Foto: Rosalie Kummer
Elisabeth Allmendinger ist Referentin für Bildungspolitik bei Bitkom e. V., dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche.
„Junge Leute mit Affinität zu digitalen Technologien können sich auf viele interessante, zukünftige Aufgaben freuen“, sagt Elisabeth Allmendinger. Sie ist Referentin für Bildungspolitik bei Bitkom e. V., dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche. Im Interview mit abi» spricht sie über Chancen der Digitalisierung und wie selbige die Berufswahl beeinflusst.
abi» Frau Allmendinger, was raten Sie jungen Menschen bei der Berufswahl?
Elisabeth Allmendinger: Unser Arbeitsmarkt und die Berufsfelder sind in ständigem Wandel, der durch die Digitalisierung aber aktuell noch beschleunigt wird. Manche Berufe verschwinden, andere kommen hinzu. Der gerade Weg wurde schon lange immer seltener, ist mittlerweile aber gar nicht mehr selbstverständlich. Ich kann Studierenden nur raten, durch Praktika und Hospitationen in immer neue Bereiche zu schnuppern und einen offenen Blick dafür zu entwickeln, was es aktuell gibt oder entsteht.
abi» Gibt es einen Bereich, der besonders stark wächst?
Elisabeth Allmendinger: Allerdings. Bis Ende des Jahres 2022 werden in der Digitalwirtschaft 39 000 zusätzliche Jobs entstehen, sowohl in neuen Berufsfeldern als auch in bestehenden. Das kommt nicht von ungefähr: Die Digitalbranche hat durch die Pandemie neuen Schwung bekommen und steht aktuell besonders gut da. 2021 hatten wir einen IT-Fachkräftemangel von 96.000 Menschen, zwölf Prozent mehr als im Jahr davor, und die Unternehmen erwarten hier eine weitere Verschärfung. Die Digitalisierung hat viele neue Jobs geschaffen und wird das weiterhin tun, während andere, wie gesagt, wegfallen. Es gilt in Zukunft etwa riesige Datenmengen zu bewältigen, die wir analysieren und aus denen wir Rückschlüsse ziehen können, Prozesse müssen vereinfacht, Unternehmen beraten werden. Wenn man an die großen Herausforderungen unserer Zeit denkt wie die Pandemie, den Klimawandel und die globale Wettbewerbsfähigkeit, dann trägt die Digitalisierung entscheidend zur Lösung bei.
abi» Inwiefern sollten sich junge Menschen bei ihrer Berufswahl davon beeinflussen lassen?
Elisabeth Allmendinger: Vor allem sollten sie sich für einen Beruf entscheiden, der ihren Interessen, Fähigkeiten und Idealen entspricht. Unbestreitbar sind diese Aspekte jedoch dadurch gefärbt, dass junge Menschen von heute bereits mit der Digitalisierung aufgewachsen sind: Sie hatten mit Tablets zu tun, haben vielleicht sogar digitale Bildung in der Schule erlebt und nutzen Smartphones – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Gerade diese Erfahrung im selbstbestimmten Umgang mit der Digitalisierung ist unglaublich wichtig für künftige Berufstätigkeiten und dieser Erfahrungsschatz ist etwas, das sie zu einem eventuellen Studium mitbringen.
abi» Ein Studium für welche Tätigkeiten?
Elisabeth Allmendinger: Zum Beispiel im Bereich Kommunikation oder ganz konkret Social Media, denn es wird in unserer digitalisierten Welt immer wichtiger, präsent zu sein, schnell zu reagieren und Inhalte zu produzieren. Hier sind die Erfahrungen und die Kreativität von jungen Menschen gefragt, und eine gewisse Erfahrung im privaten Bereich kann wichtig und sogar relevant für die Bewerbung sein.
abi» Das heißt die heutige Generation bringt schon viele digitale Kompetenzen mit?
Elisabeth Allmendinger: Wir haben eine Kinder- und Jugendstudie gemacht über den Umgang mit digitalen Technologien und was daraus folgt. Ihr zufolge bieten digitale Technologien viele Chancen, etwa in Form von Lern-Apps. Aber es gibt auch viele Fälle von Cybermobbing und -gewalt, da muss man aufpassen. Wichtig sind Angebote für junge Menschen, mit denen sie einen gesunden Umgang mit digitalen Technologien lernen.
abi» Also müssen alle zukünftig in die Software-Entwicklung gehen?
Elisabeth Allmendinger: Die Vielfalt in der Digitalbranche ist natürlich viel größer. Für die bereits erwähnten Lern-Apps beispielsweise braucht es Bildungsexperten, die kreative und didaktisch korrekte Inhalte erstellen. Für virtuelle Welten braucht es außerdem Designer und Grafiker. Erst kürzlich war ich auf einer Konferenz, die fand komplett virtuell statt – in einem Konferenzgebäude auf einer tropischen Insel. Man konnte in Räume gehen und dort Vorträge hören, an Podiumsdiskussionen teilnehmen oder Videos anschauen. Im Außenbereich gab es eine Kunstausstellung. Jeder Teilnehmer hatte einen Avatar, und mit dieser digitalen Person war man in dieser Welt unterwegs und konnte sich auch mit anderen unterhalten. Es war ein Konferenzerlebnis, wie man es sonst in der realen Welt hat, mit allen Möglichkeiten des Austausches. Für solche immersive Welten braucht es dann eben Designer, aber auch viele andere Experten.
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Elisabeth Allmendinger ist Referentin für Bildungspolitik bei Bitkom e. V., dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche.
Stand: 25.03.2024
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