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Computer Science: „Man lernt vor allem durch Ausprobieren”

Carolin Neumann (25) absolviert den Masterstudiengang Informatik an der Technischen Universität (TU) Berlin. In ihrer Abschlussarbeit widmet sie sich einem Sicherheitsproblem der Blockchain.

Carolin Neumann bei der Arbeit.

Carolin Neumann benutzt ganz selbstverständlich Begriffe wie „Blockchain“, „Oracles“ oder „Stablecoins“, von denen man sonst nur in einschlägigen Medien oder Blogs liest. Die 25-Jährige steht am Ende des Masterstudiengangs ‚Computer Science‘ an der TU Berlin und versteht, wovon sie spricht.

Computer Science, das ist eigentlich nichts anderes als Informatik und dafür hegt die junge Frau schon seit langem eine Leidenschaft. Sie besuchte ein mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium und sollte sich in der siebten Klasse entscheiden: Physik oder Informatik? „Ich war mutig, habe mich für Informatik entschieden und es stellte sich als mein Lieblingsfach heraus“, sagt sie. Dass sie sich im Bachelorstudium dennoch fürs Fach „Informationstechnik im Maschinenwesen“ entschied, ist einerseits ihrer Familie geschuldet, die kommt nämlich aus dem Ingenieurwesen. Andererseits fürchtete Carolin Neumann, die reine Informatik sei zu theoretisch. „Aber, Big Surprise, die Informatik hat mir besser gefallen.“

  • Portraitfoto von Carolin Neumann.

    Viele denken bei Blockchain ja nur an Kryptowährungen, aber es geht um viel mehr, nämlich um Netzwerksicherheit.

    Carolin Neumann

Oracles, Stablecoins und die Blockchain

Derzeit schreibt Carolin Neumann an ihrer Masterarbeit. Darin geht es um besagte Blockchain, um Oracles und Stablecoins. Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Preis an eine nationale Währung gekoppelt sind und folglich keinen großen Preisschwankungen unterliegen. Beispielsweise ist die Währung Tether an den US-Dollar gekoppelt. Das Vertrauen in die Blockchain resultiert daraus, dass hinter ihr keine Einzelperson steht, sondern ein großes Netzwerk. Es werden aber dann und wann Daten von außerhalb benötigt, die von Drittanbietern bereitgestellt werden. Hierfür braucht man Oracles als Agenten. Sie bringen externe Daten auf die Blockchain. Im Fall von Tether greift das Oracle auf eine Webseite zu, um den Kurs des US-Dollars abzufragen. „In meiner Masterarbeit überlege ich mir eine Methode, diese potenziell unsichere Abfrage sicherer zu machen“, erklärt die Studentin.

„Jeder bringt seine Fähigkeiten ein“

Sie erinnert sich noch gut an die Gruppenarbeit, in der sie ihre erste Blockchain programmiert hat. „Viele denken bei Blockchain ja nur an Kryptowährungen, aber es geht um viel mehr, nämlich um Netzwerksicherheit“, erklärt Carolin Neumann. Ihre erste Blockchain drehte sich um eine fiktive Plattform für das Publizieren von Dokumenten. Die Blockchain sollte in diesem Fall die Autorinnen und Autoren auszahlen, sobald ein Dokument gekauft wird – natürlich in einer Kryptowährung. „Jeder bringt seine Fähigkeiten ins Team ein, da sind manche eben besser im Programmieren des Backends, andere in der Webentwicklung. Und dann kann man zusammen in drei Monaten richtig coole Projekte umsetzen und hat viel Spaß dabei“, erzählt sie.

Im Netzwerk als Frau nicht mehr allein

Auffallend findet sie die niedrige Frauenquote in der Informatik. „Aber gerade weil so wenige Frauen hier sind, vernetzen diese sich untereinander sehr schnell, und wenn man das Netzwerk einmal hat, ist man als Frau auch nicht mehr allein“, berichtet Carolin Neumann. Überhaupt bezeichnet sie das Netzwerken schon während des Studiums als Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben. Sie selbst engagiert sich in der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI) für die Vernetzung von Studierenden der MINT-Studiengänge und leitet eine Workshop-Reihe namens „STEM Girl“, in denen es um Themen wie Softskills geht.

Als Sprecherin der Nachwuchsorganisation „Junge GI“ organisiert sie bundesweit Veranstaltungen, Konferenzen, Projekte und weitere Workshops. Ein Projekt, das aus dem Berliner Stammtisch der Jungen GI hervorgegangen ist und das Carolin Neumann gegründet hat, nennt sich „BYTE Challenge“. Konkret heißt das, dass sie Lehrkräften, die Informatik an Schulen unterrichten, Lerninhalte liefert. Anmelden können sich ganze Klassen oder einzelne Schüler*innen, die dann „Bits“ und „Bytes“ sammeln und am Ende gegen Preise eintauschen können. Carolin Neumann ist nicht nur jetzt schon gut beschäftigt. Nach dem Master wird sie als Trainee bei IBM anfangen.