zum Inhalt

Studieren in Indien: Ein Land der Extreme

Im Rahmen seines Masterstudiums hat Lukas Driever (26) ein Semester an der Jawaharlal-Nehru-Universität in Neu-Delhi verbracht. Dort lernte er die bunte Kultur des Landes direkt auf dem Campus kennen.

Student Lukas Driever vor einem Bauwerk in Indien.

Lukas Driever ist ein Weltenbummler. Er war mehrfach in Lateinamerika, auf Rucksacktour durch Südostasien, hat ein Praktikum in Südafrika gemacht, ein Auslandssemester in Argentinien verbracht und erst vor Kurzem besuchte er Indien. Die universitären Reisen gehören zu seinem sozialwissenschaftlichen Masterstudiengang „Global Studies Programme“ an der Universität Freiburg, der explizit Auslandsaufenthalte vorsieht.

Im dritten Semester hat sich der Student für Neu-Delhi entschieden, „weil ich etwas Neues ausprobieren wollte“, wie er erzählt. „Ich wollte ein Land kennenlernen, das gerade extrem im Aufschwung ist.“ Von Januar bis Juni 2024 studierte er deshalb an der Jawaharlal-Nehru-Universität (JNU).

  • Portraitbild des Studenten Lukas Driever.

    Ich musste fast alles selbst besorgen, auch Glühbirnen, Bettzeug und eine Matratze. Aber das bekommt man auf den lokalen Märkten für kleines Geld.

    Lukas Driever, Masterstudent Global Studies

Spartanische Einrichtung

Einen Kulturschock erlebte der Student nicht. „Ich habe ja schon viel gesehen. Aber man kommt immer wieder in Berührung mit neuen Dingen.“ Eine Überraschung war für ihn allerdings das Klima. „Man denkt ja, man kommt in ein warmes Land. Ich bin dort im Januar angekommen aus Lima, wo wir bei 30 Grad am Strand Weihnachten gefeiert haben – und auf einmal waren es nur fünf Grad“, erinnert er sich und lacht. Auf der To-do-Liste stand also zunächst ganz oben: Winterklamotten und Decken kaufen.

Einkaufen musste Lukas Driever am Anfang ohnehin, denn sein Zimmer im Studierendenwohnheim direkt auf dem Campus war sehr spartanisch eingerichtet. „Ich musste fast alles selbst besorgen, auch Glühbirnen, Bettzeug und eine Matratze. Aber das bekommt man auf den lokalen Märkten für kleines Geld." Seine Dusche? Ein Eimer. Trotz des spartanischen Wohnens habe er die Zeit in Indien sehr genossen, erzählt er. Ein großer Vorteil war, dass dort an den Universitäten Englisch gesprochen wird. Er nahm also an den ganz normalen Kursen teil.

Organisation über den Studiengang

Weil die JNU eine Partneruniversität seiner Hochschule ist, musste sich Lukas Driever nicht extra für einen Studienplatz bewerben. Unterstützung bei der Planung und viel Infomaterial bekam er von der Studiengangskoordination. Die Finanzierung der Auslandssemester müssen die Studierenden selbst organisieren, viele bewerben sich für Stipendien. „Das habe ich auch beim Deutschen Akademischen Austauschdienst versucht, aber das hat in diesem Fall leider nicht geklappt. Ich würde aber sagen, dass ungefähr die Hälfte ein Stipendium bekommen hat.“ Er selbst hat sich das Auslandsstudium über Jobben im ersten Semester und Unterstützung von seiner Familie finanziert.

Um sein Visum für Indien hat sich Lukas Driever von Buenos Aires aus gekümmert, wo er im zweiten Semester einen Auslandsaufenthalt verbrachte. Dafür mussten die Studierenden sich an die indische Botschaft wenden. „Wir sind alle gemeinsam hingegangen und haben unsere Unterlagen abgegeben.“ Nach ein paar Tagen hatten sie alle ihr Visum in der Tasche.

Nur was für Erfahrene

„Indien ist ein Land der Extreme“, fasst der Masterstudent seine Erfahrungen zusammen, „sowohl positiv als auch negativ“. Besonders in Erinnerung bleibt ihm die kulturelle Vielfalt. „Nicht nur kulinarisch, sondern einfach auch der Menschen auf dem Campus. Es ist so ein großes Land und da gibt es die unterschiedlichsten Ethnien und Kulturen.“ Sehr beschäftigt hat ihn die große Schere zwischen Arm und Reich. „Man sieht auf der Straße Luxusautos fahren und an der nächsten Kreuzung stehen zehn bettelnde Kinder, die unter der Brücke schlafen.“ Auch deshalb sagt er: „Indien ist nichts für Leute, die wenig Auslandserfahrung haben.“