Philosophin:
Die Suche nach der Meta-Ebene
Schon während ihres Philosophiestudiums hat sich Mahé Crüsemann (26) selbstständig gemacht. In ihren Projekten kombiniert sie philosophische Themen mit journalistischem Nachfragen.
Kamera und Mikrofon an, die Videokonferenz kann beginnen. Die Aufzeichnung des Podcasts „Philosophie trifft! Wie funktionieren Wissenschaften?“ erfolgt digital. Mahé Crüsemann moderiert das Gespräch zwischen dem Philosophieprofessor Norman Sieroka und zwei weiteren Personen aus anderen Wissenschaftsdisziplinen. Dieses Mal sind die Materialwissenschaften an der Reihe. Eine Frage der Moderatorin lautet: „Was ist Optimierung und welche Rolle spielt sie in den Materialwissenschaften?“
Mahé Crüsemann
Foto: privat
„Philosophie ist auf der Suche nach einer Meta-Ebene“, erklärt die 26-Jährige, die zusammen mit Norman Sieroka den Podcast entwickelt hat. „Durch die Gespräche mit verschiedenen Forscherinnen und Forschern arbeiten wir unter anderem heraus, welche Strukturen Wissenschaften gemeinsam haben und was sie vielleicht auch unterscheidet. Das beginnt schon bei den Begriffen. Viele werden in den einzelnen Disziplinen unterschiedlich genutzt.“
Bei der Produktion des Podcasts ist Mahé Crüsemann in ihrem Element. Da sie an der Universität Bremen Philosophie und Biologie studiert hat, interessiert sie sich besonders für philosophische Fragen in den beziehungsweise an die Naturwissenschaften. „Einige meiner Philosophiedozierenden an der Universität sind ebenfalls Naturwissenschaftler. Das hat mich sehr inspiriert“, erzählt sie. „Auch mit Blick auf die Philosophiegeschichte faszinieren mich immer wieder Philosophinnen, die sich zusätzlich mit Mathematik oder Naturwissenschaften beschäftigen, wie Émilie du Châtelet oder Simone de Beauvoir. Aber auch Umwelt- oder Tierethik finde ich sehr spannend.“
Die Kombination von philosophischen Themen mit journalistischen Formaten hat Mahé Crüsemann zum Beruf gemacht. Ihr Geld verdient die Selbstständige mit unterschiedlichen Projekten. Neben dem Podcast schreibt sie über philosophische und andere zeitlose Themen für ein Bremer Straßenmagazin. Bei der Bremer taz arbeitet sie als freie Autorin.
„Texte gewinnen durch die Philosophie enorm an Qualität“, findet sie. „Im Philosophiestudium lernt man, zu denken, eine eigene Meinung zu bilden und diese auch aufzuschreiben. Außerdem übt Philosophie, Argumentationsstrukturen in der Welt zu erkennen und darzustellen. Egal, zu welchem Thema man schreibt, ist das Erkennen weiterer Ebenen immer hilfreich.“
Von der Vorstellung der allein im Zimmer denkenden Philosophin beziehungsweise des Philosophen ist bei Mahé Crüsemann nicht viel zu finden. „Natürlich denke ich vorher darüber nach, was ich schreibe“, erklärt die Bremerin. „Aber schon im Studium merkt man, dass Philosophie vor allem Austausch mit anderen über Bücher, Meinungen und die Welt ist. Das ist in meinem Job jetzt auch nicht anders. Ich rede viel mit Menschen und versuche dadurch Zusammenhänge zu erkennen und aufzuschreiben.“
Mahé Crüsemann findet, dass die Selbstständigkeit mit den unterschiedlichen Projekten gut zu ihr passt. „Ich halte mir gerne viele Türen offen“ erläutert sie. „Und das nicht aus mangelnder Entscheidungsfreudigkeit, sondern, weil ich so vieles spannend finde.“
So war sie nach dem Abitur mit Beginn des Biologie- und Philosophiestudiums in Bremen noch davon überzeugt, Biologin werden zu wollen. „Mittlerweile finde ich die Philosophie und das Schreiben interessanter. Ich halte mir die Zukunft offen. Ich möchte noch viel lernen und ausprobieren.“
Mit einem abgeschlossenen Studium der Philosophie bietet sich ein breites Spektrum an Berufsmöglichkeiten. So sind Philosophieabsolventinnen und -absolventen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, in Presse, Funk und Fernsehen, gefragt. Beschäftigung finden sie auch im Verlagswesen oder in kulturellen Einrichtungen, wie Bibliotheken, Archiven oder Museen. Im Bildungsbereich steht ihnen die Erwachsenenbildung, mit zusätzlichem Lehramtsstudium die Schule als Berufsfeld offen. Manche Philosophinnen und Philosophen finden Beschäftigung an den Hochschulen oder machen sich in den genannten Bereichen selbstständig. Weitere Tätigkeitsbereiche sind die Unternehmens- oder Lebensberatung, beispielsweise in philosophischen Praxen.
Wie in vielen Bereichen, insbesondere den geisteswissenschaftlichen, profitieren auch nach einem Philosophiestudium diejenigen, die Erfahrung etwa durch Praktika im Wunschbereich vorzuweisen haben. Konkret für Philosophinnen und Philosophen ausgeschriebene Jobs beschränken sich auf den akademischen Bereich.
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de
Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V.
Dachorganisation des philosophischen Lebens und größte philosophische Gesellschaft im deutschen Sprachraum
www.dgphil.de
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