man kann sich natürlich, wenn ich jetzt die Gesamtbetrachtung als Beamter hernehme, kann ich natürlich auch auf den normalen, also ich sage jetzt mal, Behörden-Arbeitsmarkt schauen. Was es da für Beamtenstellen gibt, die höher bewertet sind als die, die man aktuell besetzt ist, ist klar, ja!

abi»: Vielen Dank für die tollen Antworten.

Tobias Nechwatal: Gerne, vielen Dank.

abi»: Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.

Tobias Nechwatal: Ja, ebenfalls danke.

abi»: Wenn du dich für eine Beamtenlaufbahn oder einen Beruf in der öffentlichen Verwaltung oder im öffentlichen Dienst interessierst, findest du dazu Reportagen auf abi.de unter Studium > Studienbereiche > Wirtschaftswissenschaften > öffentliche Verwaltung oder Ausbildung > Berufsfelder > Beamten und Militärlaufbahnen > Beamtenlaufbahnen. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche

Berufsausbildung und mehr

Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung