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Erdkunde: Mit Geographie die Welt verbessern

Wer sich der Geographie verschreibt, muss nicht gleich entscheiden, wo er später einmal arbeiten möchte. Marie Büttner (20) genießt in ihrem Studium der Physischen Geographie in Erlangen die große Vielfalt an Themen und Disziplinen, die sich mit der Erde beschäftigen.

Aus Hass wurde Liebe: Marie Büttners Beziehung zum Schulfach Erdkunde war in der 5. Klasse noch von wenig Begeisterung geprägt. Ändern sollte sich das an jenem Tag in der 7. Klasse, als sie sich mit Klimadiagrammen auseinandersetzen musste. „Viele in meiner Klasse hatten Probleme mit den Zahlen und Begriffen, für mich fühlte es sich zum ersten Mal völlig verständlich an“, erinnert sie sich. Die Bindung zur Geographie wuchs über die Jahre stetig und so war es für Marie Büttner eine natürliche Entwicklung, sich nach dem Abitur an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für den Bachelor of Science in Physischer Geographie einzuschreiben.  

Interesse für die Welt ist entscheidend

Ein Porträt-Foto von Marie B. Ein Porträt-Foto von Marie B.

Ihre Begeisterung für komplexe Diagramme lebt die Nürnbergerin nun seit sechs Semestern mit Gleichgesinnten aus ihrem Studiengang aus. „Wir sind eine ziemlich homogene Gruppe mit ähnlichen Merkmalen und halten auch sehr stark zusammen.“ Vom schulischen Wissen konnte sie in den ersten Semestern nur eingeschränkt profitieren, da das Studium mit neuen Aspekten und Themen überraschte. Viel wichtiger als die fachlichen Vorkenntnisse sind für Marie Büttner aber die eigenen Neigungen und Interessen: „Nur wer aufgeschlossen ist und erfahren möchte, wie die Welt an unterschiedlichen Orten der Erde funktioniert, kommt in dem Bereich weiter.“ Um die Welt besser kennenzulernen, stehen den Geographie-Studierenden eine Menge Exkursionen zur Auswahl. Sei es eine mehrwöchige Reise nach Afrika, Südamerika oder Asien – das internationale Angebot ist riesig.

Das Geographie-Studium streift mehrere Disziplinen

In ihrem Studium widmet sich Marie Büttner allem, was auf der Erdoberfläche passiert. Im Vergleich zum Studiengang Kultur- bzw. Humangeographie, der sich insbesondere mit den Einflüssen der Menschen auf der Erde auseinandersetzt, liegt ihr Fokus in Physischer Geographie überwiegend auf dem naturwissenschaftlichen Teil. Dabei erforscht die 20-Jährige in Fächern wie Kartographie, Fernerkundung oder Landschaftsmorphologie das Zusammenspiel von Atmosphäre, Biosphäre und Hydrosphäre. Wie in jedem geographischen Studium, zu dem neben Geographie auch Geologie oder Geoinformatik zählen, sammelt Marie Büttner Grundwissen in mehreren Disziplinen. Aus der Humangeographie lernt sie über Tourismus, Wirtschaft, Soziologie und Stadtplanung genauso wie über Geo-Informationsdienste aus der Geo-Informatik.

Vom Generalisten zum Spezialisten

Diese interdisziplinäre Herangehensweise zeichne das Geographie-Studium aus, erklärt die Studien- und Berufsberaterin der Agentur für Arbeit in Osnabrück Sabine Najib. „Auch als Humangeograph kommt man um Kartographie und Statistik nicht herum“, so die Beraterin. Das breite Grundwissen erlaube den Studierenden, sich nach dem Bachelor auf unterschiedlichen Gebieten zu spezialisieren. Wer Geographie nur als Teilaspekt seines Studiums sieht, kann sein Interesse für physikalische, wirtschaftlich- oder sozialgeographische Themen auch in verwandten Studiengängen wie Physik, Volkswirtschaftslehre oder Politik-, Sozial- sowie Sprachwissenschaften ausleben.

Studium versus Ausbildung

Während die Auswahl an Studiengängen sehr breit ist, beschränken sich die Ausbildungsmöglichkeiten im geographischen Bereich auf die Kartographie und das Vermessungswesen. Wer mit Geodaten arbeiten möchte, kann eine Ausbildung in Geomatik absolvieren. Wer mit den Messwerten lieber Pläne und Karten erstellen möchte, könnte in der Vermessungstechnik Fuß fassen. Andere Berufe brauchen zwar keine geographische Ausbildung, weisen aber viele Schnittstellen mit Geographie auf. „Mit einer kaufmännischen Ausbildung könnte man zum Beispiel auch im Tourismus, in der Spedition oder Logistik arbeiten“, sagt die Expertin.

Berufe für die Weltverbesserer von morgen

So breitgefächert wie die Studienschwerpunkte sind auch die beruflichen Möglichkeiten in der Geographie. Gefragt sind die Generalisten in unterschiedlichen Bereichen wie etwa in der öffentlichen Verwaltung, wo sie zum Beispiel in die Stadtplanung eingebunden sind. Einen Arbeitsplatz finden sie auch im IT-Bereich bei Geo-Informationsdiensten, aber auch im Lehramt, Journalismus oder bei Non-Profit-Organisationen, die sich dem Schutz der Erde verschreiben. Im Tourismus sind sie bei diversen Reiseveranstaltern willkommen und können sich nicht zuletzt auch in der Wissenschaft und Forschung einen Namen machen. Besonders im Umwelt- und Klimaschutz werden Geographen aktuell mehr denn je gesucht. „Geographie ist vor allem für Leute spannend, die die Welt verbessern möchten, weil sie sich gerade in diesem Feld verwirklichen können“, sagt Sabine Najib. 

Gute Aussichten am Arbeitsmarkt

Durch aktuell dringliche Themen wie Klimawandel, Migration und Globalisierung sind Geographinnen und Geographen laut der Berufsberaterin zunehmend gefragt. Das spiegelt auch Claudia Suttner von der Arbeitsmarktberichterstattung bei der Bundesagentur für Arbeit. Rund 100.000 Absolventinnen und Absolventen der Geographie und Geowissenschaften waren im vergangenen Jahr erwerbstätig. Die Mehrheit davon arbeitete in unterschiedlichen Berufsfeldern, während etwa 16.000 Menschen direkt im Bereich Geographie, Geowissenschaft oder Meteorologie eingestellt waren. Arbeitssuchend waren in diesem Sektor lediglich 1.000 Arbeitslose. „Auch wenn sich Stellenangebote, die ursprünglich an Geographen, Geowissenschaftler und Meteorologen gerichtet sind, in Grenzen halten, so ist das mögliche Arbeitsfeld für die Berufsgruppe doch deutlich weiter gefasst und ein Berufseinstieg mit entsprechender Flexibilität gut möglich“, weiß Claudia Suttner. Wer nach dem Studium zügig ins Berufsleben einsteigen möchte, sollte sich einen Themenfokus suchen und ihn durch praktische Erfahrungen vertiefen, rät außerdem die akademische Berufsberaterin.

Von Klimadiagrammen in der Schule bis zur Klimaforscherin

Marie Büttner hat ihren Fokus schon lange gefunden. Sie hat den Plan gefasst, einen englischsprachigen Master in Physischer Geographie mit Schwerpunkt Klimaforschung zu absolvieren, um später in diesem Bereich zu promovieren. Dann kann sie sich ihrer Lieblingsaufgabe, der graphischen Darstellung und Analyse von Klimadaten, verschreiben und ihrer Leidenschaft, die sie im einst verpönten Fach Erdkunde unerwartet für sich entdeckt hat, professionell nachgehen.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Geographie)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland.
www.studienwahl.de

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit unterstützt bei der optimalen Auswahl von Studienfach und Studienort.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Berufsausbildung und mehr

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Check-U

Mit diesem kostenlosen Online-Test der Bundesagentur für Arbeit findest du heraus, welcher Beruf zu dir passt.
www.check-u.de