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Menschen in Problemsituationen helfen: Das wünschen sich viele für ihren Beruf und entscheiden sich daher für ein Studium oder eine Ausbildung im Sozial-, Gesundheits- oder Bildungswesen. Die Zufriedenheit ist hoch, auch die Arbeitsbedingungen sind besser als häufig angenommen.
Gehörschäden, Schwindel, Geruchsverlust: Dies sind nur einige der Beschwerden, mit denen Tim Watzlawik tagtäglich zu tun hat. Der 31-Jährige ist HNO-Audiologieassistent am Universitätsklinikum Bonn. Er wirkt an Untersuchungen mit, die helfen, Ursachen für gesundheitliche Probleme im HNO-Bereich herauszufinden und Diagnosen zu stellen. „Ich mag den direkten Kontakt mit verschiedenen Menschen sehr“, sagt er und ergänzt: „Im Krankenhaus bin ich Teil des Ganzen und werde für meine Arbeit wertgeschätzt, das ist ein tolles Gefühl.“
So wie Tim Watzlawik interessieren sich viele Abiturientinnen und Abiturienten für einen SAHGE-Beruf, also Berufe aus dem Bereich Soziale Arbeit, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Bildung. „Das ist ein sehr beliebter Bereich“, bestätigt Daniela Valentin, Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. Die Motivation dahinter ist oft, dass man Menschen in Problemsituationen helfen möchte.
Die Abkürzung SAHGE steht für Soziale Arbeit, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Bildung.
„Man muss sich bewusst sein, dass man mit unterschiedlichsten Menschen arbeitet, auch mit Menschen, die Probleme haben“, sagt Daniela Valentin. Wichtig sei deshalb, dass man zuhören kann, empathisch, offen und aufgeschlossen ist und eine gewisse Belastbarkeit mitbringt. „Es kann schwierige Situationen geben, und man nimmt immer wieder Themen und Probleme mit nach Hause.“ Außerdem sollte man flexibel sein, denn es gibt ständig neue Situationen, auf die man sich einstellen muss.
Da es im SAHGE-Bereich viele Berufe gibt, sind auch die Zugangsvoraussetzungen unterschiedlich. Für Ausbildungen in der Kinder- und Familienpflege beispielsweise ist ein Hauptschulabschluss Mindestvoraussetzung. Möchte man dagegen eine Ausbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin machen, können die Zugangsvoraussetzungen je nach Bundesland und Bildungseinrichtung variieren. Üblicherweise braucht man eine der folgenden Voraussetzungen:
SAHGE-Berufe haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen.
Daniela Valentin, Berufsberaterin in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster
Bei einem Studium der Sozialen Arbeit sind neben der Hochschulreife oft auch mehrwöchige Praktika oder Berufserfahrung gefragt. „Das Studium qualifiziert einen für viele Einsatzbereiche, etwa als Schulsozialarbeiter, Bewährungshelferin sowie Fachkraft in Jugendzentren, Kindergärten oder der Familienhilfe“, weiß Daniela Valentin
Weitere Studienmöglichkeiten sind etwa Lehramt, Kindheitspädagogik oder Hebammenkunde, während es bei den Ausbildungsberufen unter anderem Physio-, Ergo- oder Logotherapeutinnen und -therapeuten sowie Pflegefachkräfte, pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) und pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) gibt.
Die meisten Ausbildungen im SAHGE-Bereich werden an Berufsfachschulen angeboten, sind also schulische Ausbildungen, die in der Regel nicht vergütet werden. Geld gibt es aber unter Umständen in den vorgegebenen Praktikumsphasen. Und nach der Ausbildung natürlich: „Der Verdienst ist im sozialen Bereich in der Regel geringer als in der Industrie, aber in den vergangenen Jahren hat sich einiges getan“, sagt Daniela Valentin. Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verdienen Erzieherinnen und Erzieher im Schnitt 3.750 Euro brutto pro Monat, Streetworkerinnen und Streetworker sowie Sozialpädagoginnen und -pädagogen rund 4.400 Euro. „Das ist abhängig vom Bundesland und davon, wo man arbeitet, ob es etwa eine karitative Einrichtung oder der öffentliche Dienst ist.“
Die Berufsberaterin betont, dass die Zufriedenheit in vielen dieser Berufe sehr hoch ist. „Gut zu wissen ist auch, dass man häufig geregelte Arbeitszeiten hat.“ Das gilt etwa für Schulsozialarbeiter/innen, Schuldnerberater/innen, Erzieher/innen sowie Fachkräfte im Jugendamt und in Drogen- und Familienberatungsstellen.
Wie aber findet man heraus, welcher soziale Beruf zu einem passt? „Die Praxis ist der beste Test“, ist Daniela Valentin überzeugt. Praktika seien immer gut. Bei einem FSJ darf man beispielsweise in der Pflege auch einiges machen – und kann so besser einschätzen, ob man einen pflegerischen Beruf ergreifen möchte. Komme ich mit den Belastungen zurecht und den Menschen klar? Macht mir das Spaß?
Die Arbeitsmarktchancen haben sich laut Daniela Valentin in den vergangenen Jahren verbessert. Das bestätigt Ralf Beckmann vom Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit (BA): „SAHGE-Berufe haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile arbeitet rund jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in diesem Berufsfeld.“ 2023 waren das rund 6,6 Millionen Menschen. Im Zehnjahres-Vergleich gab es demnach ein Beschäftigungsplus von 1,6 Millionen. Besonders stark zugenommen hat dabei der Bereich Erziehung mit einem Plus von 50 Prozent.
„Die Nachfrage nach neuen Fachkräften ist weiterhin hoch“, berichtet der Arbeitsmarktexperte. In über 40 SAHGE-Berufen treten sogar Engpässe bei der Stellenbesetzung auf. Dazu gehören zum Beispiel Pflegefachkräfte, Ärztinnen und Ärzte oder auch Erzieher/innen. Die Arbeitslosigkeit von Fachkräften in SAHGE-Berufen sei sehr gering.
Stand: 18.11.2024
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