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Ist das wirklich so? Berufe und Klischees: Flugbegleiter

Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sorgen an Bord für Sicherheit und Wohlbefinden der Passagiere. Sie erklären Sicherheitsvorschriften, informieren über den Flugablauf und servieren Mahlzeiten und Getränke. Der Beruf wird überwiegend von Frauen ausgeübt – doch ist das wirklich ein typischer Frauenberuf? Warum wählen auch Männer diesen Weg? Und welche Klischees halten sich hartnäckig? Antworten gibt Maximilian Gassauer im abi» Podcast.

  • Portrait von Maximilian G.

    Der Frauenanteil ist immer noch wesentlich höher, aber in den letzten Jahren hat sich etwas getan. Analog zum Cockpit, das früher eine reine Männerdomäne war, hat langsam ein Umdenken stattgefunden. Mittlerweile gibt es auch viele Männer, die in der Kabine fliegen.

    Maximilian Gassauer, Flugbegleiter

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung

abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast. Mein Name ist Klaus und heute soll es mal wieder um Klischees gehen. Flugbegleiterinnen und -begleiter sorgen für einen geregelten Ablauf von Flügen, erklären Passagieren die Sicherheitsvorschriften und achten darauf, dass sie auch eingehalten werden. Außerdem informieren sie über den Ablauf des Fluges und versorgen die Passagiere mit Mahlzeiten und Getränken. Gut zwei Drittel der Flugbegleiterinnen und -begleiter sind weiblich. Männer sind eher selten im Passagierbereich von Flugzeugen zu sehen. Aber ist der Beruf ein typischer Frauenberuf? Und was bewegt Männer dazu, diesen Beruf zu ergreifen? Diese und noch andere Fragen beantwortet uns heute Maximilian Gassauer, der Flugbegleiter ist. Hallo Max.

Maximilian Gassauer: Hallo, guten Tag!

abi»: Flugbegleiter oder Flugbegleiterin ist ja einer der typischen Frauenberufe. Wieso entscheidet man sich denn als Mann, diesen Beruf zu ergreifen?

Maximilian Gassauer: Ich glaube tatsächlich einfach durch die ganzen Vorteile, die man durch den Beruf hat und durch das Abwechslungsreiche. Es ist tatsächlich so, dass immer noch der Frauenanteil wesentlich höher ist. Aber in den letzten Jahren hat sich ja auch was getan. Analog zum Cockpit, was früher immer eine reine Männerdomäne war, gibt es ja auch langsam ein Umdenken, und mittlerweile gibt es auch sehr viele Männer, die in der Kabine fliegen.

abi»: Welche Stereotypen begegnen dir denn so im Arbeitsalltag?

Maximilian Gassauer: Es gibt da ganz viele. Ich glaube, die meisten Menschen haben wenig Berührungspunkte mit dem Beruf, außer sie kennen tatsächlich jemanden, der selber in der Kabine arbeitet. Von daher, die größten Klischees, die uns immer betreffen, sind, dass wir sowieso keinen Aufenthalt vor Ort haben, dass wir nichts von den Ländern sehen, in die wir fliegen, dass die Gäste an Bord sehr fordernd sind und dass wir eigentlich die ganze Zeit fast schon Mitleid manchmal bekommen. Weil viele fliegen natürlich auch oftmals selber und erleben dann die stressigen Situationen am Flughafen und oft auch die geladene Stimmung an Bord, wenn alles nicht so rund läuft. Wir hatten die letzten Sommer ja oftmals Verspätungen aufgrund von Flugstreichungen und so weiter und so fort. Viele haben tatsächlich ein großes Unwissen, was der Beruf eigentlich mit sich bringt und wie eigentlich so die ganzen Abläufe sind.

abi»: Ja, du hast es gerade schon angesprochen: Sieht man denn als Flugbegleiter überhaupt was von der Welt? Oder ist man nur mal über Nacht im Hotel und fliegt dann weiter?

Maximilian Gassauer: Also man sieht tatsächlich mehr, als die meisten denken. Das kommt natürlich auch immer darauf an, für welche Airline man arbeitet und wie da die normalen Bestimmungen sind. Je nach Ziel und Flugstrecke hat man dann von 24 Stunden bis auch manchmal mehrere Tage Aufenthalt auf der Langstrecke. Und auf der Kurzstrecke ist man dann an verschiedenen Orten für ein oder zwei Nächte. Das kommt immer so ein bisschen darauf an, aber man hat auf jeden Fall immer Zeit, was zu machen. Es gibt ein paar Touren, da ist die Ruhezeit tatsächlich auf das gesetzliche Minimum bemessen. Aber bei den meisten Strecken kann man tatsächlich immer noch was unternehmen, gerade bei der Langstrecke. Wenn es dann nach Südamerika geht oder in den asiatischen Raum, wo die Flugzeiten oftmals über zehn Stunden sind, da hat man dann Minimum meistens zwei Nächte vor Ort und kann dann natürlich auch die Zeit so nutzen, wie man gerne möchte.

abi»: Noch so ein Klischee ist ja, dass man als Flugbegleiter oder-begleiterin nur eingestellt wird, wenn man auch gut aussieht. Stimmt das?

Maximilian Gassauer: Da hat sich die letzten Jahre auch was getan. Es gibt noch tatsächlich witzige Dokus, die man auch auf YouTube findet aus den 70er-Jahren, wo man alle gestriegelt sieht und alle vor dem Abflug noch mal einer Kontrolle unterzogen wurden. Das ist tatsächlich nicht mehr so, ich glaube, das wird sich auch heutzutage nicht mehr mit dem AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) vereinbaren lassen. Hier wurden einige Regularien natürlich gelockert. Ein gepflegtes Aussehen gehört immer noch dazu. Aber von diesen strikten Vorgaben, welche Frisur man genau tragen darf, welche Nagellackfarbe, wie man auszusehen hat und so weiter und so fort – davon sind wir zum Glück weggekommen und jeder kann so, wie er ist, den Beruf ausüben. Es gibt natürlich eine Uniformtragepflicht, dessen muss man sich bewusst sein. Aber im Großen und Ganzen wurden die meisten Regularien gelockert und heutzutage ist es so, dass man ja trotzdem seine Persönlichkeit frei entfalten kann und sich nicht in irgendein Korsett reinquetschen muss.

abi»: Was gefällt dir denn am besten an dem Beruf?

Maximilian Gassauer: Die Abwechslung tatsächlich. Man ist immer mit neuen Kollegen zusammen. Allein am Standort Frankfurt, bei der Airline, bei der ich arbeite, sind wir um die 16.000, 17.000 Menschen in der Kabine. Da fliegt man selten zweimal mit den gleichen oder wenn, dann vielleicht nur alle paar Monate mal. Von daher ist es immer ein spannendes neues Team, das einen erwartet. Alterstechnisch auch sehr durchmischt. Was mir große Freude bereitet: Es sind Kollegen mit Anfang 20 dabei, es sind Kollegen mit Kindern dabei, es sind Kollegen dabei, die sind kurz vor der Rente in ihren Fünfzigern und es ist trotzdem immer eine tolle Zusammenarbeit.

Und gerade dieser Misch und Mix zwischen den verschiedenen Altersgruppen ist wirklich toll. Dass sich da innerhalb von kürzester Zeit einfach ein Team zusammenbildet, mit dem man dann auch oft im Layover vor Ort was unternehmen kann. Das ist schon sehr toll und vor allem einfach in Länder zu kommen und verschiedene Städte zu sehen, in die man sonst nicht kommt, das ist ein großer Vorteil. Ich nenne da immer als Beispiel Saudi-Arabien, wo man, glaube ich, als Privattourist gar nicht einreisen kann. Ist jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsziel, aber es ist trotzdem nett, einfach mal da gewesen zu sein und sich das im Rahmen der Arbeit angucken zu können.

abi»: Und im Umkehrschluss, was empfindest du als größte Herausforderung?

Maximilian Gassauer: Das ist natürlich: Man arbeitet im Schichtdienst, man muss rund um die Uhr verfügbar sein. Gerade wenn man dann Rückflüge aus dem asiatischen Raum hat, die dann nach deutscher Uhrzeit nachts um zwei losgehen, da arbeitet man natürlich ganz schön gegen die innere Uhr. Das kann sehr anstrengend sein, auch auf Kurzstrecke, wenn man eine frühe Tour hat. Da klingelt der Wecker oft um zwei oder drei Uhr nachts. Dessen muss man sich bewusst sein.

Auch was die Dienstpläne angeht, dass man halt nicht immer ein Konzert in drei, vier Monaten zusagen kann, sondern der Dienstplan Monat für Monat kommt. Man hat natürlich gewisse Einflussmöglichkeiten, aber letztendlich weiß man erst immer, wenn der Dienstplan veröffentlicht wird, wann man tatsächlich im nächsten Monat da ist. Und selbst dann kann es untermonatig durch den laufenden Betrieb, durch Flugstreichungen und so weiter noch mal Änderungen geben.

abi»: Das klingt, als wäre der Beruf auch einer Beziehung oder Familienplanung nicht wirklich zuträglich, oder?

Maximilian Gassauer: Das denken viele. Man hat aber tatsächlich mehr frei als gedacht. Es gibt eine gesetzliche Ruhezeit, je nachdem wo man arbeitet, bei welcher Airline, dann noch tarifliche Regelungen. Und da ist es so, dass man zum Beispiel nach einer Langstrecke oft zwei bis fünf Tage danach definitiv frei hat und die sind auch im Dienstplan ausgewiesen. Man muss sich dann natürlich schon ein bisschen besser organisieren können und die Spontaneität geht natürlich auch flöten. Aber es ist schon so, dass man seine freien Tage ganz gut legen kann und man da eine gewisse Einflussmöglichkeit hat. Und was der Beruf auch bietet: Es gibt sehr, sehr viele Teilzeitmöglichkeiten und wir haben viele Kollegen, die nebenbei studieren oder noch was anderes nebenbei machen und dann im Monat ein bis zwei Flüge haben und das dann meistens auf ein Wochenende legen und so weiter, dass das mit der Betreuung eben geklärt ist.

abi»: Was würdest du den jungen Menschen raten, die in den Beruf einsteigen wollen?

Maximilian Gassauer: Ich würde jungen Menschen auf jeden Fall raten, wenn sie Lust daran haben, das auf jeden Fall zu tun und sich nicht abschrecken zu lassen. Man hört immer wieder: „Das ist mein Traumberuf und ich wollte das früher immer mal machen. Und dann habe ich mich doch für irgendwas Konservatives entschieden“. Und viele bereuen das immer so ein bisschen, und das finde ich schade. Also wenn man Lust darauf hat und da vielleicht schon mal drüber nachgedacht hat, dann einfach mal den Schritt wagen. Es gibt intern wahnsinnig viele Weiterbildungsmöglichkeiten, die man machen kann. Und wie gesagt, durch die verschiedenen Teilzeitmodelle ist es einfach toll, dass man da was kombinieren kann.

abi»: Vielen, vielen Dank für das schöne Interview.

Maximilian Gassauer: Ja, sehr gerne. Dankeschön.

abi»: Wenn du dich für einen Beruf mit Fliegen interessierst, schau auf abi.de doch mal die Berufsreportage „Luftverkehrsmanagerin“ bei „Studium > Berufspraxis > Verkehr und Logistik“ an oder die Ausbildungsreportage „Fluglotsin“ bei „Ausbildung > Berufsfelder > Verkehr, Logistik > Berufe rund um das Flugzeug und die Luftfahrt“. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild. www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge. www.berufe.tv

Ausbildungsplatzsuche

Die Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit ermöglicht die Suche nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland. www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Berufsausbildung und mehr

Dieses Angebot der Bundesagentur für Arbeit erlaubt die bundesweite Recherche nach schulischen Ausbildungen. www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Check-U - das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder/Studienfächer besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen. www.check-u.de