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Was lernt man eigentlich im ...-Studium?: Geoökologie

Die Umwelt verstehen und schützen: Geoökologinnen und -ökologen untersuchen chemische, physikalische und biologische Prozesse und stellen diese in einen geographischen Zusammenhang. Vom ganzen Regenwald bis zu einigen Zentimetern Waldboden gehört alles dazu. Was Studierende in einem Geoökologie-Studium lernen, hat abi» für euch erfragt.

  • Portraitbild von Wenzel U.

    Für mich ist das Spannendste daran, wie sich der Blick auf die ganze Welt und auch die Umwelt für mich verändert hat, als ich angefangen habe zu studieren. Ich laufe mit ganz anderen Augen durch meine Umgebung.

    Wenzel Uhlmann studiert Geoökologie an der Universität Potsdam.

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Jingle: abi» – dein Podcast für die Berufsorientierung.

abi»: Hallo und herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Corinna, und ich habe mich heute mit Wenzel Uhlmann über sein Studium der Geoökologie unterhalten. Geoökologie bietet, wie er es formuliert, ein solides Fundament, um sich beruflich im Umweltschutz einbringen zu können. Was sein Studium aber auch mit dem Umsiedeln von Echsen zu tun hat, das erklärt uns unser heutiger Gast gleich. Herzlich willkommen, Wenzel Uhlmann zu unserem heutigen Podcast-Interview.

Wenzel Uhlmann: Hallo.

abi»: Schön, dass du da bist. Ja, du studierst Geoökologie. Weshalb hast du dich denn für das Geoökologie-Studium entschieden?

Wenzel Uhlmann: Das war so eine Mischung aus ein paar Gründen. Erstmal war es mir superwichtig, irgendeinen Job zu finden, mit dem ich irgendwie der Allgemeinheit etwas Gutes tun kann, und ich bin auch relativ naturverbunden. Deswegen dachte ich schon irgendwas in die Umwelt-Richtung, aber reine Biologie hatte ich nicht wirklich Lust drauf, sondern ich wollte noch irgendwas, was ein bisschen mehr abdeckt. Außerdem war es mir wichtig, dass ich einen Job habe, wo ich quasi eine Flexibilität in Arbeitsort und Arbeitszeiten habe, weil in Geoökologie ist es nicht unüblich, dass man auch mal draußen ein bisschen Arbeitszeit verbringt, Feldarbeit macht, irgendwie Proben nimmt, und das, dachte ich, wäre eine ganz gute Abwechslung für meinen Arbeitsalltag.

abi»: Okay, also, du hast dir sehr genaue Vorstellungen gemacht und sehr genau überlegt, warum du dich für dein Studium entscheidest. Ist ja Wahnsinn! Du bist an der Uni Potsdam. Gab's da ein Auswahlverfahren, und wenn ja, wie lief das ab?

Wenzel Uhlmann: Also in der Uni Potsdam ist es so, dass es von Jahr zu Jahr zwischen NC und keinem NC schwankt. Bei mir war ein Jahr ohne NC, deswegen musste ich mich einfach nur bewerben und wurde direkt genommen.

abi»: Okay, gut, dann gehen wir mal ein bisschen in dein Studium rein. Welche Fächer gehören denn zu deinem Studium?

Wenzel Uhlmann: Im Bachelor Geoökologie ist es ein ganz breites Spektrum aus erstmal allen Naturwissenschaften, also man hat Mathe, Chemie, Physik und dann noch bisschen spezialisierter, also die speziellen, Umweltwissenschaften angewandt, sowas wie Ökologie, Botanik, Zoologie, aber dann auch ein bisschen unbekanntere sowie Bodenkunde, Geomorphologie, also wie sich halt die Oberflächen der Erde, quasi wie die entstehen und wie sie sich verhalten, bis hin zu Programmierkursen, also mit Daten lernt man umzugehen. Wenn man viel mit Daten, Umweltdaten arbeiten muss, und auch ein recht großer Fokus auf arbeiten mit Satellitendaten, also quasi mit Luftbildern, und daraus halt Analysen schließen, ist auch in dem Studium drin, würde ich sagen.

abi»: Okay, also recht umfassend. Du hast auch immer schon gleich erklärt, was zu diesen Fächern dazugehört. Es klingt wirklich so, als wärst du wahnsinnig interessiert an deinem Studium. Was ist denn das Spannendste daran, Geoökologie zu studieren?

Wenzel Uhlmann: Für mich ist das Spannendste daran, wie sich der Blick auf die ganze Welt und auch die Umwelt für mich verändert hat, als ich angefangen habe zu studieren. Ich laufe halt wortwörtlich mit ganz anderen Augen durch meine Umgebung, auch wenn es nur Potsdam, mein Studienort, ist und man versteht so Zusammenhänge. Man kann sich halt herleiten, wenn man Lust drauf hat, warum steht dieser Baum da? Warum sieht er so aus? Warum ist da eine Senke, was hat das vielleicht mit irgendwie dem Grundwasserspiegel zu tun? Oder wenn irgendwo was gebaut wird, kann man sich auch quasi herleiten, warum dann irgendwelche Umweltschutzmaßnahmen oder so eingeleitet werden. Und auch generell in den ganzen Debatten um Klimawandel und Biodiversitätsverlust und auch die ganze Umweltdebatte, um es mal so zu sagen, hat man einen ganz guten Standpunkt und versteht halt schon irgendwie so deutlich mehr als vor dem Studium, würde ich sagen.

abi»: Hm, okay, du hast es am Anfang schon angedeutet, als du über die Feldarbeiten gesprochen hast. Wie hoch ist denn der Anteil an praktischen Arbeiten in deinem Studium?

Wenzel Uhlmann: Relativ hoch im Vergleich zu anderen Studiengängen, die man so von der Uni kennt. Also, wir haben zum Beispiel ein zweiwöchiges Landschaftspraktikum im zweiten Semester, da fahren wir einmal in den Harz und einmal nach Gülpe, da auf eine Vogelschutz-Station. Das ist in Brandenburg bei Rathenow. Und dann haben wir zwei Wochen Einführung in so zwanziger Gruppen, in verschiedene Feldarbeiten. Das geht von Biotopkartierung, Bodenkunde, Gewässeranalyse bis hin zu Geomorphologie und halt teilweise auch mit der Drohne rumfliegen. Und generell hat man eigentlich so in jedem Semester oder jedes Jahr, würde ich sagen, in den Wintersemestern ein bisschen weniger, weil das Wetter Feldarbeiten erschwert, hat man halt einen praktischen Teil, zum Beispiel hat man auch ein ganzes Seminar Biotopkartierung, wo man wirklich mit zwei gelernten Kartierer/innen ins Feld geht und dort am Ende einen Bericht über das Biotop macht, oder auch einen Bodenkundebericht, wo man Bodenproben nimmt und dann im Labor steht und die auswertet. Und dazu kommen noch insgesamt drei Praktika: in anorganischer und organischer Chemie und Physik. Das sind einfache Laborpraktika, die man dann in der Woche oder semesterbegleitend hat.

abi»: Okay, also tatsächlich sehr viel Praktisches. Gibt es irgendwas, was du gerne vorher über dein Studium gewusst hättest?

Wenzel Uhlmann: Ja, und zwar, wie forschungsorientiert es an der Uni Potsdam ist. Das ist eine Sache, auf die man sich einstellen und auch einlassen muss. Weil die ganzen mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen sind schon darauf ausgelegt, dass man eine extrem gute Basis hat, um dann nach seinem Bachelor einen Master und vielleicht auch einen Doktortitel anzuschließen. Und die Uni Potsdam mit ihren ganz vielen Instituten, dem Peak, dem Alfred-Wegener-Institut und so, ist halt sehr darauf erpicht, Nachwuchsforscher/innen heranzuziehen, und da kommen vielleicht manchmal so die praktischen Aspekte von Umwelt und Naturschutz vielleicht ein bisschen zu kurz, also, ich vergleiche es immer ganz gut mit der Hochschule Eberswalde. Die ist halt super praktisch, und viele Leute stellen sich vor, dass man dann auch wirklich jede Woche draußen ist und was Praktisches macht. Und ganz so ist es nicht. Es gibt gute praktische Anteile, aber dennoch ist viel theoretischer Hintergrund dabei, der einen auf den Forschungsalltag vorbereiten soll.

abi»: Okay, also, das heißt, du hättest vielleicht nochmal anders entschieden, dich für einen anderen Standort entschieden, so wie ich dich jetzt verstehe. Also für eine andere Hochschule nochmal entschieden, aber für das Fach trotzdem.

Wenzel Uhlmann: Nicht unbedingt, also ich wäre weiter zur Uni Potsdam gegangen und hätte mich auch noch mal sofort für Geoökologie entschieden. Aber trotzdem ist es etwas, das merke ich halt bei anderen Kommiliton/innen von mir, nicht alle sind darauf eingestellt und wenn Leute halt direkt lieber praktisch was erreichen, also mit Geoökologie kann man natürlich auch was erreichen, aber die wirklich so ein hands-on approach haben, die gerne direkt Echsen umsiedeln und so, das geht bei uns auch, aber dann gibt es andere Wege, wo man vielleicht direkter da rankommt, anstatt einen Geoökologie-Bachelor zu machen.

abi»: Gut, das ist interessant. Dann habe ich schon die letzte Frage für dich: Welche Pläne hast du denn für deine berufliche Zukunft? Du bist jetzt auch schon im sechsten Semester, richtig?

Wenzel Uhlmann: Ja, genau also, ich plane, noch zwei Semester an der Uni Potsdam Geoökologie zu studieren, und dann bin ich mir noch unschlüssig, was ich weiter mache. Für mich steht schon fest, dass ich den Master anschließen möchte, und ich schwanke im Moment zwischen Umweltplanung in Berlin, also weiter diese Brücke zwischen Gesellschaft, Bauunternehmen und so weiter und Umweltschutz zu schlagen, weil da natürlich ein riesengroßer Bedarf ist mit den ganzen Bauvorhaben und halt auch jetzt mit der Energiewende. Wenn überall Solaranlagen und so geplant werden, muss auch irgendwer auf die Umwelt achten. Da überlege ich, und sonst überlege ich noch, in Potsdam zu bleiben und einen Master in Remote Sensing anzuschließen. Das ist Fernerkundung, und das ist viel arbeiten mit Satelitenbildern und halt so räumliche Analysen zu machen, also zum Beispiel zu schauen, wie sich Regenwaldbedeckung über die letzten Jahre geändert hat mit Hilfe von Satellitendaten, weil es halt viel praktischer ist als zum Beispiel in den Regenwald selbst zu fahren, und man ein viel größeres Bild hat, und das auch ein zukunftsicheres und wichtiges Feld ist. Deswegen bin ich mir noch unsicher, aber eins von den beiden wird es auf jeden Fall werden, denke ich.

abi»: Okay also, das heißt, du hast auch da schon ganz konkrete Vorstellungen und hast dich auch schon sehr gut informiert, so wie das klingt.

Wenzel Uhlmann: Ja.

abi»: Okay, wahnsinnig spannend! Dann gibt es noch irgendwas, was du zum Thema Geoökologie teilen oder loswerden möchtest?

Wenzel Uhlmann: Also ich würde sagen, Geoökologie ist ein super Studiengang für umweltinteressierte Leute aller Art, also egal welcher Aspekt einen interessiert. Mit Geoökologie kann man im Prinzip sich jeden Aspekt der Umwelt und vom Erdgeschehen anschauen, wenn es mit Natur oder so zu tun hat, und Geoökologie gibt einem dann ein super solides Fundament, irgendwie in allen Belangen des Naturschutzes oder halt Umweltwissenschaften mitreden zu können und sich weiterbilden zu können.

abi»: Das nehme ich jetzt einfach mal als dein Schlusswort. Vielen Dank Wenzel.

Wenzel Uhlmann: Liebend gern!

abi»: Auf abi.de gibt es eine Vielzahl an Beiträgen zu Studiengängen und Berufen aus dem Bereich Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, zum Beispiel unter „Studium > Was kann ich studieren? > Ingenieurwissenschaften > Umwelttechnik, Umweltschutz“ oder unter „Studium > Berufspraxis > Landwirtschaft, Natur, Umwelt“. Weitere Podcasts findest du auf abi.de > Interaktiv > Podcasts. Das war dein abi» Podcast, Redaktion und Produktion Corinna Grümpel für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.check-u.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche