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BIM-Managerin: Die Digitalisierung im Bau voranbringen

Als BIM-Managerin kümmert sich Zeynep Kaplan (29) darum, dass alle relevanten Informationen zu einem Bauwerk digital gebündelt vorliegen. Eine Aufgabe, die vor allem Know-how im Projekt- und Changemanagement erfordert.

Eine junge Frau mit braunen Haaren erklärt einem Mann, der von der Seite zu sehen ist, ein digitales Bauprojekt auf einem Bildschirm.

„Mit Planungs-Software wird in der Bauwirtschaft schon lange gearbeitet. BIM ist weit mehr als eine Software – es ist eine neue digitale Arbeitsmethode, die derzeit die Branche revolutioniert“, sagt Zeynep Kaplan. Die 29-Jährige ist seit zwei Jahren BIM-Managerin bei Wolff & Müller, einem Bauunternehmen mit Sitz in Stuttgart. BIM steht für „Building Information Modeling“ oder auch „Building Information Management“. Das Prinzip: erst virtuell, dann real planen und bauen.

Alle Informationen, die für ein Bauvorhaben notwendig sind, werden in ein sogenanntes Datenmodell integriert. Außer der 3-D-Geometrie – also Höhe, Breite und Tiefe – sind weitere Informationen digital hinterlegt, etwa die Konstruktionsweise oder die Materialien. Das Modell wird von den Architektinnen und Architekten sowie den Fachplanerinnen und -planern verschiedener Gewerke gemeinsam erstellt. „Als BIM-Managerin im Bauunternehmen achte ich darauf, dass wir aus der externen Planung ein gutes Modell bekommen. Es muss unseren und den Anforderungen des Bauherrn genügen.“

Aus dem Modell können Zeynep Kaplans Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Kalkulation und Arbeitsvorbereitung den Materialbedarf und die Kosten und Termine einfach ableiten. Ein Hantieren mit unübersichtlichen Excel-Listen oder ein händischer Übertrag in andere Dokumentationssysteme entfällt. „So können wir besser, termin- und kostensicherer planen und bauen. Kunden bekommen einen digitalen Zwilling des Gebäudes, mit dem sie es später effizienter betreiben können“, erklärt sie.

Schulen, beraten und überzeugen

Ihr Arbeitgeber hat die Methode zwar schon vor rund zehn Jahren eingeführt, damit BIM unternehmensweit und in allen Phasen eines Bauprojektes Standard wird, muss Zeynep Kaplans Team die Mitarbeitenden aber an allen Standorten überzeugen und schulen. „Kommunikation ist ein ganz wichtiges Thema. Ich bin viel in Besprechungen und am Telefon. Dabei agiere ich nicht nur als Projekt-, sondern auch als Change-Managerin und Beraterin. Ich muss die Vorteile von BIM gegenüber den bisherigen Arbeitsweisen glaubhaft vermitteln.“ Gut zuhören können, Feingefühl haben, souverän auftreten und Geduld haben – all das sei wichtig für ihre Arbeit, sagt sie.

BIM-Software bedient Zeynep Kaplan übrigens nur selten. Sie sitzt kaum am Rechner. „Ich plane nicht, ich modelliere nicht und ich zeichne nicht“, betont sie. Stattdessen ist sie viel unterwegs, auch auf der Baustelle. Dort holt sie sich Feedback und prüft, ob die Kolleginnen und Kollegen mit dem digitalen Modell gut arbeiten können. „Mein Job hat auch viel mit Forschung und Entwicklung zu tun. Die Methode ist ja noch im Werden und es wird noch viel ausprobiert. Das treibe ich gerne voran. Ich will was bewegen“, sagt sie.

Zeynep Kaplan hat Bauingenieurwesen studiert und einen Master im Konstruktiven Ingenieurbau. Durch eine Werkstudentinnen-Tätigkeit ist sie in Berührung mit der BIM-Methode gekommen und war fasziniert. „Wenn ich mit Planern rede, kommt mir mein Studium schon zugute. Aber eigentlich ist das Fachwissen zweitranging“, betont sie. „Meine Aufgaben unterscheiden sich total vom klassischen Aufgabengebiet eines Architekten oder einer Bauingenieurin.“ In ihrem Team seien auch Leute ohne Bauhintergrund, dafür mit Know-how in puncto Projektmanagement. Die Karrieremöglichkeiten, die es für BIM-Manager*innen bei Wolff & Müller gibt, hat sie quasi schon ausgeschöpft. „Ich habe schon viel Verantwortung. Ich leite alle operativen BIM-Projekte bei uns“, sagt sie. Wenn sich die Möglichkeit bietet, kann sie sich vorstellen, das Operative etwas zurückzuschrauben und noch mehr konzeptionell im Bereich BIM-Entwicklung zu arbeiten.